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Enwor 8 - Der flüsternde Turm

Enwor 8 - Der flüsternde Turm

Titel: Enwor 8 - Der flüsternde Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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bist du nur ein Mensch. So wie ich nur ein Schatten bin. Sie aber sind Götter.
    Nein!
stöhnte Skar.
Geh! Geh endlich!
    Der
Daij-Djan
machte eine Geste, die fast bedauernd wirkte.
Wie du willst, Bruder. Du bist es, der befiehlt. Ich bin nur das Werkzeug. Aber ich werde da sein, wenn du mich rufst.
Und damit verschwand er, und Skar —
wachte auf.
    Es waren seine Reflexe, die ihn retteten, nicht sein Bewußtsein, das sich nur allmählich aus dem klebrigen Gespinst des Traumes löste, der kein Traum gewesen war. Er öffnete die Augen, spürte die Gefahr mehr, als er sie erkannte, und warf sich blitzschnell zur Seite und gleichzeitig zurück. Er schlug schmerzhaft mit der Schulter auf, tastete blindlings mit Händen und Füßen nach Halt und fühlte nichts als Leere unter dem rechten Arm und dem rechten Bein. Verzweifelt spannte er die Muskeln an, mobilisierte seine letzten Kraftreserven und versuchte sich herumzuwerfen, aber die hastige Bewegung ließ ihn nur noch weiter auf den Abgrund zurollen.
    Schuppige Finger packten seine Hand und zerrten ihn mit einem Ruck herum und auf die Füße, der ihm den Arm aus dem Gelenk zu reißen schien. Skar schrie auf, riß seine Hand los und taumelte einen Schritt an dem Quorrl vorbei, fort von dem Abgrund, in den er um ein Haar gestürzt wäre.
    Keuchend drehte er sich um, preßte die Hand auf die schmerzende Schulter und warf Titch einen gleichzeitig wütenden wie verwirrten Blick zu. Er hatte noch immer Mühe, sich zurechtzufinden. Im allerersten Moment glaubte er, noch immer zu träumen. Aber dann begriff er, daß es nicht der Titch aus seinem Traum war, dem er gegenüberstand, nicht der Erzfeind, sondern nur ein Quorrl, der kein Quorrl mehr war und der ihm jetzt nur noch ein Leben schuldete, und der Abgrund zwei Schritte vor seinen Füßen war nicht der Höllenschlund aus seiner Vision, sondern eine ganz normale Felswand, wenn auch eine von erschreckender Tiefe. Mit einem Gefühl heftiger Betroffenheit gestand er sich ein, daß er im Schlaf aufgestanden und hierhergegangen sein mußte. Skar trat verwirrt an dem Quorrl vorbei, ließ sich auf ein Knie herabsinken und spähte vorsichtig nach unten. Die enorme Höhe der Klippe ließ ihn schwindeln. Unter ihnen breitete sich das Tal der Drachen aus, eine sonderbare, erschreckende Landschaft, die zum Teil aus Felsen, zum Teil aus Wüste und großen, schmutziggrünen Flecken wuchernden Dschungels bestand. Sein Blick ging nach Norden und suchte den Turm, und für einen kurzen Moment glaubte er ihn sogar zu sehen. Dann verschwamm der Schatten vor seinen Augen, und Skar begriff, daß sie viel zu weit von ihm entfernt waren, als daß er ihn erkennen konnte. Aber er wußte, daß er da war. Er konnte ihn spüren. Er hörte sein böses, pulsierendes Flüstern, das nun nicht mehr nur nach seinen Träumen griff, sondern auch nach seinen Gedanken.
    Er stand mit einer abrupten Bewegung auf, drehte sich herum und ging an Titch vorbei. Ihr Lagerplatz war nur wenige Schritte entfernt, aber am Morgen, als sie hergekommen waren, war Skar einfach zu müde gewesen, um den Abgrund zu bemerken, auf den sie sich zubewegten. Er fragte sich, ob Titch ihn gewarnt hätte, wäre er weitergegangen.
    Wortlos ließ er sich auf einen Felsen sinken, stützte die Ellbogen auf den Knien auf und verbarg das Gesicht in den Händen. Er war noch immer müde. Die Sonne hatte längst die zweite Hälfte ihrer Tagesreise in Angriff genommen, aber die Stunden, die er geschlafen hatte, hatten ihn nicht erfrischt; im Gegenteil. Auf einer geistigen Ebene fühlte er sich erschöpfter und ausgelaugter als zuvor.
    Das Geräusch schwerer Schritte ließ ihn aufsehen. Titch kam langsam auf ihn zu, betrachtete ihn einen Herzschlag lang prüfend und fast mißtrauisch und hob dann in einer linkischen Geste die Hand.
    »Ich war einen Moment eingeschlafen«, sagte er. Es klang wie eine Entschuldigung. »Als ich gemerkt habe, daß du fort warst, war es fast zu spät.«
    Skar antwortete nicht, aber er sah den Quorrl mit neuem Interesse an. Titchs Stimme klang schleppend. Der Quorrl mußte so müde sein wie er, wenn nicht erschöpfter, denn er hatte wahrscheinlich den ganzen Tag neben Skar gesessen und gewacht, aber es war nichts von der Bitterkeit und Resignation darin, die Skar erwartet hätte. Etwas war mit Titch geschehen, während er geschlafen hatte.
    »Fast zu spät ist doch ausreichend«, sagte er mit einem müden Lächeln. »Besser als wirklich zu spät, oder?« Er nahm die Hände

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