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Eobal (German Edition)

Eobal (German Edition)

Titel: Eobal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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wollte nach dem Peilsender suchen. Vielleicht nicht schlecht als Beschäftigungstherapie. Wenn die normalen Routinescans die Anlage bisher nicht erkannt hatten, dann war sie gut und würde durch bloßen Augenschein nicht aufzufinden sein. Zant wollte sich gleich am nächsten Tag darum kümmern, sobald sie ihren Diplomatencontainer ausgepackt hatte, der am Abend im Frachthafen angekommen war. Zu ihrer Standardausrüstung gehörte auch eine mobile Antispionageeinheit moderner Bauart, um die sie Nero erweitern konnte.
    Zant unterbrach ihren Gedankengang. Sie ging nun direkt auf das Ziel ihres Ausfluges zu.
    Das Labana entsprach ihren Erwartungen. Die Leuchtreklame war erstaunlich dezent und der Tzatike mit seinen oberschenkelbreiten Armen, die locker bis an die Fußknöchel reichten, wirkte nicht halb so Furcht einflößend, wie es sich für einen Türsteher eigentlich gehörte. Als Zant, ohne stehen zu bleiben, in die Spelunke eintrat, sah er sie nur kurz aus schläfrigen Augen an und nickte. Sie sah nach Geld aus und wie jemand, der auf sich aufpassen konnte. Kein Stress.
    Eine Mauer aus Mief, Wärme und Lärm schlug ihr entgegen.
    Diese Eindrücke waren für sie nichts Neues. Sie bewegte sich sicher und zielstrebig durch die unübersichtliche und vielgestaltige Menge zur Theke. Hinter der geschwungenen, blank polierten Fläche stand ein breitschultriger Mann, der ohne jeden erkennbaren Gesichtsausdruck, dafür mit umso größerer Schnelligkeit Bestellungen ausführte. Er warf Josefine einen knappen Blick zu, den diese dazu nutzte, einen Whisky Soda zu ordern. Es dauerte nur einen kurzen Moment, bis das Bestellte vor ihr stand. Sie setzte sich auf einen Barhocker, warf dem Keeper einen Kreditschein hin, den dieser kommentarlos einsteckte, nahm das Glas auf und kostete. Der Whisky war nicht grandios, aber trinkbar. Sie ließ die Flüssigkeit ein paar Mal in ihrem Mund herumrollen, ehe sie schluckte. Dann drehte sie sich mit dem Rücken zur Theke und sah sich das Innere der Bar an.
    Das Publikum war gemischt. Offensichtliche Trinker, die hier in Gemeinschaft ihrer Sucht frönten und meist in kleinen Grüppchen um Tische saßen, gehörten quasi zur Inneneinrichtung. Dann waren da leicht bis kaum bekleidete Frauen unterschiedlicher Spezies, die mit Adleraugen nach einem Neuankömmling Ausschau hielten, der nach Geld aussah. Ein männlicher Kollege, dessen Waschbrettbauch und Apfelpopo eindeutig das Produkt plastischer Chirurgie waren, warf auch Josefine einen Blick zu, schien sich jedoch nicht sicher zu sein und wandte sich wieder ab. Mit Vorhängen verschlossene Durchgänge führten zu Separees oder Hinterzimmern. Teilte eine Bedienung kurz den Vorhang, konnte Josefine einen Blick erhaschen – auf Kunden, die Rauschmittel inhalierten, oder auf einen Tisch mit niedrig hängender Lampe, um den Spieler gruppiert waren. Josefine machte Karten aus und merkte sich das als mögliche Vorgehensweise, sie hatte im Verlauf ihres Lebens einiges an Umgang mit Kartenspielen erworben. Auch bei den Marinesoldaten war der Dienstplan nach der uralten militärischen Grundregel »Langes Warten, plötzliche Hektik« gestrickt, und so mancher Kamerad hatte in der ersten Phase seinen Sold an Sergeant Zant verloren. Sie bildete sich einiges auf diese Fertigkeit ein.
    Angesichts der Tatsache, dass sie in Dhlomas Wohnung noch etwas anderes gefunden hatte – etwas, von dem Daxxel nichts wusste –, war es sogar sehr wahrscheinlich, dass sie ihre Begabung bald nutzen durfte. Schuldscheine waren es gewesen, das hatte sie auf den ersten Blick erkannt. Alles schien darauf hinzudeuten, dass Dhloma Spielschulden gehabt hatte. Turulianer waren dafür bekannt, eine besondere Leidenschaft für das Kartenspiel zu haben. Dhloma war da möglicherweise keine Ausnahme gewesen, und soweit Josefine erkennen konnte, liefen im Labana mehrere Runden parallel, und man spielte sicher nicht um Schokodrops.
    Die leicht schmierigen Gestalten in den gut geschnittenen Anzügen, die sich am Tresen herumdrückten oder an Einzeltischen hockten, oft auch auf einer der kleinen Emporen, konnte Zant ebenfalls rasch zuordnen. Einige waren Zuhälter, die ihre Mädchen – oder Jungs – im Blick behielten, meist an nichtalkoholischen Getränken nippten und dabei versuchten, so unbeteiligt und unauffällig wie möglich zu wirken. Andere bekamen bisweilen Besuch an ihren Tisch, dann wurden die Köpfe zusammengesteckt, mit einer plötzlichen Bewegung wechselte Geld den Besitzer in

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