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EONA - Das letzte Drachenauge

EONA - Das letzte Drachenauge

Titel: EONA - Das letzte Drachenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Goodman
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sich am Heck des Wagens auf ein Knie sinken und bot mir das zweite Bein als Trittstufe an: die gute Magd, die ihre kranke Gebieterin umsorgt. Ich widerstand der Versuchung, kräftig aufzutreten, kroch auf die Matte und hörte, wie Dela versuchte, Haddos Angebot abzulehnen, doch ihre Einwände wurden höflich abgeschmettert; der Leutnant war erpicht darauf, uns zu helfen. Unsere ausgeklügelte List wurde zu einer Falle für uns.
    »Nun, ich bin Euch sehr dankbar, Sir«, sagte Dela schließlich. Uns blieb keine andere Wahl, als das Angebot anzunehmen; eine unverblümte Ablehnung hätte Haddo misstrauisch gemacht. »Euer Schutz wird uns die Reise erleichtern.«
    Vida schloss die Heckplane und ihre angespannte Miene kam mir vor wie ein Spiegelbild meiner eigenen Verfassung. Solange wir von diesen Soldaten umgeben waren, konnte unser Geheimnis jeden Moment gelüftet werden. Und jetzt reisten wir mit ihnen zusammen.
    »Also, vorwärts«, rief der Leutnant.
    Der Wagen setzte sich mit einem Ruck in Bewegung und Silhouetten glitten über die Plane. Die vordere Luke ging auf und Dela beugte sich herein.
    »Alles in Ordnung da hinten, Frau?« Ihre Stimme klang sehr bedacht, doch ihr Blick war starr auf Rykos Versteck gerichtet.
    »Ich freue mich auf die abendliche Rast, Mann«, gab ich zurück.
    Dela nickte. Wir alle wussten, dass wir im Augenblick nichts tun konnten, ja, dass wir so lange abwarten mussten, bis wir nicht mehr von Sethons Männern umgeben waren. Ryko würde bleiben müssen, wo er war, bis die Dunkelheit uns genügend Schutz bot und wir ihn aus seinem Versteck herausholen konnten.
    Dela warf nochmals einen besorgten Blick auf den Wagenboden und zog sich zurück.
    Ich rollte mich auf die Seite, hob die Strohmatte behutsam an, ohne auf Vidas leise gezischten Protest zu achten, drückte meine Wange an die Bretter und flüsterte: »Heute Abend«, und ich hoffte, Ryko würde mich trotz des Wagengerumpels hören. Das war zwar ziemlich unwahrscheinlich, doch ich konnte die Vorstellung nicht ertragen, dass er in diesem winzigen Gelass steckte und keine Ahnung hatte, was geschah oder wann er würde herauskommen können.
    Als mir erneut die Galle in die Kehle stieg, ließ ich mich auf den Rücken sinken. Zu meinen Füßen packte Vida das Durcheinander aus Essensschachteln und Bettzeug wieder in die Reisekörbe zurück.
    »Hier«, flüsterte sie und reichte mir eine neue Wasserflasche. »Ihr müsst Euch ausruhen. Trinkt ein wenig, aber langsam, damit Ihr Euch nicht wieder übergeben müsst. Offenbar habt Ihr einen heftigen Schlag auf den Kopf bekommen und dagegen hilft nur Ruhe.«
    »Du wusstest also, dass mir da draußen schlecht werden würde?«
    Sie zuckte die Achseln.
    Kein Mitgefühl, aber was hatte ich denn erwartet? Schon nach einem vorsichtigen Schluck Wasser drehte sich mir der Magen um. Ich steckte den Korken wieder auf die Flasche und nickte Vida dankbar zu, doch sie hatte sich bereits abgewandt. Ich war immer noch die Mörderin ihrer Freunde. Ich sah zu der Leinenplane hoch und suchte nach Gedanken, die mir weder Angst machten, noch Schuldgefühle in mir auslösten. Doch die Mühe war vergebens.
    Zuerst konnte ich nur an die Soldaten ringsum denken und daran, dass Ryko unter mir in der Falle saß. Dann tauchten die Geister all derer auf, die ich getötet hatte. Ich versuchte, das krasse Bild des Flehenden zu verdrängen, der unter dem Dach des Fischerhauses zerquetscht worden war, doch sein lebloses Gesicht sah mir aus jedem Gesicht entgegen: Männer, die von mächtigen Brechern ins Meer gespült worden waren, Frauen, die unter ihren Häusern begraben waren, blutende, tödlich verletzte Kinder.
    Schaudernd atmete ich durch und hoffte, ich könnte diese düsteren Vorstellungen abschütteln. Stattdessen sah ich, wie mein sterbender Meister sich in meinen Armen krümmte, sah Lord Tyron, der wie ein Verräter auf der Straße enthauptet wurde, und durchlebte erneut den schrecklichen Augenblick, als ich erkannte, dass Lord Ido die anderen zehn Drachenaugen und ihre jungen Lehrlinge niedergemetzelt hatte. So viele Tote – und fast alle wegen Lord Idos ehrgeizigen Plänen. Auch die Dorfbewohner waren ebenso sehr durch seine wie durch meine Macht umgekommen.
    Warum hatte Ido mich gerettet? Ryko hatte recht: Ido tat nichts, wenn es ihm nicht selbst etwas brachte. Wenn er es noch immer auf meine Macht abgesehen hatte, dann hätte er sie im Fischerhaus an sich reißen können. Dort war ich wehrlos gewesen. Fröstelnd

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