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EONA - Das letzte Drachenauge

EONA - Das letzte Drachenauge

Titel: EONA - Das letzte Drachenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Goodman
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Schmerzen zuzufügen, bereitete mir Übelkeit. Doch wenn er und ich geheilt werden sollten, mussten wir ihn wecken. Ich verdrängte mein Mitgefühl und grub die Finger in den zerfurchten, nässenden Brei auf seiner Schulter.
    Er zuckte zusammen unter meinem Griff und seine Hände zerrten an den Eisenringen. Ich schrak zurück. Das würde ihn bestimmt aufwecken. Doch seine Lider blieben geschlossen und auf seinem gezeichneten Gesicht zeigte sich keine Spur von Leben.
    »Er wacht nicht auf«, sagte ich.
    »Versucht es noch mal.« Vida kam herbei.
    Ich grub die Finger tiefer in die Wunden. »Lord Ido!«
    Diesmal schleuderte der Schmerz ihn gegen die Wand und der harte Aufprall ließ ihn erbeben. Doch selbst das führte nicht dazu, dass er die Augen öffnete.
    »Er ist tief in der Schattenwelt und das ist wohl ein Segen«, sagte Vida und hob den Schlüsselring des Wächters. »Ich schließe die Eisen auf. Vielleicht erreicht das seinen Geist.«
    Sie steckte einen schmalen Schlüssel in die Handschellen und die öffneten sich daraufhin mit einem hohlen Klick. Idos Hände sackten herab und klatschten wund und blutig auf seine Schenkel. Auch diese Befreiung führte nicht dazu, dass er sich rührte. Vida bückte sich und öffnete auch die Fußeisen. »Ich bekomme die Füße nicht heraus«, sagte sie leise. »Ich glaube, sie haben sie ihm in den Eisen gebrochen.«
    Ryko hockte sich neben mich, stellte den Wassereimer zwischen uns auf den Steinboden, griff in Idos spärliches Haar und zog ihm den Kopf hoch. Sein Mitleid machte ihn offenbar nicht sanfter. »Lord Drachenauge. Aufwachen! «
    Der langsame, pfeifende Atem veränderte sich nicht.
    Ryko drückte Idos Kopf an die Wand, stand auf und nahm den Eimer. »Geht lieber etwas zur Seite«, sagte er zu mir.
    Das Wasser traf Ido ins Gesicht und auch ich bekam kalte Spritzer ab. Ich schnappte nach Luft und rieb mir die von der Nässe brennenden Augen. Jedenfalls hatte mich das aus meiner Erschöpfung gerissen. Ich blinzelte und konzentrierte mich auf Ido. Das Wasser zog Spuren durch den verkrusteten Dreck und durch das geronnene Blut in seinem Gesicht, doch er war noch immer ohnmächtig.
    Ryko holte erneut mit dem Eimer aus. Das Wasser klatschte auf das Drachenauge und lief an ihm herunter. Wir beugten uns alle vor und warteten darauf, dass seine Lider flatterten oder dass die pfeifende Brust sich anders hob und senkte.
    »Er ist zu weit weg«, sagte Ryko.
    »Nein!« Verzweifelt rüttelte ich Ido erneut und sein Hinterkopf schlug gegen die Mauer. »Aufwachen!«
    Vida zog meine Hand weg. »Eona, hört auf!«
    »Ich kann nicht riskieren, ihn zu heilen, wenn er nicht wach ist«, sagte ich, die Zähne aufeinandergepresst. »Dann kommen die anderen Drachen und er ist nicht in der Lage, sie aufzuhalten.«
    Ryko erhob sich. »Er wacht so bald nicht auf. Wir müssen ihn hinausschaffen.«
    »Das bringt ihn um«, protestierte Vida.
    »Möglich, aber wir können ihn nicht hierlassen.«
    Heraneilende Schritte waren zu hören und wir blickten zur Tür. Dela kam mit einem Stapel Kleidung um die Ecke. »Yuso hält im Vorraum Wache«, keuchte sie. »Aber er sagt, ihr müsst euch beeilen, denn bis zur Ablösung sind es nur noch ein paar Minuten.«
    »Wir bekommen Ido nicht wach«, sagte ich. »Ich kann ihn nicht heilen.«
    Sie warf die Sachen auf den schmutzigen Steinboden. »Lasst mich mal sehen.«
    Ryko machte Platz und sie beugte sich vor und schob Idos linkes Lid hoch. Die schwarze Pupille war so geweitet, dass die bernsteinfarbene Iris kaum zu sehen war. Dann aber glitt etwas über die dunkle Erweiterung – ein Schleier aus Silber.
    Dela schrak zurück. »Was war das?«
    Hua.
    Ich stürzte vor und schob sein Lid erneut hoch. Das Silber war trüb, und es bewegte sich so langsam über die Pupille, wie ich das noch nie gesehen hatte, doch es war ganz ohne Zweifel seine Macht. »Er ist nicht in der Schattenwelt. Er ist in der Energiewelt.«
    »Ist das gut?«, fragte Vida.
    »Das bedeutet, dass er wohl schon mit seinem Drachen vereinigt ist.« Ich ließ sein Lid los, richtete mich auf und dachte daran, wie der blaue Drache nach mir gegriffen hatte. Hatte Ido zu seinem Geisttier Zuflucht genommen?
    »Heißt das, Ihr könnt ihn heilen?«, wollte Ryko wissen.
    Ich betrachtete meinen verbundenen Arm, durch dessen Taubheit immer deutlicher ein langsames Pochen drang und mir bei jedem pulsierenden Schmerz ein wenig Energie nahm. Ich war mir nicht sicher, ob ich genug Kraft hatte, um es in die

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