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Eobal (German Edition)

Eobal (German Edition)

Titel: Eobal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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Beliebtheit.
    »Mindesteinsatz ist hundert.«
    Zant nickte erneut und legte ihr Bündel vor sich auf den Tisch. Der Gesichtsausdruck der Männer wurde gierig. Carlotta wirkte gelangweilt. Die Gefühle des Meraners zeigten sich aus physiologischen Gründen nicht in seinem Gesicht, daher hatte er natürlicherweise etwas, das für dieses Spiel sehr hilfreich war: ein ausgezeichnetes Pokerface.
    »Sie sind neu, Sie geben!« Carlotta schob ihr einen Stapel leicht angegriffen wirkender Karten hinüber.
    »Damit?«, fragte sie. Carlotta grinste und entblößte klaffende Zahnlücken, die in krassem Gegensatz zum ansonsten gepflegten Erscheinungsbild standen. Zant schätzte die untersetzte Frau auf Mitte vierzig.
    Dann holte die Spielerin ein neues, eingeschweißtes Deck hervor und schubste es über den Tisch. Zant ergriff es, löste die Folie ab und begann zu mischen.
    »Ich bin Jo«, stellte sie sich vor. Die Frau gegenüber nickte.
    »Ich bin Carlotta. Das dort sind Cole und Mocchi.«
    Sie wies auf die beiden Männer, die Zant mit einem Grunzen begrüßten. Den Respekt dieser beiden musste sich die Sergeantin erst erarbeiten, indem sie sie ausnahm oder ihnen zu Reichtum verhalf; bis dahin war sie nicht mehr als ein Möbelstück mit einer dicken Brieftasche.
    »Und der? Ich wusste gar nicht, dass Meraner spielen!«, fragte Zant und blickte ihm direkt in die Echsenaugen.
    »Mein Name ist Goma«, ergriff dieser selbst das Wort, ehe Carlotta ihn vorstellen konnte. »Und nicht alle Meraner sind gleich, Jo. Das gilt doch auch für Menschen. Warum nicht für uns?«
    Josefine legte den Kartenstapel vor ihm hin und hob abwehrend die Hände. »Ich wollte niemanden beleidigen. Mir ist das recht. Geld ist Geld.«
    Goma war kein vollständiger meranischer Name. Die Echsen benutzten normalerweise einen zweiteiligen Namen, wobei der zweite Teil die Clanherkunft des Individuums bezeichnete. RagaNahir war demnach Raga aus dem Clan der Nahir. Goma war ohne Zweifel nur der Vorname, denn ein Clan dieses Namens war ihr nicht bekannt und sie rühmte sich, auf dem Laufenden zu sein.
    Sanft tippte Goma mit einer Klaue auf den Kartenstapel.
    Zant nahm das Deck wieder auf und warf Carlotta einen fragenden Blick zu.
    »Geben Sie!«, meinte sie nur.
    Zant tat wie geheißen. Einen Moment lang durchdrang einzig das sanfte Geräusch der ausgeteilten Karten, wie sie in perfekter Präzision vor den Spielern zum Stillstand kamen, die rauchgeschwängerte Luft. Carlotta beobachtete Zants sichere Bewegungen mit Argusaugen. In Coles Gesicht flackerte kurz so etwas wie Interesse auf.
    »Professionelle Spielerin?«, fragte Goma. Auch er hatte sie aufmerksam beobachtet.
    »Nein, nur zum Spaß. Ich bin Handelsvertreterin und komme viel rum. Ich mache das zur Entspannung.«
    »Vertreterin mit dicker Börse«, kommentierte Carlotta.
    »Ja, die Geschäfte laufen gut.«
    »Worin handeln Sie?«
    »Ich vertrete nur bestimmte Handelsinteressen. Hier auf Eobal habe ich besonders gute Abschlüsse gemacht.«
    Stille senkte sich über den Tisch, als die Spieler ihre Karten betrachteten. Josefines letzte Äußerung war eine deutliche Botschaft gewesen, dass sie mit Waren handelte, die speziell in der liberalen Umgebung dieser Welt einen Profit versprachen. Also wahrscheinlich mit illegalen Produkten. Das ersparte ihr vorläufig weitere Fragen.
    Josefine hatte ein »ehrliches Spiel« ausgeteilt. Es gab drei ziemlich komplizierte Kniffe, mit denen man auch bei einem neuen Deck bestimmte Karten bestimmten Spielern zuteilen konnte, um das Spiel zu manipulieren, aber Josefine wollte wissen, mit wem sie es zu tun hatte, und hatte darum den Ausgang offen gelassen. Außerdem bestand die Möglichkeit, dass zumindest Carlotta ihren Trick erkannt hätte. Es war nicht gut, sich gleich mit einem Betrugsversuch bekannt zu machen, vor allem, wo es ihr doch um ganz andere Dinge ging als einen schnellen Gewinn.
    Aus den Augenwinkeln betrachtete sie ihre Mitspieler. Cole schien mit seinem Blatt unzufrieden. Obgleich er sich ganz gut unter Kontrolle hatte, fiel ihr das leichte Beben der Lippen auf, die er dann schnell aufeinanderpresste. Sie hielt Cole für einen Bluffer, und hinter seiner Stirn drehten sich bereits jetzt die Räder. Als er sich ebenfalls umblickte, um in den Gesichtern der anderen zu lesen, wusste sie, dass er bluffen würde. Wie weit, würde das Spiel erweisen. Jedenfalls musste sie nicht weiter auf ihn achtgeben. Mocchi strahlte eine gewisse entspannte Aufgeregtheit aus:

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