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Enwor 8 - Der flüsternde Turm

Enwor 8 - Der flüsternde Turm

Titel: Enwor 8 - Der flüsternde Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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unausgesprochene Frage in seinem Blick. »Aber du solltest dich noch für ein paar Tage in acht nehmen. Und dir deine Gegner das nächste Mal etwas genauer ansehen.« Sie machte eine rasche Handbewegung, als er dazu ansetzte, sich zu verteidigen. »Ich weiß, daß du dir diese Verletzung hättest ersparen können, wenn du sie getötet hättest. Ich danke dir, daß du es nicht getan hast.«
    »Wer hat diesen Kindern beigebracht, so zu kämpfen?« fragte Skar, während er sich nach seinen Kleidern bückte, die neben dem Bett auf dem Boden lagen. Ungeschickt versuchte er, unter der Decke in seine Hosen zu schlüpfen, was Yul abermals zu einem flüchtigen Lächeln veranlaßte.
    »Ein Satai«, antwortete sie. »Er kam vor einem Jahr hierher. Er war verletzt und wurde verfolgt. Wir gewährten ihm Obdach und heilten seine Wunden, und zum Dank lehrte er uns, wie ein Satai zu kämpfen. Viele meiner Mädchen verdanken ihm sein Leben.« »Ein fairer Tausch«, antwortete Skar; mehr, um überhaupt etwas zu sagen. Es war ihm endlich gelungen, in seine Hose zu schlüpfen. Mit einer raschen Bewegung schloß er die Gürtelschnalle, streifte die Decke von den Beinen und wollte aufstehen. Aber es blieb bei dem Versuch. Die schnelle Bewegung löste ein heftiges, an Übelkeit grenzendes Schwindelgefühl hinter seiner Stirn aus. Er wankte, streckte haltsuchend die Hände aus und sank kraftlos auf das Lager zurück. Yuls Gestalt verschwamm für einen Moment vor seinen Augen. Es war nicht so schlimm wie am vergangenen Abend, aber schlimm genug. Er stöhnte, hob die Hand an den Kopf und massierte seine Schläfen.
    »So etwas... Dummes«, sagte er verwirrt. »Ich bin wirklich... nicht mehr gut in Form.« Er versuchte ein Lächeln und seine Verlegenheit mit einem Scherz zu überspielen: »Ein jugendliches Aussehen ist nicht alles, wenn man sich nicht die passende Kondition dazu erhält. Vielleicht sollte ich in meinem Alter keine Tausend-Meilen-Ritte mehr unternehmen.«
    Yul blieb ernst. »Es war nicht der Ritt«, sagte sie. Ihre Worte waren wie eine ausgestreckte Hand, die sie ihm hinhielt. Da war etwas, was sie ihm sagen wollte; der Grund, aus dem sie — möglicherweise Stunden — an seinem Lager gesessen und darauf gewartet hatte, daß er aufwachte. Aber Skar wollte es plötzlich gar nicht mehr wissen.
    Sehr viel vorsichtiger als beim ersten Mal stand er auf, bückte sich nach seinem Hemd und streifte es über, und ganz automatisch wollte er auch nach seinem Brustpanzer greifen. Aber der Satai-Harnisch aus steinhartem Leder kam ihm mit einem Male viel zu schwer und unbequem vor, obgleich er ihn jetzt seit zwei Wochen fast ununterbrochen getragen hatte. Es war auch nicht nötig, daß er ihn anlegte; er war hier unter Freunden. Und vielleicht, überlegte er, hätte er auch auf Hemd und Hose verzichten sollen, denn die Kleider lösten einen fast unerträglichen Juckreiz auf seiner Haut aus.
    »Wie geht es Kiina?« fragte er; nur um überhaupt etwas zu sagen.
    Yul deutete ein Achselzucken an. »Sie schläft«, antwortete sie.
    »Sie war zu Tode erschöpft. Und sehr erschrocken. Ich habe ihr einen Trank gegeben, der sie bis zum Abend durchschlafen lassen wird. Was übrigens auch für dich das beste gewesen wäre«, fügte sie hinzu, plötzlich ganz die besorgte
Errish,
die die Verantwortung für einen Kranken übernommen hatte. »Aber dazu blieb keine Zeit. Verzeih. Aber es gibt viel zu besprechen, und wir haben nicht sehr viel Zeit.«
    Skar sah sie verstört an. Normalerweise reagierte er mit Unmut oder gar Zorn, wenn man ihn bei einer Schwäche ertappte. Yul gegenüber empfand er eher Verlegenheit. Und eine unbestimmte Furcht. Ihr hohes Alter gaben ihr eine Überlegenheit und Distanz, die ihn verwirrte.
    »Wir haben sogar noch weniger Zeit, als du glaubst, Yul«, sagte er bedauernd. »Du wirst Kiina aufwecken müssen. Hat dir Anschi nicht von den Quorrl erzählt?«
    »Doch, das hat sie.« Yul lächelte flüchtig, dann stahl sich ein Ausdruck von Bedauern auf ihre Züge. »Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Ich habe Anschi zu den Quorrl zurückgeschickt, mit der Bitte, auf dich zu warten. Was geschehen ist, tut mir leid. Ich bitte dich um Vergebung, auch in Anschis Namen.
    Ich fürchte, sie selbst ist zu stolz, um es zu tun.« Sie seufzte. »Sie ist ein Kind.«
    »Das meine ich nicht«, antwortete Skar. Er überlegte, ob er Yul davon erzählen sollte, daß Anschi sich bei Titch entschuldigt —oder es wenigstens
versucht
hatte,

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