Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Enwor 8 - Der flüsternde Turm

Enwor 8 - Der flüsternde Turm

Titel: Enwor 8 - Der flüsternde Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
versprochen hast?« Yul stand auf und machte ein paar Schritte auf die Tür zu, wobei sie sich schwer auf einen glattpolierten Stock aus schwarzem Holz stützte, der bisher neben ihrem Stuhl gestanden hatte.
    Auch Skar erhob sich, unterdrückte aber im letzten Moment den Impuls, die Hand auszustrecken und sie zu stützen. Yul würde ihn um Hilfe
bitten,
wenn sie sie brauchte. »Ich weiß es nicht«, sagte er. »Aber ich muß es versuchen. Dieser Kampf... darf nicht weitergehen.«
    »Weil es ein Krieg ohne Sieger wäre.« Yul nickte und starrte wieder ins Leere. »Es hat schon einmal einen solchen Kampf gegeben, und er wurde von denselben Parteien geführt. Sie vernichteten sich gegenseitig, und was von Enwor blieb, war eine Hölle.«
    Sie wandte den Kopf und sah ihn durchdringend an. »Ist es das, wovor du dich fürchtest, Satai? Willst du den Krieg verhindern, weil du Angst hast, es könnte wieder keinen Sieger geben, sondern nur Verlierer?«
    Skar spürte, daß von seiner Antwort viel abhing, ohne zu wissen, warum. Er dachte lange über Yuls Worte nach, und für einen ganz kurzen Moment war er in Versuchung, ihr auch den Teil der Geschichte zu erzählen, den er ihr bisher verschwiegen hatte: seine eigene, ganz private Hölle, deren Abgründe sich für ihn aufgetan hatten, seit er auf der Insel des
Dronte
das Erwachen des
Daij-Djan
miterlebt hatte. Sein Wissen um das, was er
wirklich
war. »Nein«, sagte er schließlich.
    »Warum dann?« beharrte Yul.
    »Weil ich... müde bin«, sagte er zögernd. »Wir alle sind es, Yul. Diese Welt hat zu viel Krieg und Sterben erlebt. Es muß aufhören. Für immer.«
    Yul lächelte. »Seltsame Worte — aus dem Munde eines Kriegers.«
    »Vielleicht ist ein Krieger der einzige, der versteht«, antwortete Skar. Er machte eine Handbewegung, die seine ganze Erschöpfung zum Ausdruck brachte. »Vielleicht sind die alten Legenden wahr, und unsere Vorfahren und die
Sternengeborenen
vernichteten sich wirklich gegenseitig, als sie um die Vorherrschaft auf En-wor kämpften.«:
    »Sie
sind
wahr«, sagte Yul.
    »Aber in einem lügen sie«, beharrte Skar. »Der Kampf hat nie aufgehört. Es mag tausend Jahre her sein oder eine Million, aber der Krieg wurde nie beendet. Der
Dronte,
dieses entsetzliche Ding, das ihr den
Wächter
nennt und alle anderen Kreaturen, die sie noch gegen uns werfen mögen, sind —«
    »- keine Dämonen, Skar, sondern Teil eines unvorstellbaren Waffensystems, das sie erschufen, um ihre Gegner zu bezwingen«, unterbrach ihn Yul. Sie sah ihn fast amüsiert an. »Überrascht dich das?«
    »Nein«, antwortete Skar ehrlich. »Ich verstehe es nicht, aber es überrascht mich auch nicht.«
    »Aber es ist doch ganz einfach«, fuhr Yul fort, noch immer in diesem Skar unverständlichen, fast amüsierten Tonfall. »Die
Alten
waren Wesen von unvorstellbarer Macht und Wissen, aber sie blieben
Menschen.
Ihre Seelen und ihre Art zu denken blieb die von Menschen. Die
Sternengeborenen
waren anders. Die Alten bezwangen sie mit ihrer Technik, denn sie wußten Dinge zu erschaffen, die selbst uns wie Zauberei vorkommen. Aber sie waren letztendlich in den Gesetzen ihrer Welt gefangen. Sie vermochten Dinge zu erschaffen wie unsere Scanner, und andere, schlimmere Waffen. Du hast ihre Wirkung gesehen. Du warst in Combat.«
    Skar nickte. Er hatte das Feuer gesehen, das die Erde selbst entflammt hatte. Es brannte noch immer. Nach einer Million Jahren. Und es würde auch in einer weiteren Million Jahren weiterlodern. »Aber gleich, wie perfekt ihre Waffen waren, sie blieben unvollkommen«, fuhr Yul fort. »Was die
Sternengeborenen
taten, war anders.« Sie suchte nach Worten, fand keine und zuckte mit den Schultern. »Nenne es besser, wenn du willst. Meinetwegen böser, auf jeden Fall aber wirkungsvoller. Die Waffen der
Alten
gingen mit ihrer Welt unter. Die der
Sternengeborenen
überdauerten ihre Schöpfer, denn was sie schufen, war Leben. Leben, das nur dem einen Zweck diente, zu töten. Und das unsterblich war, denn es vermochte sich allen nur denkbaren Veränderungen anzupassen.« Sie seufzte, senkte den Blick und stützte sich schwerer auf ihren Stock. »Du hast recht, Skar. Wir können diesen Krieg nicht gewinnen.«
    »Hat... Gowenna das alles gewußt?« fragte Skar. Er war erschüttert. Das meiste von dem, was Yul ihm erzählt hatte, war ihm nicht einmal neu, und doch gab allein die Art, auf die sie gesprochen hatte, den Dingen eine neue, furchtbare Realität. Es war, als hätte sich ein

Weitere Kostenlose Bücher