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Eobal (German Edition)

Eobal (German Edition)

Titel: Eobal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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persönliche Niederlage in ihre Psyche eingegraben. Sie hob und senkte Daxxels Arm wie einen Pumpenschwengel und sonderte einen Schwall von mit Adjektiven durchtränkten Willkommensgrüßen ab, den der Botschafter mit höflichem Nicken quittierte. Die Prozedur dauerte etwa eine Minute, dann hatte die Ministerin ein neues Opfer entdeckt und entschuldigte sich wortreich.
    Daxxel und Zant wechselten einen Blick, der Bände sprach.
    Sie ließen sich durch die Menge treiben. Schnell hatte jeder ein Glas Sekt in der Hand, an dem sie jedoch nur nippten. Sie waren rechtschaffen müde und hatten nicht die Absicht, dies durch die Zufuhr von Alkohol noch zu verstärken. Zant war die exzessive Verwendung von neutralisierenden Medikamenten während des Pokerspiels bereits sehr sauer aufgestoßen – in mehrfacher Hinsicht –, sie wollte auf weitere Pillen möglichst verzichten.
    Schließlich hatten sie sich bis zum Buffet vorgearbeitet. Daxxel musste anerkennen, dass die Chefs sich große Mühe machten, um die Vorlieben sehr unterschiedlicher Gaumen zu befriedigen. In der Tat fand sich für jeden Geschmack das Geeignete und auch die beiden Terraner hatten ihre Teller bald beladen und zogen sich zu einem der zahlreichen Stehtische zurück, um von den Delikatessen zu kosten.
    Sie stellten sich schräg gegenüber, um jeweils einen anderen Ausschnitt des Saals im Auge behalten zu können. Der Eingangsbereich lag in Zants Blickfeld, aber RagaNahirs Ankunft hätte Daxxel auch ohne ihren Hinweis bemerkt, denn er wurde wie jeder andere Botschafter offiziell angekündigt.
    RagaNahir kam nicht allein. Sieben Meraner begleiteten ihn, darunter auch die exotische Empfangsdame, die Daxxel bei seinem Besuch in der Botschaft hatte bewundern dürfen. Einer seiner Begleiter trug militärische Insignien auf seiner Tunika, er schien einen ähnlichen Job wie Zant zu haben. RagaNahir wurde sofort von allerlei Gästen umringt, die Meraner waren hier nicht nur wohlgelitten, sondern auch weitaus wichtigere Handelspartner als die Terraner, und so nutzten zahlreiche Geschäftsleute diese Veranstaltung, um sich beim Botschafter Gehör zu verschaffen. RagaNahir schien jedoch die meisten der Bittsteller an seine Attachés zu delegieren, denn als er aus der Traube hervorstieß, waren an seiner Seite nur noch die Meranerin sowie der Militär.
    »Sie kommen direkt auf uns zu«, flüsterte Zant und biss in eine Loka-Frucht, deren süßer, betäubend riechender Fruchtsaft ihr prompt das Kinn herunterlief. Noch während sie zur Serviette griff, hatte RagaNahir den Stehtisch erreicht und deutete eine Verbeugung an.
    »Lokas sind köstlich, aber niemand kann sie essen, ohne sich zu bekleckern«, sagte er statt einer Begrüßung und nahm sich eine Frucht von Zants Teller. Er ritzte sie mit einer Klaue auf und saugte das Fruchtfleisch gekonnt heraus, ehe er den Rest in seine geräumige Mundhöhle stopfte und damit seine eigene Aussage ganz bewusst Lügen strafte. Die Meranerin machte sich auf den Weg zum Buffet, ganz sicher, um ihrem Herrn und Meister etwas zu holen. Der Militär blieb stocksteif stehen. Er fühlte sich erkennbar unwohl.
    Daxxel kam nicht umhin, der Meranerin nachzuschauen. Einmal mehr bewunderte er die Xenopsychologen des Kalifats für ihre außerordentlich gründliche Vorbereitung und ihre Sachkenntnis. Die Meranerin trug ein Abendkleid, das ihre weiblichen Reize überdeutlich zur Schau stellte. Meranische Frauen besaßen eine Ausbuchtung an ihrem Oberkörper, eine Art natürliches Ruhekissen für frisch geschlüpften Nachwuchs, der sich damit außerdem relativ bequem über weite Strecken tragen ließ. Dies war in der evolutionären Entwicklung der Meraner durchaus notwendig gewesen, und die Reste dieser Notwendigkeit besaßen zumindest eine entfernte Ähnlichkeit mit weiblichen Brüsten, wenngleich sie keine Sexualmerkmale im eigentlichen Sinne darstellten.
    Daxxel wunderte sich nicht, dass RagaNahir seine Rezeptionsdame mitgebracht hatte. Sie war für menschliche – männliche – Augen eine perfekte Mischung aus exotischen und vertrauten Reizen, was jedoch nichts über ihre Attraktivität für männliche Meraner aussagte. Die Blicke, die andere Gäste der Echsenschönheit hinterherwarfen, als sie das Buffet entlangflanierte, sprachen Bände, und auch Daxxel konnte nicht verneinen, dass diese Frau ihre Wirkung auf ihn hatte. Er ließ sich nichts anmerken. Hoffentlich.
    »Wir wurden einander noch nicht vorgestellt!«, sagte RagaNahir zu Zant und

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