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Eobal (German Edition)

Eobal (German Edition)

Titel: Eobal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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Selbstmord verübten, obgleich er durchaus wusste, dass Suizid nach meranischer Überzeugung zu sofortiger Reinkarnation führte – etwas, das ein normaler Meraner auf jeden Fall zu verhindern suchte. Dennoch: Wer im Kalifat ein gesegnetes Alter erreichte, galt in der Tat weniger als gesegnet denn als verflucht und wurde offenbar für ein außerordentlich sündiges Leben bestraft.
    Aber es gab Ersatzhandlungen für einen Fluch. Der mächtige Schlag, den der Schwanz des Kommandanten dem Plastikboden versetzte, hallte dumpf, aber gut hörbar durch die Brücke des Schnellen Kreuzers. Da das Gesicht des Mannes dabei völlig unbeweglich blieb – für einen Meraner ohne größere Anstrengung zu verwirklichen –, war die Handlung umso eindeutiger. Da jeder wusste, wie sie gemeint war, warf nicht nur RagaNahir dem Kommandanten einen tadelnden Blick zu.
    »Sie haben uns entdeckt und verlassen die Korona!«, grollte SahimGondor.
    »Das ist gut, dann wissen wir jetzt zweifelsfrei, wo sie sind«, meinte Daxxel. Der Kommandant bedachte ihn mit einem Blick, der wahrscheinlich ausdrückte, dass er dem Terraner viel Gesundheit und ein langes Leben wünschte.
    »Der Söldnerkreuzer beschleunigt direkt von uns fort. Er tut das gegen die Schwerkraft der Sonne, demnach kommt er nur langsam voran, wir holen also derzeit noch auf. Aber dieses Manöver wäre sinnlos, wenn der Schiffsführer nicht der Ansicht wäre, es schaffen zu können.«
    »Was können Sie über die Identität des Flüchtigen sagen?«, fragte RagaNahir. Der Kommandant konsultierte seine Kontrollen.
    »Wenig. Offenbar ein umgebauter Frachter. Der Ident-Transponder sendet keine Signale, aber das kann auch an den Sonnenaktivitäten liegen. Ich kann Ihnen was zur Größe und zum vermutlichen Beschleunigungsvermögen sagen. Mehr nicht.«
    »Sie lassen ihre Leute auf Eobal zurück«, murmelte Daxxel nachdenklich. »Entweder sind das extrem skrupellose Söldner oder sie haben vor irgendetwas sehr viel Angst.«
    RagaNahir nickte in menschlicher Geste.
    »Angst. Sie wissen, was wir mit Perlenhändlern und jenen, die für sie arbeiten, anzustellen pflegen. Ein Schicksal, dem sie zu entgehen trachten.«
    »Welche Chancen haben wir, den Kreuzer noch zu stellen?«, fragte Daxxel.
    »Wenig«, meinte SahimGondor, dem es sichtlich nicht behagte, auf seiner Brücke Fragen eines Terraners beantworten zu müssen.
    »Ausgezeichnete!«, widersprach RagaNahir und zog damit den ungläubigen Blick seines Schiffskommandanten auf sich.
    RagaNahir zog eine winzige Speichereinheit aus einer Tasche und übergab sie dem Offizier. »Rufen Sie diese Koordinaten und übermitteln Sie das für den heutigen Standardtag gültige Codewort. Und dann überlasse ich die Details Ihnen.«
    Es verstand sich von selbst, dass ein disziplinierter – und überrumpelter – Soldat wie SahimGondor keine weiteren Fragen stellte, sondern stattdessen die Einheit in die dafür vorgesehene Öffnung auf seinem Kommandopult steckte. Er überflog die für Daxxel unverständlichen Daten, gab einen leisen, kaum wahrnehmbaren Laut von sich, der RagaNahir zu amüsieren schien, und begann, auf Meranisch Befehle zu erteilen.
    Daxxel beobachtete, wie auf dem Hauptschirm das Ortungsbild des flüchtigen Söldnerkreuzers verschwand und stattdessen das Gesicht eines ihm unbekannten Meraners erschien.
    Die folgende Konversation war kurz und auf Meranisch. Der Daxxel nicht bekannte Gesprächspartner trug eine Flottenuniform und stand offenbar ebenfalls auf der Brücke eines Raumkreuzers. Anscheinend hatte RagaNahir ein zweites Schiff in das System beordert, von dem auch der Kommandant der Ruhm des Kalifen erst jetzt erfuhr, und wollte es nun einsetzen, um den Flüchtigen in die Zange zu nehmen.
    Wenige Augenblicke nach dem Ende des Gesprächs bekam Daxxel seine Vermutung bestätigt.
    »Ich habe bereits vor Wochen einen weiteren Kreuzer für das Eobal-System angefordert«, erklärte RagaNahir. »Es handelt sich um eine Fregatte modernster Bauart, die Rache Merans. Sie steht günstig in der Nähe eines der äußeren Planeten. Bevor die Söldnereinheit das Schwerefeld des Systems genügend weit verlassen hat, um den Hypersprung zu wagen, wird einer von uns sie eingeholt haben. Es kann sich nur um Tage handeln.«
    RagaNahir war außerordentlich gut gelaunt. Er winkte in Richtung des Kommandanten. »Sahim hier ist ein fähiger Mann. Wir sollten die weitere Verfolgung bis zum Beginn der eigentlichen Konfrontation ihm überlassen. Ich darf

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