Eobal (German Edition)
dieses Lokals, denn gerade dieser Verzicht auf Affektiertheit und die Tatsache, dass Xorrth auch relativ biedere Gerichte exakt so zuzubereiten schien »wie daheim bei Mama«, waren durchaus erfrischend. Daxxel hatte seit dem Mord an Dhloma mit einem nervösen Magen und einigen Verdauungsbeschwerden zu kämpfen, und so wählte er, nicht zuletzt auch aus Respekt vor seiner Tischgenossin, eine meranische Speise, die als besonders gut verträglich galt. Sie wurde »Talf« genannt und bestand aus einem fettfrei gerösteten Püree aus einer kartoffelähnlichen Gemüseart, garniert mit gedünstetem Gemüse und angemacht mit einer recht milden Sauce, die für das ansonsten eher scharfe Essen der Meraner ungewöhnlich war. Diese Hausmannskost stand mindestens einmal pro Woche auf dem Esstisch einer jeden meranischen Familie und war Daxxels bevorzugtes Gericht aus dem Kalifat. Xorrth bereitete es, obgleich selbst kein Meraner, immer perfekt zu. Auch LedaNahir blieb in ihrer Wahl eher konservativ. Es erstaunte Daxxel nicht, dass sie bei der Küche ihrer Heimatwelt blieb, da Meraner im Regelfalle nur wenig für die kulinarischen Köstlichkeiten anderer Völker übrighatten, was zu ihrer eher xenophoben Grundeinstellung passte. Außerdem besaßen sie aufgrund der Vielzahl von Nervenknospen an der Spitze ihrer extrem beweglichen, dünnen Zunge einen sehr ausgeprägten Geschmackssinn. Sie hatten daher eine extrem geringe Toleranz gegenüber Speisen, die ihnen nicht mundeten, und neigten alleine schon deswegen nicht zu Experimenten mit exotischem Essen.
LedaNahir wählte eine Vak-Platte, eine Komposition verschiedener Fleischsorten mit scharfem Gemüse und einer Auswahl noch schärferer Saucen in vielen kleinen Töpfen. Daxxel kannte Vak, es roch wunderbar, war aber nur für Terraner essbar, deren Mägen mit hochverdichtetem Stahl ausgekleidet waren. Daxxels gehörte definitiv nicht in diese Kategorie.
Dazu tranken sie logischerweise eine Art meranischen Wein, den Terraner eher mit Cidre verglichen, der im Kalifat jedoch als Tafelwein durchging und ausgesprochen populär war. Da Meraner geschmackliche Extreme liebten, war er eher lieblich, was für LedaNahir einen scharfen Kontrast darstellte, für Daxxels Auswahl aber ebenso passte.
Die Bedienung war, wie nicht anders zu erwarten, höflich, effizient, leise und diskret. Daxxel liebte das Hochgartentheater, es war seine Preise mehr als wert, vor allem dann, wenn die Rücksicht, die man draußen erlebte, eher eine falsche oder hinterhältige war.
Als der Ober mit ihrer Bestellung von dannen gezogen und der Weinkellner eine Flasche in einem Kühler auf ihrem Tisch deponiert hatte, waren sie endlich allein.
»Sie sehen erschöpft aus, Exzellenz«, begann Leda.
Daxxel hob abwehrend die Hände.
»Bitte nennen Sie mich Casimir.«
»Casimir. Sie sehen erschöpft aus.«
»Es waren anstrengende Tage mit wenig Ruhe. Dhlomas Tod und die daraus folgenden Konsequenzen haben mich stärker mitgenommen, als ich zugeben möchte.«
»Das erzählen Sie mir freimütig? Ich könnte diese offensichtliche Schwäche der terranischen Vertretung an RagaNahir berichten.«
Daxxel war der ironische Unterton in ihrer Stimme nicht entgangen.
»Das tun Sie mal ruhig«, erwiderte er. »RagaNahir kann es sich aber auch selbst denken. Ich bin jetzt Botschafter zweier Mächte und habe so gut wie kein Personal.«
»Und Sie versuchen obendrein, den Mord an Dhloma aufzuklären«, stellte LedaNahir nüchtern fest. Daxxel zögerte einen Moment.
»Möglich. Wie kommen Sie darauf?«
Ledas schlanke, von silbern schimmernden Schuppen besetzte Hand spielte mit dem Stiel des Weinglases. Meranische Finger hatten ein Gelenk mehr als terranische und waren sehr biegsam. Für einen winzigen Moment drängte sich Daxxel die Vorstellung auf, wie diese anmutigen Hände langsam …
Er rief sich zur Ordnung. Sobald er wieder daheim war, würde er dringend kalt duschen müssen. Oder wahlweise Hand an sich legen. Etwas Entspannung würde ihm guttun.
»Die Botschaft des Kalifats hat ihre Quellen, Casimir.«
»Nicht zufällig Wanzen im Konsulat?«
Die Frage war schärfer formuliert als beabsichtigt, doch die Meranerin schien es ihm nicht übel zu nehmen.
»Ich weiß über diese Dinge nichts. Aber Dhloma hatte in den letzten Wochen mehrere inoffizielle Termine mit RagaNahir. Teilweise sogar außerhalb der Botschaft. Ich habe das auch nur durch Zufall mitbekommen.«
Daxxel horchte auf. Davon war in Dhlomas Unterlagen
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