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EONA - Das letzte Drachenauge

EONA - Das letzte Drachenauge

Titel: EONA - Das letzte Drachenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Goodman
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Brustbein schlug. Yuso ließ sein Messer fallen und umklammerte Sethons Hand, die sich um den Griff des Schwerts geschlossen hatte. Mit tiefem, kehligem Stöhnen drehte er ihn herum, bis der Großlord mit dem Rücken zu uns stand. Sethon zerrte am Griff des Schwerts, um die Klinge aus Yusos Körper zu ziehen.
    »Nun macht schon«, keuchte Yuso.
    Ido sprang vor und stieß Sethon mit aller Kraft sein langes Messer ins Kreuz. Der Großlord schrie und bäumte sich auf und der Schock, den sein Hua erlitt, ließ ihn mit dem Messer im Rücken erstarren. Ido riss die Klinge nach oben.
    »Sollen wir diesen Schmerz erkunden?«, flüsterte er Sethon ins Ohr.
    Mein Inneres zog sich zusammen; das waren genau die Worte in genau dem Tonfall, die der Großlord für Idos Folter benutzt hatte.
    Er riss die Klinge abermals herum und Sethon stöhnte auf. »Erregend, nicht wahr?«
    Dann zerrte er Sethons schweren Körper von Yuso weg. Jetzt, wo er nicht mehr gestützt wurde, sank der Hauptmann auf die Plattform und kippte zur Seite. Als der Griff aus Jade und Mondstein, der aus seiner Brust ragte, gegen die Bretter stieß, erschauerte er vor Schmerz.
    Unbarmherzig warf Ido Sethon auf den Boden, rollte ihn auf den Rücken, hob Yusos Skalpell auf, stellte einen Fuß auf Sethons Handgelenk, trieb ihm die Klinge durch die Hand und heftete ihn ans Holz. Ich fuhr zusammen, als Sethon einen langen Schrei ausstieß und seine Finger krampfartig zuckten.
    Als ob Sethons gellender Schrei ihn geweckt hätte, hob Yuso den Kopf und sah mich an. Vor Anstrengung traten die Adern an seinem Hals hervor.
    »Maylon«, keuchte er. »Er heißt Maylon.«
    Ich kniete mich neben ihn. »Ihr habt uns verraten, Yuso. Das ist alles Eure Schuld. Erwartet Ihr von mir, dass ich Euch vergebe?«
    Er richtete seinen verschwommenen Blick auf Ido. Das Drachenauge hielt Sethons freien Arm mit dem Knie fest. Der Großlord wollte sich aufrichten, doch Ido schlug ihm mit dem Griff seines langen Messers so hart ins Gesicht, dass sein Kopf auf die Bretter knallte.
    »Ido glaubt, Ihr seid wie er«, sagte Yuso langsam. Er hustete und Blut spritzte aus seinem Mund. »Aber Ihr habt immer noch Mitleid, nicht wahr?« Er atmete mit einem tiefen Seufzen aus und bewegte sich nicht mehr.
    Hatte ich immer noch Mitleid? Ich spürte keine Weichheit in meinem Herzen. Und ich verstand – mögen die Götter mir helfen! – Idos freudiges Lächeln. Ich erhob mich, setzte einen Fuß auf Yusos Brust und zog Kinras Schwert aus seinem toten Leib. Sofort flüsterte ihr flammender Zorn mir zu: Nimm die Perle. Ich schwang die beiden Schwerter, ging in Angriffshaltung und spürte, wie ihre volle Wut und ihre Kraft wieder auf mich übergingen, als kämen sie nach Hause.
    Ich sah, wie das Drachenauge mit seinem Messer spielte und sich über Sethon beugte. »Was soll ich Euch in die Brust ritzen?« Noch immer ahmte er den zärtlichen Ton des Großlords nach. »›Verräter‹? ›Mistkerl‹? Wie wäre es mit ›Ewiger zweiter Sohn‹?«
    Sethon wollte dem Messer über seinem Brustbein ausweichen. Mit einem mahnenden Zungenschnalzen drückte Ido ihm die Spitze ins Fleisch und zog sie in einer blutigen Spur nach unten. Sethon schrie erneut und warf den Kopf hin und her vor Schmerz.
    Mit grimmiger Entschlossenheit ging ich zu den beiden. Nimm die Perle. Wenn Sethon bebend Atem holte, bewegte sie sich in der blutigen Halsgrube, wo sie nur noch mit vier Stichen sehr locker saß. Ich könnte sie ihm abschneiden und dabei sehen, wie er sich krümmte und schrie – Rache für Kygos furchtbare Qualen.
    »Zurück!«, sagte ich zu Ido und hob mein Schwert.
    »Wartet«, erwiderte das Drachenauge.
    Er stieß das lange Messer durch Sethons andere Hand, und der Großlord schrie schluchzend auf. Dann sah Ido zu mir hoch. Sein Lächeln war bösartig und grausam und hatte etwas so Intimes wie zwischen Liebenden. »Viel Spaß.«
    Sethon sah mir mit schmerzerfülltem Blick in die Augen, während er versuchte, seine Hände von den Messern loszureißen. Ich hielt ihm einen Moment lang die Schwertspitze an die Kehle und er bleckte knurrend die Zähne wie ein in die Enge getriebenes Tier. Der Großlord verdiente einen möglichst langsamen Tod. Er verdiente Schmerzen und Angst. Aber ich brachte es nicht über mich. Yuso hatte recht: Ich hatte immer noch Mitleid. Und mit einem lauten Brüllen stieß ich ihm stattdessen beide Schwerter in die vestümmelte Brust.
    Er schnappte nach Luft und sein Körper bäumte sich ein letztes Mal

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