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EONA - Das letzte Drachenauge

EONA - Das letzte Drachenauge

Titel: EONA - Das letzte Drachenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Goodman
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mich hin: Diese Formulierungen kamen mir bekannt vor. In ihren Worten hallte eine andere Stimme wider. Von einer schrecklichen Eingebung getrieben, erhob ich mich halb aus dem Wasser. »Hat Seine Majestät dir befohlen, über Lord Ido zu sprechen?«
    Sie schüttelte den Kopf. Zu schnell. »Nein, Mylady.«
    Ich stand auf. »Oh doch. Ich sehe es dir an.«
    »Nein, Mylady.«
    »Du spionierst in seinem Auftrag!« Ich hob die Hand und wollte sie ohrfeigen wegen ihres Verrats.
    Sie wich an den Beckenrand zurück. »Nein, Mylady. Es war nicht Seine Majestät! Es war Lady Dela. Es tut mir leid. Ich wollte es nicht. Ich hab ihr gesagt, dass ich nicht gut bin in diesen Dingen.«
    »Dela?« Meine Hand verharrte vor Entsetzen. Sie war meine Freundin. »Warum sollte sie so etwas tun?«
    »Sie sagt, dass Ihr sie ausschließt, Mylady.«
    Ich watete zu den Stufen, stolperte hinauf und stieß mir das Schienbein an einer Steinkante. Ein greller Schmerz durchzuckte mich und entfachte meine Wut lichterloh.
    Vida erhob sich im Wasser. »Lady Dela macht sich Sorgen um Euch«, rief sie mir nach. »Ihr müsst viel Zeit mit Lord Ido verbringen und sie weiß, wie er ist. Sie war jahrelang am Hof mit ihm.«
    Ich drehte mich um. »Ich tue das alles nur für Seine Majestät«, schrie ich. »Aus keinem anderen Grund. Sag ihr das!«
    Ich schnappte mir ein Handtuch, rannte tropfnass in die Umkleide und knallte die Tür hinter mir zu. In der kühleren Luft des angrenzenden Raums bekam ich eine Gänsehaut. Ich presste die Hand auf den Mund, um das Schluchzen zu unterdrücken, das mir in der Kehle saß. Auch Dela traute mir nicht.
    Noch nie hatte ich mich so allein gefühlt.
    Rasend schnell zog ich die frischen Sachen an. Mein Gewand band ich zu, während ich durch den Vorraum eilte, wobei mir die nassen Haare offen herabhingen wie bei einer leichtlebigen Frauensperson. Ich nahm die Sandalen vom Regal und schob mich durch den Türvorhang. Die alte Wärterin wartete noch immer vor dem Eingang, inzwischen mit einem Mann. Ich erkannte die sehnige Gestalt: Caido. Was wollte er hier? Beide wandten sich zu mir um, als ich so unvermutet auftauchte.
    Die alte Frau schnappte nach Luft. »Mylady, braucht Ihr Hilfe? Habe ich die Kämme vergessen?«
    »Nein.« Ich ließ die Sandalen fallen, schlüpfte hinein und nahm mein Haar mit der Hand zusammen.
    Caido wandte sich von mir ab, da ich so unanständig auftrat. »Mylady«, sagte er. »Ich bin hier, um eine Botschaft von Lord Ido zu überbringen. Er bittet darum, dass Ihr zum Training zu ihm an den Strand kommt.«
    »Das ist das Letzte, was ich will.« Ich ging an ihm und der Wärterin vorbei und verfiel in Laufschritt, obwohl ich mich nirgendwohin wenden konnte.
    Mit seinen langen Beinen hatte Caido mich nach wenigen Schritten eingeholt. »Bitte, Mylady. Lord Ido hat mir befohlen, Euch zu sagen, dass Ihr und er nun stark genug seid, um die Arbeit mit Eurem Drachen zu beginnen.«
    Ich blieb stehen. Mein ganzer Schmerz und mein Ärger waren verschwunden und von dem einen Gedanken an meinen Drachen ausgelöscht. Ihr Ruhm war immer mit mir. Ich war nicht allein. Ich war nie allein.
    »Bringt mich zu Ido«, sagte ich.

17
    L ord Ido hockte ein kleines Stück oberhalb der Flutgrenze und ließ unter den Augen seiner beiden Wächter Sand durch die Finger rieseln. Als ich mich näherte, hörte er damit auf, erhob sich und beobachtete, wie ich schwerfällig über den weichen Strand kam. Die Sandalen quietschten bei jedem Schritt und auch die hartnäckigen Fliegen und mein Ärger machten es mir schwer, eine gewisse Würde zu bewahren.
    Ich blieb vor ihm stehen. »Lord Ido.«
    »Lady Eona«, erwiderte er und verbeugte sich.
    Die Dorfbewohner sammelten sich in Grüppchen und beobachteten uns vom Deich aus. Die meisten kräftigen Männer waren zum Fischen auf See, doch man sollte die Schlagkraft einer Menge nicht unterschätzen – auch wenn sie hier nur aus älteren Leuten, Frauen und Kindern bestand. »Ist es eine gute Idee, sich so auffällig zu verhalten, Lord Ido? In diesem Dorf gibt es viel böses Blut gegen Euch.«
    Er zuckte die Achseln. »Seine Majestät ist damit einverstanden, dass wir am Strand üben.«
    Ich blickte kurz auf die beiden Männer hinter ihm. Ihre erschrockenen Augen waren auf mein offenes Haar geheftet.
    »Wartet dort drüben.« Ich wies auf das Ende des Deichs, wo Caido noch immer stand. »Und achtet auf die Dorfbewohner. Lasst nicht zu, dass sie näher kommen.«
    Sie verbeugten sich und gingen und

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