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EONA - Das letzte Drachenauge

EONA - Das letzte Drachenauge

Titel: EONA - Das letzte Drachenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Goodman
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ein Bogen aus Licht und ich spürte sein leises Lachen heiß an den Lippen. Er bog sich mir entgegen und seine Hände umfassten meine Hüften und zogen mich an sich.
    Unsere Herzen klopften im Takt, und die Macht erhob sich durch die vermengten Schläge und durch und unseren abgehackten Atem. Sie saß fest zwischen uns – eine Spirale aus Energie, die sich durch meine Pfade in sein Hua ergoss wie geschmolzenes Metall. Ich spürte, wie er ihre Kraft sammelte und wie seine süße Vereinigung mit dem Rattendrachen in unsere geteilte Macht sickerte. Ich spürte die Gegenwart des blauen Tieres, dessen gewaltige Macht durch die Energie noch erhöht wurde.
    Mit einer schwindelerregenden Drehung war die Kajüte verschwunden. Ich war hoch über dem Boot, verankert in der Macht von Orange und Vanille, und die Lust in meinem irdischen Körper war nur mehr wie ein ferner Donner. Durch alte Drachenaugen sah ich die silbrig schäumende Gischt und das gewaltsam wirbelnde Gelb des Zyklons unter mir wüten und auf unser winziges Gefährt niedergehen. Regen peitschte auf die sich immer höher türmenden Wellen hinunter und Blitze zuckten über den dunklen Himmel wie Klauen. In der Nähe kreischte der Spiegeldrache in all seiner tiefroten Schönheit – ganz nah und doch unerreichbar.
    Eona? Idos Geiststimme, erschrocken über meine Gegenwart. Genau wie ich.
    Ich bin bei Euch.
    Ich spürte, wie die Macht zwischen uns sich in den blauen Drachen ergoss, dessen muskulöser Leib vibrierte vor Energie. Idos Freude durchströmte mich, als er und das Tier all unsere Kraft auf ein Ziel richteten: darauf, einen Pfeil ins Auge des gewaltigen Sturms zu schießen. Mit beherrschten Bewegungen ernteten sie aus großer Höhe Eis, bitterkalte Winde und Funken für neue Blitze und verwoben all dies zu einem gewaltigen Donnerkeil aus kalter Energie. Ich spürte die ungeheure Anstrengung, mit der Ido und sein Drache ihn in die warme Mitte des Wirbelwinds stießen und das empfindliche Gleichgewicht des Hua des Zyklons störten.
    Einen furchtbaren Moment lang geschah nichts, doch dann brach eine Seite des gelben Mahlstroms zusammen und zog dessen tödliche Gewalt weg von unserem Boot. Gewaltige Drachenmuskeln schlugen los und wehrten das wilde Toben der Winde ab. Der Wirbelsturm zog Richtung Festland, und seine Ausläufer kreisten um ein geschrumpftes Zentrum. Ich spürte jede kleinste Veränderung der Macht zwischen Mensch und Drache, als beide die Überreste des zusammengebrochenen Sturms zu einem peitschenden Wind formten, der unser kleines Boot über die schäumenden Wellen auf sein fernes Ziel zutrieb.
    Ich genoss es, wie Ido seinen Drachen beherrschte und wie majestätisch die Vereinigung der beiden war. Auch der Spiegeldrache und ich konnten so sein – wir konnten die Elemente regieren und das Hua der Welt.
    Für einen kurzen Moment war ich wieder in der Kajüte: Ido küsste mich, ich spürte seine harten Muskeln unter meinen Händen, und die strömende Macht mischte sich mit der wachsenden Hitze der Lust.
    Dann schwebten wir wieder über dem Schiff, schraubten uns in ein Hochgefühl hinein, beobachteten die winzigen Punkte aus Hua an Deck und wussten, dass alle dort unten gerettet waren. Sie waren der alles verschlingenden Wut von Wirbelsturm und Wolkenbruch entgangen. So viel Macht pulsierte in uns!
    Ein schmerzhafter Griff an der Schulter riss mich zurück in meinen Körper und in die Kajüte und zerrte mich von der Koje. Ich schlug verzweifelt um mich und traf meinen Angreifer in die Brust.
    »Du dummes Mädchen!«
    Das war Rykos Stimme. Ich wand mich unter seinem groben Griff und sah, wie er angewidert die Zähne fletschte. Er schob mich an die Wand gegenüber und drehte sich zu dem Drachenauge um. Dela stand mit bleichem Gesicht auf der Schwelle.
    Ido stürzte sich auf den Insulaner. »Was machst du da? Was –«
    Ryko brachte ihn mit einem Kinnhaken zum Verstummen. Die Hände vors Gesicht geschlagen, fiel Ido in die Koje. Der Insulaner beugte sich vor, packte ihn an den Haaren, riss ihn vom Bett und stieß ihn in wilder Wut gegen die Wand.
    »Nimm deine –«
    »Halt’s Maul!« Ryko baute sich vor Ido auf, als Warnung, sich ja nicht zu bewegen oder zu sprechen.
    »Lord Ido! Ihr müsst zurück in Euer Gefängnis«, sagte Dela. »Sie merken bestimmt, dass hier Drachenmacht im Spiel war. Wenn Seine Majestät Euch hier findet, werdet Ihr sterben!« Sie packte ihn am Arm und ließ ihre erfahrenen Dienerinnenaugen durch das Zimmer wandern. »Ist

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