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Enwor 8 - Der flüsternde Turm

Enwor 8 - Der flüsternde Turm

Titel: Enwor 8 - Der flüsternde Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Aufschrei.
    Das Gesicht unter dem bizarren Riesenhelm war alt, uralt. Ungezählte Jahre hatten es in ein Gewirr von Falten und Runzeln verwandelt, in dem nur noch die Augen zu leben schienen, dunkle, grundlose Augen voll uraltem bösem Wissen und dem unstillbaren Hunger nach Macht, der etwas in ihrem Hintergrund in Brand zu setzen schien. Und
er kannte dieses Gesicht.
Es war Drask.
    Aber das war doch unmöglich!
Der Zauberpriester war vor seinen Augen gestorben, und er selbst war dabeigewesen, als sein Körper verbrannt worden war!
    »Wir sind bereit, Herr«, sagte Anschi. Ihre Stimme war leise und klang so holprig, wie ihre Bewegungen waren, aber in der Stille der Nacht konnte Skar trotzdem jedes Wort so deutlich hören, als stünde er neben ihr. »Die Daktylen sind gesattelt.«
    »Der Satai«, antwortete der Mann mit Drasks Gesicht. »Ihr habt ihn?«
    Es war nicht Draks Stimme, dachte Skar verwirrt. Sie klang... ähnlich, aber nicht gleich. Er versuchte, das Gesicht über der bizarren schwarzen Rüstung genauer zu erkennen, aber die Entfernung war einfach zu groß.
    Anschi zögerte, zu antworten. »Noch... nicht«, sagte sie schließlich.
    Der Zauberpriester legte den Kopf schräg und sah sie stirnrunzelnd an. »Noch nicht?« wiederholte er. »Was soll das heißen? Habt ihr ihn in Gewahrsam oder nicht?«
    »Kiina hat ihn betäubt«, antwortete Anschi hastig. »Aber dieses dumme Kind kann sich nicht genau erinnern, wo.«
    »Dann sucht ihn!« kreischte sie der Zauberpriester an. Skar sah jetzt immer mehr Unterschiede zu Drask. Es war nicht nur eine andere Stimme. Sein Gesicht war und blieb das des greisen Priesters, der um ein Haar ihr gesamtes Heer vernichtet hätte, aber seine Gestik war anders. Es war eine zufällige Ähnlichkeit; wenn auch eine, die Skar schauern ließ, denn sie machte ihm klar,
wie wenig
sie bisher alle über das Volk wußten, mit dem sie um nichts weniger als ihre gesamte Welt kämpften.
    »Das werden wir, Herr«, sagte Anschi. »Wir werden ihn finden.«
    »Gut«, antwortete der Mann mit Drasks Gesicht. Er fügte nichts hinzu, keine Drohung, keine Ermahnung, aber vielleicht war es gerade das, was Anschi wie unter einem Hieb zusammenfahren ließ, denn der alte Mann sprach mit dem Selbstbewußtsein eines Menschen, der es gewohnt war, seine Befehle ausgeführt zu sehen, und keine Ausflüchte und Entschuldigungen gelten ließ. »Dann bereitet alles für den Aufbruch vor«, fuhr er fort. »Wir erwarten euch in zwei Tagen.«
    »Und die Quorrl?« fragte Anschi. »Sollen wir sie töten?«
    Drask — der nicht Drask war — schüttelte den Kopf. »Das werden die Drachen und Schakale erledigen«, sagte er kalt. »Bindet sie, und sorgt dafür, daß sie sich nicht zu schnell befreien können, wenn die Betäubung nachläßt. Bis auf den Krieger in der goldenen Rüstung.«
    »Titch?«
    »Wenn das sein Name ist, ja«, antwortete der Zauberpriester.
    »Ich habe viel über ihn gehört. Ihr werdet ihn mitnehmen.«
    Anschi zögerte. Ihr Gesicht spiegelte deutlich das Unbehagen wider, mit dem sie der Befehl des Alten erfüllte. »Er ist... gefährlich, Herr«, sagte sie unsicher.
    »Dann behandelt ihn entsprechend«, fuhr sie der Alte an. »Setzt ihn meinetwegen unter Drogen, oder legt ihn in Ketten, aber verletzt ihn nicht. Und vergreift euch nicht an seinem Geist. Wir brauchen Männer wie ihn. Und jetzt geht und sucht diesen Satai, bevor
ich
es tun muß.« Die Drohung, die in diesen Worten mitschwang, war unüberhörbar. Anschi fuhr abermals zusammen, während Kiinas Gesicht ausdruckslos blieb. Skar revidierte in Gedanken seine Meinung über die Unbeeinflußbarkeit einer
Errish.
Vielleicht hatten sie die Zauberpriester trotz allem noch unterschätzt.
    Die beiden jungen Frauen machten sich auf den Rückweg ins Lager hinab, aber Skar blieb, wo er war. Gebannt sah er zu, wie der Zauberpriester zurück in die Höhle ging, wobei er seinen sonderbaren Helm wieder aufsetzte und vom Menschen zum Ungeheuer wurde. Nach einer Weile kehrte er zurück, jetzt aber nicht mehr allein, sondern begleitet von fast einem Dutzend gleichaltriger, in absurde Rüstungen gehüllter Gestalten.
    Skar fiel die sonderbare Art auf, in der sie sich bewegten. Die bizarren Rüstungen mußten Zentner wiegen, und er hatte zumindest in
(Drasks?)
einem Fall gesehen, daß sich darunter ein ganz normaler, eher gebrechlicher Mensch verbarg, aber sie bewegten sich fast schwerelos, schienen eher zu gleiten als zu gehen. Skar hatte im Laufe der Nacht

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