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EONA - Das letzte Drachenauge

EONA - Das letzte Drachenauge

Titel: EONA - Das letzte Drachenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Goodman
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Gleichgewicht verloren und mein Gegner wusste es. Verzweifelt wandte ich mich zu ihm um, doch ich war nicht schnell genug. Er hatte das Schwert gedreht, um den Griff mit voller Wucht auf meinen Kopf niedersausen zu lassen. Alles in mir spannte sich in Erwartung des Schlags.
    Doch er kam nicht. Ich stolperte einen Schritt zurück und sah, wie ein überraschter Ausdruck in seine Miene trat. Seine Hand zuckte krampfartig und sein Schwert klirrte zwischen uns zu Boden. Dann kippte er langsam vornüber. Hinter ihm tauchte Dela auf und zog ein Schwert aus seinem Körper, dessen Klinge zur Hälfte blutig war.
    Wir schauten auf den Mann am Boden hinunter.
    »Was soll ich für Euch tun?«, fragte Dela. Aus der Trauer in ihrer Miene war tödliche Entschlossenheit geworden.
    »Helft Kygo und Tozay, das schwarze Buch zu holen.«
    Sie nickte und nahm das Schwert des Toten, fuhr herum und half Kygo, den zweiten Wächter zu überwältigen. Während ich noch nach Luft rang, stürzte sich Yuso plötzlich auf Ido und Sethon. Das Drachenauge würde sich nicht gegen beide wehren können. Ich nahm all meine verbliebene Kraft zusammen und rannte verzweifelt über die Plattform. Sethon und Ido standen mit gekreuzten Waffen dicht voreinander und jeder versuchte, den anderen niederzuringen und ihm den tödlichen Stoß zu versetzen.
    »Ido, passt auf«, schrie ich.
    Zu spät. Mit einem brutalen Kampfschrei warf Yuso sich so wuchtig auf die Kämpfenden, dass sie auseinandertaumelten. Sethon stolperte rückwärts, während Ido auf alle viere fiel und sein Rücken ungeschützt war. Trotz meiner brennenden Muskeln zwang ich mich, noch schneller zu rennen, doch Yuso warf sich schon wieder in den Angriff.
    Geradewegs vorbei an Ido.
    Das ergab im ersten Moment keinen Sinn. Dann schlang er den Arm um Sethons Hals und stieß ihm die Klinge in die bloße Brust. Er hatte es gar nicht auf Ido abgesehen, er wollte Sethon töten. Mit einem Skalpell.
    Sethon konnte Yuso aus dem Gleichgewicht bringen und beide stürzten zu Boden. Dabei flog Sethon Kinras Schwert aus der Hand und schlitterte über die Bretter. Ido rollte sich von den ringenden Männern weg, hievte sich hoch und stand mir unversehens im Weg. Ich konnte nicht mehr rechtzeitig stehen bleiben und krachte in ihn hinein, und der Aufprall nahm mir den Atem. Stöhnend stolperte er einen Schritt zurück, fing mich dann aber auf. Ich krümmte mich und rang nach Luft.
    »Seid Ihr gekommen, um mir zu helfen oder um mich umzubringen?«, fragte er und zerrte mich von dem verbissenen Kampf zwischen Sethon und Yuso weg.
    Ich befreite mich aus seinem Griff und fragte keuchend: »Wo ist die Perle?«
    »Sethon hat sie noch.«
    Ich sah Metall blitzen, als Yuso mit seinem winzigen Messer erneut auf den Großlord einstach. Er musste ihn getroffen haben, denn Sethon brüllte vor Schmerz, stieß dem Hauptmann die Faust gegen die Schläfe und befreite sich aus dessen Griff.
    Endlich konnte ich wieder tief einatmen. »Können wir Blitze einsetzen? Wie neulich am Strand?«
    »Nein«, sagte Ido. Das schrille Sirren der Drachen ringsum klang wie das Singen von tausend Zikaden. »Ich weiß nicht, was passiert, wenn wir unsere Tiere in die Mitte des Kreises rufen. Und wir laufen Gefahr, die Perle zu zerstören.«
    Wir mussten uns die Kaiserliche Perle also auf die harte Tour verschaffen. Ich fasste das Schwert fester und wartete auf eine Gelegenheit, in den Kampf vor uns einzugreifen.
    Sethon rammte Yuso den Ellbogen ins Gesicht und hechtete nach seinem Schwert. Yuso schlug wild um sich und brachte Sethon mit seinem viel zu kleinen Messer einen halbkreisförmigen Schnitt am Rücken bei. Gerade als Sethon herumfuhr und mit Kinras Schwert auf ihn losging, wich Yuso zurück, sodass der Großlord seine Brust um Haaresbreite verfehlte. Beide Männer hockten sich wachsam auf und erhoben sich schwer atmend. Dabei standen sie einander gegenüber und ich geriet in ihr Blickfeld. Meine Chance war vertan.
    Sethon ließ Kinras Schwert kreisen. »Du hast gerade deinen Sohn umgebracht«, sagte er. »Und dich selbst.«
    Yuso spreizte nacheinander die Finger am Skalpell. »Ich bin schon tot.« Er sah mich an. »Lady Eona, damit erkaufe ich die Sicherheit meines Sohnes.«
    Mein Körper erstarrte vor gespannter Erwartung.
    Mit erhobenem Skalpell stürmte Yuso ganz ohne Deckung auf Sethon los und der stieß ihm Kinras Schwert mit solcher Wucht in die Brust, dass die Spitze zwischen den Schulterblättern austrat und das Heft dumpf gegen das

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