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Eobal (German Edition)

Eobal (German Edition)

Titel: Eobal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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den letzten Tagen definitiv zu viel Blut gesehen. Das hatte er so nicht erwartet bei seinem Eintritt ins Diplomatische Corps. Langwierige Verhandlungen, ja. Langweilige Empfänge und Zeremonien, sicher. Bergeweise Verwaltungsarbeit, auch akzeptiert. Hin und wieder vielleicht mal ein Besuch in Krisengebieten, gut beschützt von militärischen Einheiten, mit einem Blick hinter Panzerglasscheiben hervor.
    Aber mit Schwindelgefühlen und aufsteigender Galle neben zwei ausblutenden meranischen Soldaten hinter einem Container zu kauern, danach hatte es ihn nie verlangt.
    Er sah hoch und stellte fest, dass sich jemand anders durchaus in seinem Element befand. Oder vielmehr in ihrem.
    Marinesergeantin Josefine Zant kam wie eine wütende Furie aus der Rauchwolke gerannt. In ihrer Rechten hielt sie eine große meranische Pistole, die sie mit schlafwandlerischer Sicherheit führte. Soldaten der Akte wurden an meranischen Waffen ausgebildet, da man nie wusste, wessen Ausrüstung man auf dem Schlachtfeld benutzen musste.
    Zant hob die Pistole, ein Laserblitz schoss heraus. Daxxel sah hinter sich und erbleichte, als ein Vermummter, der schon auf ihn angelegt hatte, vom Laser passgenau in den Schädel getroffen wurde und lautlos kollabierte. Ein meranischer Soldat erschien aus dem Nichts, lief zu Zant und redete kurz mit ihr, ohne dass Daxxel etwas verstand.
    Die Sergeantin hockte sich neben Daxxel.
    »Die Meraner sind hier in einem Wespennest gelandet«, teilte sie ihm mit. »Ein ganzer Söldnertrupp ist hier aufgelaufen und hat offenbar nicht nur den Auftrag, uns zu töten, sondern auch die komplette Firma dem Erdboden gleichzumachen. Da ist jemand nervös geworden.«
    »Zu nervös für meinen Geschmack. Wie ist die Lage?«
    »Die Meraner sind mit einem Dropship direkt aus dem Orbit runtergekommen. Die Hälfte von ihnen ist in der Atmosphäre abgesprungen. Damit haben die Söldner nicht gerechnet. Aber die sind entweder sehr mutig oder werden sehr gut bezahlt, denn sie haben sich von ihrem Schock erholt und wollen offenbar ihren Job zu Ende bringen. Das Dropship musste abdrehen, da es unter Beschuss geriet. Anscheinend schießen die Söldner mit schweren Kalibern. Es kommt jedoch zurück, sobald wir die Kräfte hier unten gebunden haben.«
    »Zahlenverhältnis?«
    »Das ist das Problem. Die Söldner sind in der Überzahl. Sie haben nicht so viel drauf wie die meranischen Marines, aber sie bewegen sich überall auf dem Gelände. Der meranische Hauptmann meint, das Beste sei eine Extraktion.«
    »Eine …?«
    »Das Dropship landet, wir rennen rein und entkommen in den Orbit.«
    »Und was ist mit den planetaren Sicherheitskräften?«
    »Von denen ist weit und breit nichts zu sehen. Und jetzt, wo das Kalifat mitspielt, werden die sich erst recht nicht rühren.«
    Daxxel nickte. Dieser Argumentation hatte er nichts entgegenzusetzen.
    »Was soll ich also jetzt tun?«
    »Den Kopf unten lassen. Ich hole Sie ab.«
    »Was haben Sie …?«
    Da war sie bereits aufgesprungen. Der Meraner hatte auf sie gewartet und gemeinsam eilten sie eine der Treppen hinauf, die zu dem erhöhten Laufgang um die Halle herum führten. Der Rauch verzog sich allmählich. Daxxel riskierte einen Blick und erkannte neben dem toten Leexma vier vermummte Leichen und die beiden Meraner. Weiter oben hingen zwei Vermummte über dem Geländer. Quer über einem Container lag ein weiterer Meraner. Daxxel sah genauer hin. Der Kalifatssoldat schien sich schwach zu bewegen.
    Entgegen Zants Anweisung erhob Daxxel sich und rannte geduckt zu ihm hinüber. Er war offenbar schwer verletzt, aber noch am Leben. Seine Schutzweste hatte mehrere Projektile aufgehalten, doch an der Schulter war seine Uniform aufgerissen und blutdurchtränkt. Die Größe der Blutlache um ihn herum ließ vermuten, dass er sehr geschwächt war. Daxxel riss die Erste-Hilfe-Packung vom Gürtel des Verletzten, holte den Druckverband hervor und presste ihn auf die Schulter. Bei Hautkontakt entfaltete sich der Verband selbsttätig und umklammerte die Schulter förmlich. Der Blutstrom versiegte.
    Daxxel hatte keine Ahnung, ob das noch einen Unterschied machte.
    Der Verwundete regte sich, er hatte offenbar gemerkt, dass sich jemand um ihn kümmerte. Er hob den Kopf. Daxxel wusste nicht, ob der Reptiloide terranisch sprach. Er beschloss, ihm den Helm abzunehmen, da er an Hals und Kopf nicht verletzt zu sein schien. Mit etwas zittrigen Fingern nestelte er am Verschluss herum, bis er den Bogen raushatte und den Helm

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