Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eobal (German Edition)

Eobal (German Edition)

Titel: Eobal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
Vom Netzwerk:
nicht mit Sicherheit sagen.«
    »Wie sieht es mit Katz und Maus aus? Ein wenig im System herumjagen, bis wir Nachricht von der Planetenoberfläche haben? Überraschender Rücksturz auf Eobal, wir nehmen die Jungs auf und weg!«
    Zrrt zögerte wieder, diesmal aber wahrscheinlich weniger, weil sie die Antwort nicht kannte, sondern weil sie nach Worten suchte, die ihren Chef und Brötchengeber nicht allzu sehr verstimmten.
    »Sehr riskant. Wir haben gute Triebwerke, aber das ist alles. Wenn die Meraner merken, dass wir im System bleiben wollen, werden sie die eboalischen Streitkräfte zur Hilfe anfordern. Der Präsident wird sich dem nicht verweigern können. Die Raumflotte macht nicht viel her, aber es sind viele Polizeikreuzer dabei, die im ganzen System stationiert sind. Sie kennen den Spruch mit den vielen Jägern und dem Hasen?«
    »Ich hatte nie viel für terranische Binsenweisheiten übrig«, murmelte Tesk.
    »Diese trifft die Sache aber ganz gut.«
    »Ich will unsere Leute da rausholen.«
    »Wenn der Meraner es auf uns abgesehen hat, dann halte ich das für aussichtslos.«
    Das war nicht die Antwort, die er hatte hören wollen. Doch ehe er eine weitere Bemerkung machen konnte, spürte er, dass Yarwin und Carl zu ihnen getreten waren. Er hasste es, wenn sie sich so anschlichen, aber sie waren beide bemerkenswert gut darin.
    »Was ist das Problem?«, wollte der Drogenhändler wissen.
    »Es ist offenbar etwas schiefgelaufen. Ein meranischer Kreuzer hat Kurs auf uns genommen.«
    »Woher wissen Sie, dass er zu uns will?«
    »Zrrt ist dieser Auffassung«, erklärte Tesk. Für ihn war das Erläuterung genug, für Yarwin erkennbar nicht. Er schnaubte und schaute die Kommandantin abschätzend an. Diese blieb, wie immer, völlig unbewegt, sie schien die Anwesenheit des Mannes nicht einmal wahrzunehmen. Sie wusste natürlich, dass diese Konversation allein Tesks Aufgabe war.
    »Wenn es so ist, brechen wir ab«, befahl Yarwin. »Ich habe kein Interesse daran, zu sterben oder vom Kalifat festgesetzt zu werden. Wahrscheinlich wäre Ersteres sogar vorzuziehen.«
    Tesk konnte dem nur zustimmen. Die Gefängnisse des Kalifats standen generell in keinem sonderlich guten Ruf, sie zeichneten sich durch einen eklatanten Mangel an Sozialpädagogen aus. Deren Stellen wurden durch Verhörspezialisten sowie den Abschaum der meranischen Streitkräfte ersetzt. Und Perlenhändler bekamen den ganzen Hass des Staatsapparates zu spüren.
    Dabei hielten die Meraner bemerkenswerterweise wenig von der Todesstrafe. Die komplizierte meranische Theologie ging davon aus, dass der Allmächtige keinesfalls die Absicht habe, Sünder im Jenseits zu bestrafen, sondern dass ein jeder – übrigens auch die abscheulichen Terraner oder andere nichtswürdige Aliens – in der meranischen Variante des Paradieses landen würde. Tatsächlich waren die Meraner der Auffassung, dass das Leben in dieser Existenz die Hölle sei und man sich darin daher so gut wie möglich einzurichten habe, bis die Sache sich wieder von selbst erledigt hat. Die Todesstrafe wurde zwar bisweilen verhängt, aber dann nur aus Sicherheitsgründen – um jemanden daran zu hindern, über etwas Sensibles zu plaudern, oder weil er die Fähigkeit besaß, andere zu Aufruhr zu inspirieren. Das Glaubensgebäude der Meraner konnte mit dem Begriff des Märtyrers nicht viel anfangen, daher hatte man solche nicht zu fürchten. Die normalerweise verhängte Höchststrafe für Perlenhändler war dementsprechend lebenslange Lagerhaft, wobei man darauf abzielte, das Leben der Inhaftierten so lange wie möglich zu erhalten, ihnen die Zeit bis zum Dahinscheiden aber zu einer durchweg miserablen und schwer erträglichen Phase zu machen. Darin waren die Meraner sehr erfindungsreich. Tesk hatte einmal mit einem der wenigen Häftlinge gesprochen, denen die Flucht gelungen war. Der Mann war nicht viel mehr als ein psychisches Wrack gewesen und hatte seine Leiden ohne jede Schnörkel und Ausschmückungen in einer tonlosen Monotonie geschildert, die auch einem hartgesottenen Söldner kalte Schauer des Entsetzens den Rücken herunterjagen musste.
    Nein, Tesk wollte dem Drogenhändler keinen Vorwurf machen, ihn erst recht nicht der Feigheit bezichtigen. In meranische Gefangenschaft zu geraten galt es in der Tat mit aller Macht zu vermeiden.
    »Meine Leute sind noch auf Eobal«, wandte er dennoch ein.
    »Ich bezahle den Verlust.«
    »Es sind gute Leute.«
    »Ich zahle.«
    »Darum geht es nicht. Es sind meine Leute.

Weitere Kostenlose Bücher