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Eobal (German Edition)

Eobal (German Edition)

Titel: Eobal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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der ihn zögernd ergriff. Es schien sich um einen Sender zu handeln, der über einen einzigen kleinen Knopf verfügte.
    »Was passiert, wenn ich ihn drücke?«
    »Tun Sie das nur, wenn Sie ernsthaft Hilfe benötigen, Casimir«, warnte ihn Leda prompt. »Es wird nur ein einziges Mal funktionieren und der Preis, den Sie dafür zahlen müssen, wird möglicherweise höher sein, als Sie sich vorstellen können – von dem Preis, den das Kalifat zu zahlen hat, einmal ganz zu schweigen. Mehr sage ich Ihnen nicht. Führen Sie das Gerät immer bei sich. Es sendet keine Peilsignale aus, das können Sie jederzeit testen. Es sendet erst, wenn Sie den Knopf drücken. Tun Sie das nur im allerhöchsten Notfall.«
    Daxxel nickte, mimte Dankbarkeit und steckte das kleine Gerät in eine Tasche seines Anzugs. Er wollte gerade eine weitere Frage stellen, da erschien der Kellner mit ihren Speisen.
    Rasch war aufgetragen und beide aßen in stillem Einverständnis, ohne sich zu unterhalten.
    Wie erwartet war die Mahlzeit mehr als adäquat. Trotz der angenehmen Gesellschaft der schönen Meranerin – oder auch vielleicht gerade deswegen – konnte Daxxel nicht umhin, die Speisen in vollen Zügen zu genießen. Für zwanzig Minuten vergaß er Dhloma, die Meraner, seine Ermittlungen, die Probleme auf Eobal, seine Magenbeschwerden und die Bürden, die sonst noch auf ihm lasteten. Er sah auf seinen Teller, sah das sich spiegelnde Licht im Wein, spürte den angenehmen Geschmack im Mund und hörte die sanfte, subtile Musik sowie das sehr gedämpfte Gemurmel der anderen Gäste. Er blickte auf, versank für einen Moment in Ledas Augen und sie erwiderte seinen Blick, ohne es als anstößig zu empfinden. Sie sprachen nicht, kein Wort, aber waren sich ihrer Zweisamkeit durchaus bewusst und drückten dies in einer Aura der Zufriedenheit aus, die sich für diese kurze Zeit über den kleinen Tisch herabsenkte. Als Daxxel sein Besteck beiseitelegte und den Mund mit der Serviette abtupfte, fühlte er sich entspannter als nach acht Stunden Schlaf, und nicht nur das, er war fast beschwingt. Der Wein mochte dazu beigetragen haben, wesentlichen Anteil daran hatte jedoch gewiss auch die minutenlange Illusion, dass Leda und er hier mehr als nur ein vertrauliches diplomatisches Arbeitsessen miteinander verbrachten. Als diese Illusion zusammen mit den eilfertig abgeräumten leeren Tellern verschwand, war das fast wie eine kalte Dusche. Er hätte einiges dafür gegeben, den schönen Schein, den offensichtlichen Selbstbetrug, noch eine Weile aufrechtzuerhalten. Nur noch eine kleine Weile …
    Leda schien ähnlich zu empfinden, denn obgleich alles besprochen, alles verzehrt war, hatte sie es nicht gerade eilig, das Treffen zu beenden und ihren normalen Geschäften nachzugehen. Sie lenkte das Gespräch auf Alltägliches und Belangloses und Daxxel ging auf das Geplauder nur zu gerne ein und doch war der Zauber fort. Schließlich sahen sie es beide in stillem Einverständnis ein und signalisierten dem Kellner für die Rechnung. An das Theaterstück verschwendete Daxxel keinen Gedanken mehr. Er hatte jetzt dringlichere Aufgaben.
    Der Betrag war erwartungsgemäß erheblich, aber da Daxxel mittlerweile über die Spesenkonten zweier Botschaften verfügte, konnte er es sich leisten, großzügig zu sein. LedaNahir warf einen nachdenklichen Blick auf die Kreditkarte, die er der Bedienung reichte.
    »Die offizielle Kreditkarte der turulianischen Botschaft, wie es aussieht«, meinte sie.
    »Ja. Ist damit etwas nicht in Ordnung?«
    »Aber nein. Ich nehme an, Dhloma hatte auch eine private Kreditkarte.«
    Daxxel runzelte die Stirn.
    »Davon gehe ich aus. Sicher. Warum?«
    LedaNahir zuckte sehr menschlich mit den Schultern, eine Geste, die völlig unmeranisch war und ihre profunde interkulturelle Ausbildung bewies.
    »Nur so.«
    Daxxel wurde durch das erneute Auftauchen der Bedienung abgelenkt, nahm seine Karte wieder in Empfang und konnte nur noch zusehen, wie Leda sich rasch erhob.
    »Es ist später, als ich dachte. Wenn Sie mich noch bis zum Eingang bringen würden? Ich nehme mir von dort ein Taxi!«
    »Ich kann Sie auch …«
    »Nein, ein Taxi. Vielen Dank.«
    Es klang so bestimmt, dass Daxxel keinen zweiten Anlauf wagte. Er nickte und geleitete sie schweigsam zum Haupteingang, wo sie sich kurz und knapp verabschiedete. Das Gefühl der kalten Dusche verstärkte sich noch, als die Meranerin sofort in eine der wartenden Taxen stieg und davonfuhr.
    Daxxel blieb einige Momente in

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