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Enwor 9 - Das vergessene Heer

Enwor 9 - Das vergessene Heer

Titel: Enwor 9 - Das vergessene Heer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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verließen die Kammer auf diesem Wege. Sie mußten aufpassen, denn der Fels war auch hier noch immer so heiß, daß sie sich mit Sicherheit schwere Verbrennungen zugefügt hätten, hätten sie ihn auch nur flüchtig berührt, und kaum hatte Skar sich hinter Anschi durch das runde Loch hindurchgebückt, da blieb die
Errish
auch schon wieder stehen und stieß abermals erschrocken die Luft aus.
    Vor ihnen war die Spur des Dämons.
    Aber es waren nicht die Fußabdrücke eines lebenden Wesens, ganz gleich welches. Es war eine Spur aus Feuer. Eine Reihe kleiner, in regelmäßigen Abständen verlaufender Tümpel aus Flammen, wo der Boden zu weißlodernder Lava geschmolzen war unter der Glut dessen, was über ihn hinwegschritt! Schnurgerade zog sie sich vor Anschi und Skar dahin und verschwand in schwer zu schätzender Entfernung hinter einer Biegung des Ganges.
    Skars Hände begannen zu zittern. Er hatte das Gefühl, daß ihn von einer Sekunde zur anderen alle Kraft verließ, jedes bißchen Mut, das er jemals besessen hatte. Sie wollten dem Etwas folgen, das diese Fußabdrücke hinterlassen hatte?! dachte er hysterisch. Lächerlich! Das war… einfach lächerlich!
    Dann dachte er an den toten Zauberpriester hinter ihnen, an den geschmolzenen Fels und die entsetzliche innere Kälte, die er in der Nähe des Ungeheuers gespürt hatte, und an die ahnungslose Welt mit ihren ahnungslosen Menschen, die über ihnen war, und plötzlich kam ihm seine Angst schäbig und feige vor. Er wußte nicht, ob es überhaupt jemanden gab, der in der Lage war, den Dämon aufzuhalten, und schon gar nicht, ob er dieser Jemand war, aber wenn es auch nur den Hauch einer Chance gab, daß er es war, dann mußte er es versuchen.
    »Wohin mag dieser Gang führen?« fragte Anschi. Sie flüsterte nur, aber die Wände warfen ihre Worte als tausendfach gebrochenes, verzerrtes Echo zurück, als wäre da außer ihnen und dem Feuer noch etwas, das sie auffing und wiederholte.
    Skar zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht«, antwortete er. »Und ich glaube, auch Ennart hätte es nicht gewußt.« Vielleicht hatten nicht einmal die, die diesen Turm gebaut hatten, etwas von der Existenz dieses Ganges geahnt.
    Langsam folgten sie der Spur des Ungeheuers. Skar fragte sich vergeblich, wie sie den Dämon aufhalten wollten, sollte es ihnen wirklich gelingen, ihn einzuholen und zu stellen, aber er zögerte nicht einmal im Schritt, während er langsam vor Anschi herging. Der Tunnel zog sich scheinbar endlos dahin, und es zeigte sich, daß sie sich tatsächlich in einem Teil der Katakomben befanden, der zu dem unterirdischen Tempel gehörte; auch hier waren die Wände mit Bildern und Schriftzeichen übersät, deren bloßes Betrachten ihm Unbehagen bereitete. In unregelmäßigen Abständen waren Nischen in den schwarzen Fels eingelassen, manche leer, andere halb eingestürzt und mit Schutt und Trümmern gefüllt, in wieder anderen standen wuchtige, meterhohe Marmorsäulen, die kleine, bizarr anmutende Statuen trugen, Viele davon ähnelten Menschen oder Tiergestalten, andere trugen schreckliche Kreaturen, die Skar nur flüchtig betrachtete, ehe er entsetzt und angewidert wegsah. Er versuchte sich vergeblich einzureden, daß es sich nur um bloße Phantasiegeschöpfe handeln konnte.
    Wie schon beim ersten Mal, als er mit Ennart hier unten gewesen war, kam sein Zeitgefühl durcheinander. Er konnte nicht mehr sagen, ob sie seit zehn Minuten oder seit zehn Stunden durch die von rotem Licht erfüllten Gänge liefen, als der Stollen plötzlich vor ihnen endete. Es gab keine Abzweigungen oder Türen, sondern nur eine glatte Wand aus glasiertem schwarzem Stein. Die feurige Spur des Dämons endete vor einem ausgezackten, doppelt mannshohen Loch im Fels, dessen Ränder hier und da noch immer in düsterem Rot glühten. Sie mußten ihm jetzt sehr nahe sein.
    Anschi blieb stehen. »Vorsichtig jetzt«, flüsterte sie. »Er kann nicht mehr weit sein. Ich… spüre etwas.«
    Skar nickte. Seine Linke glitt zum Gürtel und tastete hilfesuchend nach dem Schwert, obwohl er wußte, wie wenig ihm die Waffe nutzen würde, gegen die Kreatur, die Ennart erweckt hatte. Er fühlte, daß Anschi recht hatte, denn er spürte dasselbe wie sie:
    Die Nähe des Dämons.
    Es war das gleiche Gefühl grauenerregender Kälte und entsetzlicher Bosheit, das er gestern gehabt hatte, als er den Kristall betrachtete; das Gefühl, etwas ungeheuer Altem und unglaublich Gnadenlosem gegenüberzustehen, einem Etwas,

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