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Enwor 8 - Der flüsternde Turm

Enwor 8 - Der flüsternde Turm

Titel: Enwor 8 - Der flüsternde Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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unsichtbarer, eisiger Schatten vor die glühende Sonnenscheibe draußen geschoben.
    »Du meinst, weil sie es dir nicht erzählt hat?« Yul schüttelte traurig den Kopf. »Wir alle wissen es, Skar. Es war das große Geheimnis der
Errish,
über all die Jahrtausende hinweg. Wir durften es dir nicht sagen. Nicht einmal sie durfte es. Und wir glaubten, die Gefahr sei gebannt, nachdem du das Kind zurückgebracht hattest. Vielleicht war sie es sogar.« Skar sah sie fragend an. »Es begann, nachdem du fort warst«, fügte Yul erklärend hinzu. »Der
Dronte
schien der letzte Versuch der
Sternengeborenen,
das Kind und damit dein Erbe in ihren Besitz zu bringen. Erst nachdem es
dich
nicht mehr gab, begannen sie wirklich zu erwachen.«
    »Aber wieso?«
    »Das weiß niemand«, antwortete Yul. »Vielleicht war nicht Combat das Siegel, sondern du. Die Macht, die in deiner Seele schlummert, Satai. Es hat immer Männer wie dich gegeben, seit den Zeiten der
Alten,
und sie haben ihre Macht weitervererbt, meist, ohne auch nur zu ahnen, wer sie waren. Vielleicht war der magische Schlaf, in den der Priester dich versetzte, die erste Zeitspanne seit dem Untergang der alten Welt, in der es keinen
Wächter
gab.«
    Sie sah, wie sehr ihre Worte Skar trafen, und lächelte aufmunternd. »Vielleicht ist es auch ganz anders. Nur Vermutungen, die eine Greisin anstellt, die längst hätte sterben sollen. Komm — laß uns ein paar Schritte gehen. Die Sonne scheint, und die Wärme wird meinen alten Knochen guttun.«
    Nebeneinander verließen sie die Hütte. Es war sehr warm, und nach dem tagelangen Regen empfand Skar den Sonnenschein als doppelt angenehm. Yuls Erzählung hatte mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet, aber er wußte auch, daß sie nicht weiterreden würde, auch wenn er es versuchte. Da war noch mehr, noch viel mehr, was es zu fragen und zu sagen gab, aber es war Yul, die die Spielregeln bestimmte, und die entschied, wieviel Wahrheit er in einer gewissen Zeit ertragen konnte und wieviel nicht. Und vielleicht hatte sie recht. Ihre Geschichte — zusammen mit dem, was Skar wußte und
ihr
verschwieg, ergaben ein erschütterndes Bild. Er war mehr denn je davon überzeugt, daß Drask ihm die Wahrheit gesagt hatte, kurz bevor er starb.
    Skar versuchte seine Gedanken in andere Bahnen zu zwingen, indem er sich auf das Lagerleben ringsum konzentrierte. Die kleine, aus Felsen und Palisadenwänden errichtete Festung war so hastig und provisorisch angelegt, wie er schon gestern abend vermutet hatte. Yuls Schülerinnen waren mit sehr viel mehr gutem Willen als Wissen an ihre Aufgabe herangegangen, und der Satai, der sie unterrichtet hatte, hatte entweder nichts vom Festungsbau verstanden oder nicht vorausgesehen, daß seine Lebensretterinnen eines Tages auf diese Fertigkeiten angewiesen sein mochten. Skar indes sah die Anlage aus den Augen eines Kriegers, und er mußte nicht zweimal hinsehen, um zu erkennen, daß sie einem ernstgemeinten Angriff nur sehr kurze Zeit standhalten würde.
    »Wie lange seid ihr schon hier?« fragte er, während sie sich nebeneinander der großen Palisadenwand näherten, die er aus der Luft heraus gesehen hatte.
    »An diesem Ort?« Yul überlegte. »Zehn... nein, elf Tage. Oh, ich weiß, er ist erbärmlich, aber das Beste, was wir haben.« Sie beschattete die Augen mit der Hand und blickte aufs Meer hinaus, als suche sie nach etwas Bestimmtem. Skar folgte ihrem Blick, konnte aber nichts Außergewöhnliches entdecken. Es war sehr warm. Nachdem sie die Hütte verlassen hatten, begann er die Sonne bereits unangenehm zu spüren, die er solange vermißt hatte. Und der Juckreiz hatte keineswegs aufgehört. Skar mußte sich beherrschen, um sich nicht ununterbrochen am ganzen Leib zu kratzen. »Wir waren auf dem Weg zurück nach Elay«, fuhr Yul fort.
    »Anschi und die, die mit mir in die Wüste geflohen waren, als der
Wächter
Elay angriff.«
    »Du hast sie angeführt?«
    »Nicht direkt«, antwortete Yul mit einem schmerzlichen Lächeln. »Um ehrlich zu sein — es war ein purer Zufall, daß wir entkamen. Wir versteckten uns, zuerst in der Nähe Elays, später, als sie anfingen, uns zu jagen, im Tal der Drachen, und nach und nach stießen andere zu uns, die dem
Wächter
entkommen waren; oder die er nicht für wichtig genug empfunden hatte, sich ihrer zu bemächtigen.«
    »Wie viele seid ihr?«
    »Siebzig«, antwortete Yul. »Vielleicht achtzig — ich weiß es nicht genau. Viele starben, als wir die Kontrolle über die

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