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Eobal (German Edition)

Eobal (German Edition)

Titel: Eobal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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er. »ManaNahir ist im Tod über sich hinausgewachsen, scheint mir.«
    »Es war ein bemerkenswertes Gespräch«, gab Daxxel zu.
    Der Meraner wusste offenbar nicht, ob er entsetzt oder fasziniert sein sollte. »Warum hat er das getan?«
    »Er … war schwer verletzt. Ich bin mir nicht sicher, ob er noch bei klarem Verstand war.«
    Dem Botschafter war anzumerken, dass er Daxxel diese Erklärung nicht abkaufte. Sein Schwanz peitschte den Boden.
    »Sie wurden quasi adoptiert, Konsul. Das macht ein Meraner nicht einmal bei einem Bürger des Kalifats leichtfertig. So sehr von Sinnen kann ManaNahir gar nicht gewesen sein.«
    Daxxel zögerte. Dann holte er das Medaillon aus der Tasche und zeigte es RagaNahir auf der offenen Handfläche. Als dieser danach greifen wollte, zog Daxxel die Hand sofort zurück.
    »Das ist meranisches Eigentum«, erklärte der Botschafter.
    »Soweit ich weiß, unterscheidet auch das meranische Recht zwischen Privateigentum und dem des Staates, vor allem in Angelegenheiten von Clan und Familie«, erwiderte Daxxel ruhig. »Dieses Stück war ohne Zweifel kein Staatseigentum, sonst hätte ManaNahir nicht einen solchen Schritt unternehmen müssen.«
    RagaNahir starrte ihn einen Moment an, als ringe er um Worte oder schlicht um seine Selbstbeherrschung.
    »Sie sind kein Experte in meranischem Recht. ManaNahir war ein Verwandter von mir. Ich werde mich um alle notwendigen Dinge, die seinen Tod betreffen, persönlich kümmern. Geben Sie mir das Medaillon!«
    »Nein.«
    »Was hat er Ihnen aufgetragen?«
    »Es seinem einzigen Sohn zu übergeben.«
    »Dazu werden Sie kaum Gelegenheit erhalten. Das Kalifat pflegt keine Touristenvisa an Bedienstete der Akte auszustellen.«
    Daxxel wies auf sein Brandmal. »Ich bin Mitglied der Familie.«
    »Pro forma.«
    »Auch de jure?«
    Der Botschafter zögerte. »Möglicherweise. Es wäre zu prüfen.«
    »Und wenn?«
    »Auch dann wären Sie kein Bürger des Kalifats. Außer, Sie würden die Bürgerschaft der Akte ablegen. Ist das Ihre Absicht?«
    »Keinesfalls.«
    »Dann können Sie den Auftrag nicht ausführen. Geben Sie mir das Medaillon und ich werde dafür sorgen, dass es in die richtigen Hände kommt.«
    Die Tatsache, dass RagaNahir es vermied, den Sohn des Verstorbenen zu erwähnen, bestätigte die Darstellung der internen Machtverhältnisse durch den toten Offizier nur – und bestärkte Daxxel in seiner Weigerung, dem Botschafter das Stück zu übergeben, auch, wenn es die Sache für ihn sicher einfacher machen würde.
    »Nein.«
    RagaNahir hob in einer ratlosen, sehr menschlichen Geste die Arme.
    »Wie wollen Sie dann verfahren?«
    Anstatt ihm direkt zu antworten, wandte sich Daxxel an LedaNahir, die dem Disput schweigsam und kommentarlos gefolgt war. Ob sie es bereits ahnte oder ob ManaNahir sie für einen solchen Fall vorher instruiert hatte, wusste der Terraner nicht, aber sie zeigte absolut keine Überraschung, als Daxxel in sorgfältiger Ausdrucksweise sagte:
    »Rontar telikan belefiner!«
    LedaNahir beugte den Kopf und streckte eine Hand aus. Daxxel legte das Medaillon hinein.
    RagaNahir war ein ausgezeichnet ausgebildeter und erfahrener Diplomat. Dennoch wurde er seiner Aufgewühltheit nicht sofort Herr. Seine Schwanzspitze peitschte erneut kurz den Metallboden. Die Tragweite dessen, was eben geschehen war, wurde Daxxel aber erst richtig deutlich, als er den namenlosen Offizier ansah. Der Mann war wie vom Donner gerührt, ein Sinnbild meranischer Fassungslosigkeit.
    Daxxel lächelte sanft. Er fühlte sich gut.
    Und LedaNahir schien keine Angst oder Vorbehalte zu haben, wodurch er sich gleich noch etwas besser fühlte.
    Der Botschafter starrte einen Augenblick auf das Medaillon in der Hand der Meranerin, ehe sich ihre Finger darum schlossen und sie es in eine Tasche ihrer Kombination steckte. Er schien noch etwas sagen zu wollen, aber welche genaue Funktion die drei von Daxxel ausgesprochenen Worte auch hatten, sie überzeugten offenbar selbst einen RagaNahir davon, das Thema vorerst auf sich beruhen zu lassen, nicht zuletzt deswegen, weil es möglicherweise derzeit Dringenderes gab.
    »Darüber unterhalten wir uns noch einmal, Konsul«, presste er schließlich hervor, dann machte er eine ruckartige Geste in Richtung des Uniformierten. »SahimGondor, Kommandant dieses Kreuzers.«
    Daxxel deutete eine Verbeugung an. Der Kommandant sah ihn wieder so an, als wolle er ihn auf der Stelle auffressen. Da dies aber die übliche Reaktion eines meranischen Militärs

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