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Enwor 8 - Der flüsternde Turm

Enwor 8 - Der flüsternde Turm

Titel: Enwor 8 - Der flüsternde Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Rücken wie die Berührung einer eisigen Hand zu fühlen. Dann zerbrach der Formationsflug der drei Drachenvögel wieder. Diesmal näherten sich
zwei
Daktylen der Höhle und begannen, vor ihrem Eingang zu kreisen. Skar sah aus den Augenwinkeln, wie sich Titch spannte. Er warf dem Quorrl einen mahnenden Blick zu, aber er war nicht einmal sicher, ob er ihn überhaupt bemerkte.
    »Skar!«
    Die Stimme kam direkt vom Himmel, und sie war so laut und durchdringend wie die eines Gottes. Skar sah erschrocken auf, darauf gefaßt, die Daktyle direkt auf ihr Versteck zuschießen zu sehen, aber die Echse kreiste weiter über dem Tal, der Kopf ihrer Reiterin bewegte sich suchend hin und her. Schwarzes Haar wehte wie ein Schleier im Flugwind. Die
Errish
über ihnen war Anschi.
    »Satai!«
schrie sie noch einmal.
»Ich weiß, daß du mich hörst!
    Du bist hier irgendwo! Ich kann dich nicht sehen, aber ich weiß, daß du mich siehst. Hör mir genau zu!«
    Die Daktyle verlor an Höhe, und Anschi schwieg ein paar Sekunden, um ihren bockenden Drachenvogel wieder unter Kontrolle zu bekommen. Skar tauschte einen erschrockenen Blick mit Titch. Der Quorrl beobachtete Anschi scharf, sah aber zwischendurch immer wieder zu den beiden anderen Daktylen hinauf. Die
Errish
hatten sich der Höhle noch weiter genähert und kreisten so dicht vor ihrem Eingang, daß ihre Daktylen sich nur noch mit Mühe in der Luft halten konnten. Ihre Flügel peitschten wie rasend.
    »Satai!«
schrie Anschi.
»Hör mir genau zu, du verdammter Mörder! Du hattest deine Chance, mehr als einmal! Aber du hast es nicht anders gewollt! Jetzt spielen wir nach meinen Regeln, hörst du? Wir haben Kiina, und wir haben deinen Quorrl-Freund! Den Quorrl werden wir löten, und wenn du Kiina wiedersehen willst, dann komm und hole sie dir! Du weißt, wo du uns findest! Und jetzt sieh genau hin, Satai. Eine Errish bezahlt immer ihre Schuld! Sieh ganz genau hin!"
    Anschi hob die Hand und gab ihren beiden Schwestern ein Zeichen, und Titch schrie gellend auf und sprang hoch.
    Aber diesmal war er nicht schnell genug. Skar sprang ihn an und ließ die gefalteten Fäuste mit aller Gewalt in seinen Nacken krachen. Der Quorrl taumelte, fiel auf Hände und Knie zurück und brach vollends zusammen, als Skar noch einmal und mit noch größerer Kraft zuschlug.
    Und in der gleichen Sekunde begannen grellweiße Lanzen aus Licht aus den Händen der
Errish
zu zucken und fuhren in die Höhle. Immer und immer und immer wieder.

S ie hatten kein Wort mehr miteinander gesprochen. Titch war nach wenigen Augenblicken wieder erwacht, aber nichts von alledem, was Skar erwartet hatte, war geschehen. Der Quorrl hatte sich einfach aufgerichtet und lange, endlos lange zu der lodernden roten Wunde im Berg hinaufgestarrt, in die das Scannerfeuer der
Errish
die Höhle verwandelt hatte, und er hatte auch nicht reagiert, als Skar ihn anzusprechen versuchte. Fast eine Stunde lang hatte er einfach dagesessen und ins Leere gestarrt. Schließlich war Skar aufgestanden und noch einmal zu den beiden toten
Errish
zurückgegangen, um sich ihrer Vorräte und Wasserflaschen zu bemächtigen. Als er zurückkam, saß der Quorrl noch immer in der gleichen, erstarrten Haltung da.
    Die Sonne stand im Zenit, als sie das Tal verließen und den langen, mühsamen Aufstieg in die Berge begannen. Es war heiß geworden, und der Regen hatte endgültig aufgehört. Am Himmel stand keine einzige Wolke mehr, und selbst der Wind war warm und trocken; wie ein Vorgeschmack der Wüste auf der anderen Seite der steinernen Barriere, die das Tal der Drachen umgab.
    Sie kamen nur sehr langsam voran, denn es gab keinen richtigen Weg, und oberhalb der Höhle, die Titchs Männern zum Grab geworden war, wurde das Gelände immer schwieriger, so daß sie mehr als einmal zu lebensgefährlichen Kletterpartien gezwungen wurden. Skar wartete auf den Moment, in dem Titch aus seiner Betäubung erwachen oder einfach vor Schwäche aufgeben würde, denn mit seiner verletzten Hand mußte ihm das Bergsteigen ungleich schwerer fallen als ihm, aber der Quorrl folgte stumm und klaglos.
    Am späten Nachmittag hatten sie den Berggipfel erreicht und legten eine erste Rast ein. Skar war müde. Das Klettern hatte ihn erschöpft, und er hatte die zweite Nacht ohne Schlaf hinter sich. Seine Augen brannten, und im Laufe der letzten Stunde hatte er mehr als einmal danebengegriffen und war eigentlich nur noch durch pures Glück einem Absturz entronnen. Trotzdem widerstand er der

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