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EONA - Das letzte Drachenauge

EONA - Das letzte Drachenauge

Titel: EONA - Das letzte Drachenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Goodman
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vielleicht verstärkte seine Narbe das Bedrohliche noch; nur ein unerschrockener und willensstarker Mensch hatte diese Verletzung überleben können. Idos Hände ballten sich zu Fäusten.
    »Vorläufig steht Lord Ido unter unserem Schutz, Ältester Rito«, sagte Kygo.
    »Natürlich, Majestät«, entgegnete Rito und verbeugte sich erneut.
    »Sind in dieser Gegend mehr Truppen unterwegs als sonst?«, fragte Yuso.
    »Es gibt mehr Bewegung überall«, erwiderte Rito. »Wir hatten Besuch von so mancher Patrouille, aber das war in den Dörfern ringsum genauso. Vielleicht wurde bei unseren Nachbarn sogar noch strenger kontrolliert, denn wir liegen weiter von der Durchgangsstraße entfernt und haben weder Getreide noch Vieh, das man mitnehmen könnte.«
    »Und habt Ihr zusätzliche Wachen aufgestellt?«
    »Natürlich. Ihr könnt sie inspizieren, wenn Ihr mögt.«
    Yuso nickte. »Danke, das werde ich tun.«
    Rito wandte sich wieder zu mir. »Ihr habt die Fliegen bemerkt, Mylady?« Ich nickte. »Außerdem heulen nachts die Hunde. Und die Kinder haben Ameisen mit ihren Eiern auf dem Rücken auf die Bäume krabbeln sehen – das alles sind Anzeichen dafür, dass sich ein Zyklon aus einer ganz verkehrten Richtung nähert.«
    »Ja«, gab ich zurück. »Von Westen. Und er wird in zwei Tagen hier sein.«
    Rito beugte sich vor und seine Miene verhärtete sich. »Könnt Ihr ihn aufhalten, Mylady?« Sein Blick sprang zu Ido und wieder zu mir.
    Ich hatte plötzlich einen ganz trockenen Mund und fuhr mir mit der Zunge über die Lippen. »Ich bedauere, Ältester Rito, aber Lord Ido und ich können ihn nicht aufhalten.«
    »Ahh.« Er atmete langsam aus. Alle Hoffnungen hatten sich zerschlagen. Rito warf dem Ältesten zu seiner Rechten einen Seitenblick zu und wies mit dem Kopf zur Tür.
    Sein Nebenmann nickte und verbeugte sich dann vor Kygo. »Darf ich mich zurückziehen, Majestät?« Er sprach so dringlich, dass seine Stimme ganz brüchig klang. »Wir müssen unsere Vorbereitungen gegen den Zyklon vorantreiben.«
    »Natürlich.«
    Während der Älteste sich erhob und die Hütte verließ, schienen aller Augen auf mich gerichtet. Noch immer zu nichts nutze , schienen die Blicke zu sagen.
    »Majestät, wir haben etwas Warmes zu essen gemacht und Schlafplätze hergerichtet«, erklärte Rito schließlich. »Falls Euch oder Lady Eona sonst noch nach etwas verlangt, lasst es mich bitte wissen.«
    Es gab tatsächlich etwas, wonach mich verlangte: Einsamkeit. Wenigstens für kurze Zeit wollte ich weit weg sein von dem schweigenden Urteil der Welt, von Idos wachsamem Blick und von den vielen Fragen und Ängsten, die mir unaufhörlich durch den Kopf gingen.
    »Habt Ihr nicht ein Badehaus?«, fragte ich.
    Die alte Frau verbeugte sich und winkte Vida und mich mit ihrer altersfleckigen Hand durch den blauen Türvorhang am Eingang des Dorfbadehauses.
    »Ich warte hier draußen und sorge dafür, dass Ihr nicht gestört werdet, Mylady«, sagte sie mit schüchternem Lächeln. »Drinnen findet Ihr alles, worum Ihr gebeten habt.«
    »Danke.« Ich erwiderte ihr Lächeln und schob mich durch den Vorhang.
    Vida folgte mir. Nach einer hastig gelöffelten Schüssel Fischeintopf hatte ich mich fast eine Viertelstunde höflich gegen Ritos Ansinnen gewehrt, dass die älteste Frau des Dorfs mich badete. Kygos beharrlichen Wunsch, Vida solle mich ins Badehaus begleiten, hatte ich jedoch nicht ablehnen können. Ihre Gesellschaft war das Äußerste, was mir an Alleinsein zugestanden wurde.
    Wir blieben in dem beengten Vorraum stehen. Das kleine, von einem reich geschnitzten Geländer umgebene Podest des Wärters befand sich zwischen zwei Türen, die in die Badebereiche führten: die rechte in verblichenem Blau führte zu den Männern, die rote links zu den Frauen. An den Seitenwänden des Vorraums stand jeweils ein Schuhregal. Ich schlüpfte aus den Sandalen und schob sie auf das grobe Holzbrett neben mir. Vida tat es mir nach und stellte die ihren daneben.
    »Ich kenne mich nicht aus mit den Aufgaben einer Kammerdienerin, Mylady, ich brauche Eure Anweisungen«, sagte sie.
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich komme schon allein zurecht, Vida. Du kannst gern auch baden. Du willst deinen Vater doch sicherlich ehrenvoll empfangen.«
    »Wirklich?« Sie sah auf ihre Füße. Die helleren Streifen auf dem Spann zeigten, wo die Riemchen saßen. Meine Füße waren genauso schmutzig. »Das wäre wunderbar.«
    »Komm, gehen wir hinein.«
    Ich ging über die grobe Strohmatte und schob

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