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EONA - Das letzte Drachenauge

EONA - Das letzte Drachenauge

Titel: EONA - Das letzte Drachenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Goodman
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schauderte, als ich mich an den ätzenden Einfluss des Textes aus dem Buch erinnerte. »Was ist das? Was macht dieses Buch so mächtig?«
    »Jemand hat reines Gan Hua in die Seiten gewoben, um das Rätsel der Perlenkette zu schützen und den Weg zur Übernahme der gesamten Drachenmacht zu versperren«, gab Ido zurück. »Nur ein sehr starkes Drachenauge kann das Buch lesen, ohne verrückt zu werden.« Er sah mich mit halb geschlossenen Lidern an. »Und nur zwei Herrschende Drachenaugen gemeinsam haben genug Kraft, um die ganze Drachenmacht zu erringen und sie zu einzusetzen.«
    Ich beugte mich vor. »Ihr habt das schwarze Buch ganz gelesen.«
    Auch er beugte sich zu mir hin. »Also bin ich entweder verrückt oder sehr stark.«
    »Die meisten würden sagen, Ihr seid verrückt.«
    »Und was sagt Ihr, Eona?«
    »Ich denke, dass Ihr sehr stark seid, Ido.«
    Seine Augen flackerten. »Seit wann bin ich bloß ›Ido‹, Eona? Seit du mir deine wahre Stärke gezeigt hast? Oder seit du meinen Körper zu dem deinen gerufen hast?«
    Abrupt wich ich zurück. »Woraus besteht die Perlenkette, Lord Ido?«
    Er folgte meiner Bewegung, bis seine Lippen dicht vor meinem Mund waren. »Nichts ist umsonst, Lady Eona«, sagte er leise. »Besonders nicht diese Art Information.«
    Ich fuhr mir mit der Zunge über die Lippen, und mein Herz schlug schneller.
    Er lachte und lehnte sich zurück. »Ich dachte mehr an einen gegenseitigen Informationsaustausch.«
    »Was für eine Art Information?«, fuhr ich ihn an.
    »Unsere Abmachung war, dass ich Euch unterrichte und dass Ihr mir dafür erzählt, was in dem roten Buch steht.«
    »Ich habe Euch von der Weissagung erzählt. Viel mehr gibt es nicht zu sagen.«
    »Ihr wisst doch sicher, wer das Buch geschrieben hat?«
    Ich sagte es ihm nur ungern, doch ich musste mehr über die Perlenkette erfahren. »Es ist das Tagebuch meiner Vorfahrin Kinra.«
    Er schien ehrlich erstaunt. »Kinra, die Blütenfrau?«
    »Nein.« Ich schüttelte langsam den Kopf. »Kinra, das Herrschende Spiegeldrachenauge.«
    »Ah.« Er strich sein struppiges Haar zurück und sah dabei nachdenklich in den Sand. »Jetzt verstehe ich. Als Rattendrachenauge habe ich Lord Somos Aufzeichnungen – oder das, was davon übrig ist. Sie ist darin erwähnt, und zwar ziemlich oft.« Er wandte sich wieder zu mir und lächelte listig. »Sie waren ein Liebespaar.«
    »Uralte Geschichte«, versetzte ich achselzuckend und hoffte, dass er nicht sah, wie ich errötete. »Woraus besteht nun die Perlenkette?«
    Mit dem Zeigefinger zog er zwischen uns zwölf kleine Kreise in den Sand, von denen einer etwas größer war als die anderen. Zusammen bildeten sie ein großes Rund. »Kommt Euch das bekannt vor?«, fragte er.
    »Das befindet sich vorne auf dem Einband des schwarzen Buchs – es ist das Symbol der Perlenkette.«
    »Es ist mehr als ein Symbol. Es handelt sich um eine Darstellung der Waffe. Die Drachen bilden einen Kreis, lösen ihre Perle vom Hals und legen sie so in die Mitte, dass die Nachbarperlen einander berühren. Sobald das geschieht, geht ihre gemeinsame Kraft auf alle zwölf Perlen über. Und wenn das passiert, muss die Macht eingedämmt werden oder sie zerstört alles.« Er sah auf. »In den alten Schriftrollen ist auch vom ›Halsband der Götter‹ die Rede – ein poetischerer Ausdruck als ›Perlenkette‹, finde ich.«
    »Und was geschieht mit den Drachen?«
    »Wenn sie einmal von den Perlen getrennt sind, können sie sie nicht zurückholen«, erklärte er. »Dem überlieferten Wissen der Drachenaugen zufolge sind die Geisttiere unsterblich. Doch wegen Eurer Weissagung denke ich inzwischen, dass die Perlenkette sie zerstören könnte.«
    »Warum sollten sie sich überhaupt von ihren Perlen trennen?«
    »Das weiß ich nicht.« Mit einer Handbewegung verwischte er den Sandkreis. »Vielleicht finden wir es heraus, wenn Dillon mit dem schwarzen Buch kommt.«
    Auch wenn ich Ido glaubte: Er sagte wahrscheinlich nicht die ganze Wahrheit. Ich hatte keinen Zweifel, dass es ihm um die Macht der Perlenkette ging, denn auf seiner Suche danach hatte er die anderen Drachenaugen getötet. Bei dem Staatsstreich hatte er mir gesagt, er werde die Drachenmacht mit dem Drachenthron vereinen und ich war der Schlüssel für seinen Aufstieg. Er hatte über beides herrschen wollen, über Erde und Himmel. Hatte er noch immer so grandiose Pläne? Vielleicht hatte die Gefangennahme durch Sethon seinem Ehrgeiz einen Dämpfer verpasst. Vielleicht aber hatte

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