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EONA - Das letzte Drachenauge

EONA - Das letzte Drachenauge

Titel: EONA - Das letzte Drachenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Goodman
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Übergewand als Gastwirt auswies, war aus der Schänke getreten und ging auf uns zu. Ab und zu blieb er stehen, um Soldaten in schroffem Ton zu den beiden flachen Gebäuden links und rechts der Toreinfahrt zu schicken. Die Segensfahnen vor den Fenstern zeigten mir, dass diese Gebäude normalerweise als Schlafsäle für Wallfahrer dienten. Jetzt waren es Kasernen.
    »Wir müssen den Wagen woanders hinbringen«, murmelte ich Dela zu.
    Sie brummte zustimmend und schubste mich einen Schritt zurück. Ich schrak zusammen, weil ich so einen grundlegenden Fehler gemacht hatte: Eine anständige Frau ging niemals neben ihrem Mann, sondern hielt sich stets hinter ihm. Der Gastwirt verbeugte sich vor uns und bemerkte Delas schwere Gürteltasche und meine edle Leinenrobe.
    »Seid gegrüßt, guter Herr, und willkommen«, begann er. »Ich bin erleichtert, wenigstens einen zahlenden Gast zu sehen.« Ein schiefes Lächeln schwächte seine Worte ab. »Sucht Ihr Zimmer? Ich kann Euch Platz anbieten, so viel Ihr wollt, und zwar zu einem hervorragenden Preis.« Er senkte die Stimme. »Diese Unruhe in der Stadt ist furchtbar fürs Geschäft. Dazu noch die Überschwemmungen und die Erdbeben – da reist doch niemand, wenn es nicht unbedingt sein muss.« Sein Blick fiel wieder auf mein weißes Gewand. Kaum hatte er seinen Schnitzer erkannt, fügte er hastig hinzu: »Dass Eure Frau selbst in so gefährlichen Zeiten ihre Pflicht erfüllt, ehrt Euch sehr.«
    Dela nickte zu dieser stillschweigenden Entschuldigung. »Ein Zimmer genügt uns, danke.«
    Der Gastwirt verbeugte sich erneut. »Und möchtet Ihr zu Abend essen? Meine Frau kocht ein ausgezeichnetes Pilgermahl. Wir können es Euch aufs Zimmer bringen.« Er wies mit dem Kopf auf einige vorbeigehende Soldaten. »Ihr möchtet Euch sicher nicht hinunter in die Schänke wagen, wenn die erst beim Reisweintrinken sind.«
    »Ja, wir essen zu Abend«, erwiderte Dela. »Meine Diener nehmen, was Ihr in der Schänke auftischt.« Sie blickte sich auf dem Hof um und winkte den Gastwirt näher heran. »Ich möchte Euch nicht beleidigen, guter Mann, aber gibt es einen besseren Stellplatz für den Wagen? Meine Diener bleiben zwar in der Nacht da, aber ich hätte ihn gern aus dem Trubel heraus.«
    »An einem sicheren Ort«, pflichtete der Gastwirt ihr bei. »Hinterm Haus habe ich einen Stall, da gibt es Platz genug für Eure Ochsen und den Wagen. Und gegen einen kleinen Aufpreis kann ich die Tiere auch füttern.«
    »Einverstanden«, sagte Dela und berührte die Stirn und das Herz, um die Abmachung zu besiegeln.
    Der Gastwirt tat es ihr gleich und nickte Vida zu, die schweigend und mit einem Reisekorb in den Armen hinter uns stand. »Aber seid gewarnt: Lasst Euren Knecht ruhig im Wagen schlafen, nicht aber das Mädchen.« Er rieb sich die Stirn. »Ich kann eine Matte für sie in Euer Zimmer legen.«
    »Gegen einen kleinen Aufpreis?«, fragte Dela höflich.
    Der Gastwirt lachte. »Ohne Aufpreis, mein Herr, ohne Aufpreis. Ich möchte nicht, dass in meinem Haus eine Frau in Gefahr gerät. Und sie kann auch in der Küche essen.«
    »Das ist sehr freundlich«, sagte Dela und verbeugte sich.
    »Du«, rief der Gastwirt Solly zu, »fahr den Wagen ums Haus herum zum ersten Stall.« Dann forderte er uns mit einer Handbewegung auf, ihm in die Herberge zu folgen.
    Ich blieb einen Schritt hinter Dela und hielt den Kopf gesenkt. Dennoch konnte ich sehen, wie Solly die Ochsen und den Wagen durch eine schmale Gasse zwischen Haupthaus und Hofmauer führte. Endlich schien uns das Glück einmal hold; wenn der Wagen versteckt in einem Stall hinter dem Haus stand, hatte Solly jede Menge Zeit, Ryko zu helfen, dass er sich davonmachen konnte, um den Perlenkaiser zu finden.
    Und doch flüsterte mir eine innere Stimme zu, dass das zu einfach war. Meine Unruhe wurde noch größer, als ich sah, dass Leutnant Haddo – eine reglose Gestalt inmitten seiner geschäftigen Männer – uns über den Hof hinweg beobachtete. Sollte er Ryko entdecken, würde er uns sicher auf die Spur kommen und erkennen, dass wir es waren, nach denen er fahndete. Hinter seiner jugendlichen Fassade arbeitete ein scharfsinniger Geist. Und falls er unsere Masken lüftete, liefe es auf einen Kampf hinaus. Fünf gegen zwanzig. Er begegnete meinem Blick, und in seiner Miene lag freundliche Besorgnis. Ich sah weg – ganz die züchtige Gattin –, doch das Herz hämmerte mir im Hals.
    Der Gastwirt hielt uns den roten Türvorhang auf und führte uns in die

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