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Enwor 9 - Das vergessene Heer

Enwor 9 - Das vergessene Heer

Titel: Enwor 9 - Das vergessene Heer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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nicht — ebenso, wie es sie nicht zu kümmern schien, daß Ians Kopf mit einem Ruck in die Höhe flog und eine Mischung aus Schrecken und jäh aufflammendem Zorn auf seinen Zügen erschien.
    Skar beobachtete den Zauberpriester einen Herzschlag lang, ehe er Anschi folgte. Ian fuhr in die Höhe, wie von der Tarantel gestochen, machte aber keinen Versuch, Anschi und ihm zu folgen, sondern wirbelte im Gegenteil auf der Stelle herum und rannte auf den Ausgang zu. Er hatte aus seinem ersten Zusammentreffen mit ihnen gelernt, dachte Skar bedrückt. Aber er würde wiederkommen, in wenigen Augenblicken. Und wahrscheinlich würde er eine ganze Armee mitbringen.
    Er zögerte jetzt nicht länger, sondern jagte hinter Anschi her, so schnell er nur konnte. Trotzdem hatte die
Errish
die Halle fast durchquert, bis es Skar gelang, sie einzuholen. Eine weitere, sehr schmale Seitentür tauchte vor ihnen auf. Anschi machte sich nicht die Mühe, den Riegel zu öffnen, sondern rammte sie einfach mit der Schulter auf und hetzte weiter, ohne auch nur im Schritt innezuhalten. Skar war jetzt sicher, daß es ganz und gar nicht das erste Mal war, daß die junge
Errish
sich in diesem Turm aufhielt.
    Es ging wieder in die Tiefe. Ein Dutzend Stufen führte zu einem kleinen, vollkommen leeren Gewölbekeller herab, dann durch einen neuerlichen Gang, und schließlich befanden sie sich wieder in einem Keller, wo Anschi stehenblieb und sich gehetzt umsah. Der Raum war rund und hatte eine kuppelförmige Decke, und er war leer bis auf eine sonderbare Anordnung in seiner Mitte, deren Bedeutung Skar im ersten Moment nicht klar wurde:
    Es war ein Kreis aus silbernen, halb mannshohen Kerzenständern, in dessen Zentrum sich ein tonnenschwerer Block aus schwarzem Basalt erhob, so sorgsam poliert, daß seine Oberfläche wie Perlmutt schimmerte. Auf diesem Block stand eine Schale aus strahlend weißem Marmor, in der eine Kugel von der Größe eines Kinderkopfes lag. Sie bestand aus Bronze und war ebenso sorgsam poliert wie der Altarstein. Das Licht der Kerzen spiegelte sich wie der Schein zahlloser winziger Sterne auf ihrer Oberfläche und ließ Skar blinzeln.
    »Was ist das?« fragte Skar. Nervös sah er zur Tür. Sie hatten bestenfalls noch Minuten, bis Ian mit seinen Männern hier auftauchen würde. Und der Raum hatte keinen zweiten Ausgang! »Der Nabel der Welt«, antwortete Anschi ernsthaft. »Wenn er ihn zerstört…« Sie sprach nicht weiter, aber das war auch nicht nötig. Skar starrte die so harmlos aussehende Kugel in ihrer Marmorschale an und fragte sich verzweifelt, ob Anschi die Wahrheit gesprochen hatte, oder ob diese Relique nur ein weiteres, von Menschen geschaffenes Symbol war. Aber irgendwie hatte er gar keine große Lust, es herauszufinden…
    »Er ist hier«, keuchte Anschi. »Ich spüre es.«
    Skar wollte antworten, aber in diesem Moment hörte er ein Geräusch hinter sich, fuhr herum — und erstarrte.
    Vor ihnen stand der Dämon.
    Anschi hatte recht gehabt. Er war hier, und er hatte auf sie gewartet.
    Ein Gigant, mehr als zweieinhalb Meter hoch, mit der Gestalt eines Menschen und einem häßlichen, in zwei absurd großen Hörnern endendem Schädel. Skar sah keine Spur des berüchtigten Klumpfußes, auch keinen peitschenden Schwanz oder Flügel, nichts von all den Scheußlichkeiten, mit denen die Menschen die Satansgestalt im nachhinein ausgestattet hatten, aber was er sah, das war entsetzlicher als alles, was er je erblickt hatte.
    Der Dämon hatte keinen wirklichen Körper, sondern schien nur aus einer Masse tobender, höllisch heißer Funken zu bestehen, eine kochende Wolke aus flammender Bewegung, die Hitze und Furcht verströmte wie ein Vulkan Lava und Asche. Obwohl er in der brodelnden Funkenmasse seines Gesichtes weder Mund noch Augen ausmachen konnte, spürte er den Blick des Entsetzlichen wie eine weißglühende Hand. Das Ungeheuer starrte ihn an. Und es war ein Blick, der bis in die verborgendsten Tiefen seiner Seele hinabreichte.
    Dann bewegte sich das Ungeheuer. Seine Hand streckte sich aus, hinterließ eine rauchende Spur auf dem schwarzen Basalt des Steinaltars und streifte die Bronzekugel.
    Ein ungeheures Dröhnen ließ den Boden erzittern. Staub und kleine Steine regneten von der Decke, die silbernen Kerzenhalter tanzten, und über ihren Köpfen erscholl ein Krachen und Bersten und Poltern, als stürze der gesamte Turm zusammen. Der Boden zuckte wie ein lebendes Wesen, das sich in Krämpfen wand. Wieder war es Anschi, die

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