Eobal (German Edition)
aller Professionalität war es daher nur nachvollziehbar, dass er sich Sorgen machte.
Er wandte sich vom Bildschirm ab und schaute Commander Thelak Zrrt an. Die Devanerin stand absolut unbewegt vor ihrem Kommandopult, die kleinen, lidlosen Knopfaugen ihres runden Schädels permanent auf ihre Instrumente gerichtet. Ihr schnabelförmiger Mund war fest geschlossen und die vier dünnen, wie zerbrechliche Halme wirkenden Arme waren vor der flachen Brust verschränkt. Zrrt arbeitete seit gut zehn Jahren für Tesk und es gab viele gute Gründe, warum er sie zur Kommandantin seines Flaggschiffes gemacht hatte. Einer davon war ihre unerschütterliche Ruhe.
Bedauerlicherweise färbte diese keineswegs auf die beiden Männer ab, die im Hintergrund der Brücke standen, zumindest auf einen nicht. Der sich immer wieder unruhig bewegende und flüsternd auf seinen Begleiter einredende Mann ähnelte Tesk in Statur und Körpergröße, trug einen gut geschnittenen Anzug aus einem feinen Stoff, war braungebrannt und wirkte erholt – wenn da nicht immer wieder der gehetzte Ausdruck in seinen Augen gestanden hätte. Sein Name war Yarwin, so wollte er zumindest genannt werden, und er lebte auf Turulia. Er war Repräsentant des Syndikats, das über Eobal den Perlenhandel mit dem Kalifat abwickelte. Ein mächtiger Mann, der sehr wohlhabende Leute vertrat, so wohlhabende Leute, dass sie Randolf Tesk und sein Flaggschiff hatten anmieten können. Und sie hatten im Voraus bezahlt, eine Geste, die der Söldnerführer besonders schätzte.
Yarwins Begleiter nannte sich Carl. Er war nicht weniger gut gekleidet und erst seit kurzer Zeit auf der Randolf. Tesk mochte ihn nicht, gleich vom ersten Moment an. Er wirkte kalt und glatt. Hinter der Maske von Höflichkeit verbarg sich eine gefühllose Effizienz, die Tesk an Menschen nicht leiden konnte. Er war der Ansicht, dass man emotional sein musste, begeisterungsfähig, um etwas gut zu machen und Erfolg zu haben. Carl strahlte die Gefühlswelt eines Kühlschrankes aus. Er wirkte völlig unbewegt, wenn Yarwin auf ihn einredete, nickte hin und wieder knapp, ohne jedoch dabei eine Miene zu verziehen. Randolf Tesk III., Veteran zahlreicher Kämpfe, hatte viele riskante Situationen im Leben überstanden. Er hatte auch viele ruchlose und heimtückische Intelligenzwesen kennengelernt, Vertreter ganz unterschiedlicher Völker. Die Tatsache, dass ihm dieser Carl, mit dem er keine zehn Worte gewechselt hatte, tatsächlich Angst machte, sprach für sich.
Er hielt sich von ihm fern, so gut er es konnte. Anweisungen brauchte er nur von Yarwin entgegenzunehmen, denn der hielt das Scheckheft in der Hand. Und er war großzügig mit den Nullen vor dem Komma. Randolf schätzte diese Art von Großzügigkeit, sie war der Grund, warum er tat, was er tat. Dafür war er sogar bereit, die verstörende Gegenwart dieses Carl zu ertragen.
»Na schön«, sagte Yarwin nun laut und kam herüber. Tesk entsann sich seiner Pflichten als Gastgeber und lächelte ihn erwartungsvoll an.
»Müssten wir nicht langsam von Ihrem Team hören? Der Richtstrahl sollte doch stark genug sein, um durch die Koronastörungen zu dringen, jedenfalls haben Sie das behauptet!«
Tesk neigte den Kopf. »Und so ist es auch. Aber eine Söldneroperation ist nicht wie ein chirurgischer Eingriff. Sie beinhaltet viele Unwägbarkeiten. Und diese hier wurde beständig erweitert. Wir waren ursprünglich von einer Standardsäuberung durch meine Spezialisten ausgegangen. Zwei Mann, vielleicht drei. Dann wurde daraus die Vernichtung eines ganzen Firmenkomplexes und die Neutralisierung diverser Zielpersonen, inklusive des meranischen Polizeichefs.«
»Sie werden bestens bezahlt.«
»Zweifellos. Und dafür kriegen Sie auch die Besten.«
»Warum dann also diese Verzögerung?«
»Weil manchmal nicht alles so geht wie geplant. Aber das wissen Sie selber. Der unvorhergesehene Tod des turulianischen Botschafters hat den Berghang doch erst ins Rutschen gebracht.«
Yarwin wirkte missmutig, was Tesk gerade recht kam. Er legte nach.
»Soweit ich weiß, steht immer noch nicht fest, wer eigentlich für diesen Mord verantwortlich ist.«
»Wir vermuten entweder den meranischen Geheimdienst oder den eobalischen präsidialen Sicherheitsdienst, auf Druck der Meraner. Wir haben große Stücke auf Dhloma gehalten. Sein Tod hat in der Tat zu vielen unnötigen Nachfragen geführt.«
»Vielleicht haben Sie zu nervös reagiert und hätten diesen Terraner mehr ins Leere laufen
Weitere Kostenlose Bücher