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Enwor 9 - Das vergessene Heer

Enwor 9 - Das vergessene Heer

Titel: Enwor 9 - Das vergessene Heer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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ließ, der die Palisadenwand durchbrach. Sie hatten es noch nicht geschafft. Der Findling war wirklich so groß, wie Titch behauptet hatte: seine verwitterte Spitze schob sich bis auf eine halbe Armeslänge an die Krone der Palisadenwand heran, und seine Flanken waren, obgleich von einer Million Quorrl-Hände und —Füße glattpoliert, doch rissig genug, ihn selbst mit einer Hand zu ersteigen. Aber sie würden für jeden deutlich sichtbar sein, während sie es taten. Für die Quorrl dort oben bei Titch, auf halber Höhe des Hanges, ganz besonders gut. »Worauf wartest du?« fragte Kiina, die neben ihm auf ein Knie herabgesunken war. Sie atmete so schwer und schnell wie er, wirkte aber trotzdem eher ungeduldig als erschöpft.
    »Daß sie verschwinden«, antwortete Skar mit einer Geste auf die Quorrl. Die beiden Krieger hatten Titch mittlerweile erreicht und waren stehengeblieben. Sie schienen mit Titch zu diskutieren, wenn nicht zu streiten. Skar fragte sich besorgt, was der wirkliche Grund für Titchs Nervosität gewesen war. Es war nicht nur der Umstand, daß
sie
sich in seiner Begleitung befanden, das hatte er deutlich gespürt.
    Er gestikulierte Kiina, weiter in Deckung zu gehen, preßte sich so eng gegen die Felsbrocken, wie er nur konnte, und beobachtete, was weiter geschah. Es war heller geworden, aber noch immer nicht hell genug, um Einzelheiten zu erkennen.
    Nach einer Weile drehten sich die beiden Quorrl um und nahmen Titch in die Mitte. Ob sie ihn dabei festhielten oder einfach nur begleiteten, konnte er nicht erkennen.
    Er wartete, bis die Quorrl aus seinem Blickfeld verschwunden waren, zählte in Gedanken langsam bis fünfzig und richtete sich auf. Wieder fühlte er Schwäche wie eine bleierne Last an seinen Gliedern zerren. Als er den Arm hob und mit den Fingern nach einem Halt im Stein tastete, wurde ihm schwindlig. Wahrscheinlich war es einzig das Wissen, daß dieser Fels das letzte Hindernis auf ihrem Weg war, das ihm die Kraft gab, sich überhaupt noch weiter zu schleppen.
    Er mußte feststellen, daß das Überklettern eines auch nur mittelschweren Hindernisses mit einer Hand gar nicht so leicht war; um nicht zu sagen, eine Tortur. Zweimal griff er automatisch mit der linken Hand zu und verlor fast den Halt, ehe ihm einfiel, daß sie nicht mehr da war, und als er endlich oben war und versuchte, über die Palisade zu spähen, stieß er mit seinem Armstumpf so heftig gegen einen Balken, daß er um ein Haar vor Schmerz aufgebrüllt hätte. Kalter Schweiß bedeckte seine Stirn, als er es zum zweiten Mal versuchte.
    Im ersten Moment erkannte er nichts. Der Himmel über ihm begann sich allmählich hell zu färben, aber die Stadt lag da wie ein Schacht aus Dunkelheit, scheinbar bodenlos. Erst nach Sekunden begannen sich die Umrisse seltsam kubischer, wuchtiger Bauwerke aus der Schwärze zu schälen, das streng geometrische Rechteckmuster der wenigen schmalen Gassen und die knorrigen schwarzen Schatten von Dingen, die er nicht zu identifizieren vermochte. Behutsam schob er sich ein Stück weiter vor und sah an der Wand hinab. Sie war nicht besonders hoch — zehn, zwölf Fuß, eine Distanz, die er normalerweise ohne zu darüber nachdenken übersprungen hätte. Aber seine Kraft reichte nicht mehr für einen
Sprung.
Es würde ein Sturz werden.
    »Willst du hier Wurzeln schlagen?«
    Kiina war unbemerkt hinter ihm auf den Felsen geklettert, und für einen Moment verspürte Skar einen absurden Neid auf ihre Jugend und Kraft, als er sah, daß ihr Atem kaum schneller ging. Ärgerlich und mehr vom Trotz als klarer Überlegung getrieben, richtete er sich halb auf, federte kurz in den Knien ein und sprang in die Tiefe.
    Die Strafe folgte unverzüglich. Er kam schlecht auf, fiel und versuchte den Sturz in eine Rolle vorwärts zu verwandeln, was ihm aber nur zum Teil gelang. Er stürzte, schrammte sich auf dem rauhen Boden die Haut vom rechten Unterarm und einem Teil der Wange und verbiß sich nur deshalb einen Schmerzlaut, weil Kiina ihm ohne zu zögern folgte; auf die gleiche Weise wie er, nur wesentlich leiser und geschmeidiger. Mit einem Schritt war sie bei ihm, half ihm auf die Füße und sah ihn fragend an. Skar schüttelte den Kopf, um anzudeuten, daß ihm nichts passiert sei, entzog Kiina seine Hand und sah sich seinerseits aufmerksam um. Es war noch dunkler hier, als es vom Felsen aus den Anschein gehabt hatte. Kaum eine Armeslänge vor ihm ragte die Wand eines jener sonderbar würfelförmigen Gebäude in

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