Eobal (German Edition)
dafür war er belohnt worden. Doch wenn die Zeit abgelaufen war …
Der Commissioner wappnete sich. Wenn es so kommen sollte, dann war es in Ordnung. Er hatte natürlich, wie alle hochrangigen Mitglieder der Elite, seine Schäfchen bereits frühzeitig ins Trockene gebracht. Ein paar Villen, ein paar Nummernkonten, ein paar außerplanetare Geldanlagen – geschickt getarnt, gut ausgestattet, sich selbst beharrlich multiplizierend und mehr als genug, um einen durchaus komfortablen Lebensabend zu gewährleisten. Wenn der Präsident also einen Sündenbock suchte, dann sollte er ihn bekommen.
Volgaan lächelte ihm entgegen. Luurt winkte einem seiner Leibwächter, der die Bürotür hinter sich schloss und sich breitbeinig davorstellte.
»Herr Präsident! Welch unangekündigte Ehre! Wie kann ich Ihnen zu Diensten sein?«, fragte der Polizeichef ölig.
»Indem du tot umfällst, du Schwachkopf«, knurrte Luurt und ließ sich schwer in einen Sessel fallen. »Gieß mir ein Glas ein, Volgaan, sei so gut.«
Volgaan beeilte sich, den Wunsch des Staatsoberhauptes zu erfüllen. Wie alle hohen Beamten hatte er stets eine Flasche von dessen Lieblingswhisky vorrätig, sollte sich die Notwendigkeit ergeben. Augenblicke später nippte der Präsident an seinem Glas, schmatzte genüsslich und schaute Volgaan aus seinen stechenden Augen an.
»Du hast Mist gebaut.«
Volgaan versuchte, gleichzeitig schuldbewusst wie auch unschuldig dreinzublicken, ein Kunststück, an dem er lange geübt hatte. Es schien seine Wirkung auf den Präsidenten völlig zu verfehlen.
»Die Meraner sitzen mir im Nacken, Volgaan. Und dann sind da noch gewisse andere Kräfte. Ich habe gerade einen hohen Beamten des Außenministeriums entlassen. Vielleicht kennst du seinen Namen. Jebald Remiokh?«
Volgaan befeuchtete seine Lippen. Remiokh gehörte, genauso wie er, zum Kreis der Unterstützer der Perlenhändler. Er bekam in etwa genauso viel Schmiergeld wie er, also schloss der Commissioner messerscharf, dass seine eigene Entlassung ebenfalls bevorstand.
»Ich … kenne ihn flüchtig.«
Luurt nickte, nahm noch einen Schluck. Er rollte die Flüssigkeit nachdenklich in seinem Mund hin und her.
»Das ist alles sehr unerfreulich. Das Kalifat kann den Perlenhandel nicht leiden, Volgaan. Und du bist nicht diskret gewesen. Ich muss dem Botschafter Entschlossenheit signalisieren, hartes Durchgreifen. Und die Stadt ist in Aufruhr wegen der Aktion im Gewerbegebiet. Auch das wird mich einiges kosten, Theod. Ich kann diese Geschichte nicht herunterspielen. Das ist keine Kleinigkeit. Ganz und gar keine Kleinigkeit.«
Volgaan erkannte, dass Leugnen weitgehend zwecklos war. Luurt war offenbar sehr gut informiert, eine wesentliche Voraussetzung, um so lange im Amt zu bleiben. Er konzentrierte seinen Gesichtsausdruck auf Schuldbewusstsein.
»Ich … da ist mir wohl etwas aus den Händen geglitten, Herr Präsident«, räumte er ein. Dann holte er tief Luft. »Es wird das Beste sein, wenn ich meinen Rücktritt bekannt gebe. Ein Rückzug ins Privatleben, vielleicht auf einer anderen Welt.« Er besaß eine ganz entzückende Strandvilla auf Sepirus Prime, ein Kleinod mit siebzehn Zimmern und einem riesigen Pool. Der Gedanke an diesen Zufluchtsort beflügelte ihn. »Vielleicht ein Schuldeingeständnis, ein Zugeben meiner Unfähigkeit, eine öffentliche Entschuldigung. Das wäre doch angemessen, oder?«
Luurt sah ihn einen Moment an, dann nickte er langsam.
»Das schätze ich so an dir, Theod, du denkst immer in die richtige Richtung. Die Tatsache, dass du es noch nicht weiter im Leben gebracht hast, zeigt jedoch, dass du immer an einem bestimmten Punkt gescheitert bist.«
»An welchem?«
»Du denkst in die richtige Richtung«, wiederholte Vuurt und stellte sein Glas ab. »Aber nie weit genug.«
Irgendetwas im Tonfall des Präsidenten ließ Volgaan aufhorchen. Er rang sich ein Lächeln ab, wollte sich entspannt geben, doch so recht wollte es ihm nicht gelingen.
»Herr Präsident«, sagte er und wunderte sich, dass seine Stimme plötzlich so schwach klang. »Ich bin mir sicher, dass wir eine angemessene Lösung finden werden. Ich verfüge über nicht unbeträchtliche Mittel. Diese können herangezogen werden, um den Beschwerden aus der Bürgerschaft weitgehend stattzugeben. Mit sehr großzügigen Schadenersatzleistungen. Ich bin bereit, persönlich dafür geradezustehen, es wird den Staat keinen Credit kosten.«
Luurt nickte unmerklich, sagte aber nichts. Volgaan fasste das
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