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EONA - Das letzte Drachenauge

EONA - Das letzte Drachenauge

Titel: EONA - Das letzte Drachenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Goodman
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auch ihre Schuhe quietschten dabei seltsam.
    »Euer Haar gefällt mir«, sagte Ido.
    Ich öffnete die Faust und strich das Lederband glatt, das die alte Badewärterin mir flehentlich in die Hand gedrückt hatte, auf dass ich dem Anstand Genüge täte. Theatralisch fasste ich die Haare am Hinterkopf zusammen und band den Riemen darum.
    Er lächelte. »So gefällt es mir auch.«
    Ich verschränkte die Arme. »Ihr habt Caido gesagt, ich sei nun stark genug, um mit meinem Drachen zu arbeiten.«
    »Nein. Ich habe gesagt, wir seien nun stark genug dafür.« Er ging ein paar Schritte in Richtung Deich. »Kommt. Ich zeige Euch, wie man Blitze fängt.«
    Wie man Blitze fängt? Gebannt folgte ich ihm. Er blieb genau zwischen Meer und Deich stehen, setzte sich bei einem kleinen, kieloben am Strand liegenden Boot in den Sand und forderte mich mit einer Kopfbewegung auf, mich zu ihm zu setzen. Ein unbehagliches Gefühl stieg in mir auf und ich ließ den Blick forschend über den Strand und die Klippen ringsum gleiten. Längs des Deichs waren Netze zum Trocknen aufgespannt und an einem Ende zurückgeschlagen, und darunter waren die unverkennbaren Umrisse einer Tuaga zu erkennen: lange, angespitzte Bambuspfähle, die über Kreuz zu tragbaren Verteidigungsstellungen zusammengebunden waren. Das war der erste Hinweis auf eine Befestigung, den ich gesehen hatte. Was mochten die Dorfbewohner noch verborgen haben? Ich straffte die Schultern und versuchte, meine Befürchtungen abzuschütteln. Die Leute hier gehörten zum Widerstand und waren gehorsam gegenüber Kygo. Aber ich konnte die Feindseligkeit des Ältesten gegen Ido nicht vergessen. Das Rattendrachenauge war verhasst hier. Er war ein Kollaborateur und er hatte das Abschlachten ihrer Beschützer, der Drachenaugen, ins Werk gesetzt. Hoffentlich war Kygos Befehlsgewalt stark genug, um das Verlangen der Menge nach Rache im Zaum zu halten.
    Ich setzte mich Ido gegenüber und spürte, wie die Hitze des Strandes durch Gewand und Hose drang. Das Drachenauge nahm erneut eine Handvoll seidigen Sand und sah zu, wie er durch die Finger rieselte, wobei Idos dunkle, geschwungene Wimpern sich von seiner angestrengten Miene und seiner bleichen Haut abhoben. Sein Gesicht war nicht so harmonisch wie bei Kygo, doch seine Linien waren stark und ausgeprägt und strotzten vor unerschütterlichem Selbstvertrauen. Sehr männlich. Vidas Beschreibung war perfekt.
    »Ihr habt mich überrascht, Eona«, sagte er leise. »Ich hatte nicht erwartet, dass Ihr so …« – er sah mit schiefem Lächeln zu mir auf – »… einfallsreich seid in der Handhabung Eurer Macht. Oder so stark.«
    Ich wand mich unbehaglich. »Ihr habt mich dazu gezwungen.«
    »Ich habe Euch gezwungen, mehr Kraft in Euch zu suchen. Dass Ihr gerade diesen Weg eingeschlagen habt, war allein Eure Entscheidung.«
    Mein Blick hielt seiner Herausforderung stand. »Ja.«
    Sein Lächeln wurde breiter. »Gut. Schämt Euch nie für die Richtung, die Eure Macht einschlägt.«
    »Und das sagt Ihr, obwohl ich Eure Energiepfade benutzt habe?«
    »Ihr habt getan, was Ihr tun musstet, Eona. Genau wie ich«, erwiderte er. »Aber diesmal habe ich verloren und nun kommen Dillon und das schwarze Buch. Obwohl wir nicht dafür gerüstet sind.«
    Ich ging nicht auf diesen Köder ein. »Ist er schon in der Nähe?«
    »Nein. Er wird eine Weile brauchen, bis er uns erreicht.«
    »Wie will er uns übers Meer folgen?«
    Ido zuckte die Achseln. »Das schwarze Buch wird einen Weg finden. Wenn es kein Boot gibt, wird er uns an der Küste entlang verfolgen.« Er blinzelte zu den schweren dunklen Wolken hoch. »Unsere Macht nimmt ab – dessen bin ich mir sicher.« Ich horchte beunruhigt auf und er sah mich wieder an. »Keine Panik – sie nimmt nur langsam ab, sie fließt nicht einfach davon«, setzte er hinzu. »Doch wir müssen einen Weg finden, die zehn beraubten Drachen im Zaum zu halten, damit Ihr Eure ganze Macht einzusetzen lernt, bevor Dillon kommt. Dann können wir ihn abwehren und uns das schwarze Buch sichern. Es ist eine Ironie, dass Ihr kein Problem mehr mit den anderen Drachen haben werdet, sobald wir das Buch haben – es scheint sie zurückzuschlagen.«
    »Ja, wirklich eine Ironie«, erwiderte ich trocken. »Und Ihr glaubt wirklich, dass Dillon so stark sein wird?«
    Ido nickte. »Bis wir ihm wiederbegegnen, wird das schwarze Buch vollkommen die Herrschaft über ihn haben. Durch den Rattendrachen kann ich dessen Gegenwart bereits spüren.«
    Mich

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