Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
EONA - Das letzte Drachenauge

EONA - Das letzte Drachenauge

Titel: EONA - Das letzte Drachenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Goodman
Vom Netzwerk:
»Ich habe keine Verbindung mehr zu ihr. Keine Macht.«
    Er schlang den Arm um mich. Ich lehnte mich an ihn und seine Wärme linderte den kalten Schmerz ein wenig.
    »Tozay!«
    Auf Delas Ruf hin hob ich den Kopf. Ich sah, wie der General schwankte, sah, wie sein verwittertes Gesicht zu einem ungesunden Gelb erbleichte. Dela ließ das Bündel fallen und stützte ihn, eine große Anstrengung bei seinem massigen Körper. Tozay blutete noch immer aus einer scheußlichen Wunde an der Schläfe und sein Fechtarm war anscheinend gebrochen, denn er hing nutzlos herab. Doch ich konnte ihn nicht heilen. Ich konnte nie wieder jemanden heilen.
    »Er sieht nicht gut aus.« Kygo stand auf, um zu helfen.
    »Er hat einen bösen Hieb auf den Kopf bekommen«, gab Dela zurück, während sie Tozay vorsichtig auf die Plattform setzten. Seine sonst so scharfen Augen blickten ins Leere und er atmete schnell und stoßweise. »Das müsste wieder werden. Er ist bloß ein Weilchen benommen.« Dela drückte ihm behutsam den Kopf zwischen seine Knie.
    Kygo kauerte sich wieder neben mich. »Habt Ihr die Perle, Eona?«
    Ich öffnete meine zitternde Hand. Die trübe Oberfläche schimmerte und flackerte, als würden winzige Fische darunter spielen. Er nahm die Perle zwischen Daumen und Zeigefinger und seine enttäuschte Miene kam mir vor wie das Echo der Schmerzen in meinem Kopf. Auch er gab etwas auf: das heilige Symbol seiner Souveränität.
    »Wie wollt Ihr die Drachen damit erneuern?«, fragte er.
    Ido regte sich. »Die Drachen erneuern?« Langsam hockte er sich auf die Fersen und sah mich mit schräg gelegtem Kopf an. »Hab ich hier etwas verpasst, Eona? Was ist mit unserem Plan?«
    Kygo straffte sich, als er hörte, in welchem Ton das Drachenauge sprach.
    »Wir hatten nie einen Plan, Ido«, sagte ich und erwiderte seinen starren Blick ungerührt. »Die Kaiserliche Perle wurde den Drachen vor langer Zeit gestohlen . Es ist ihr Ei. Wir müssen es zurückgeben. Wir müssen dafür sorgen, dass sie ihre Macht erneuern können.«
    Ido sah mich von der Seite an und seine Bernsteinaugen waren kaum zu erkennen unter den fast geschlossenen Lidern. »Ich weiß, dass wir sie gestohlen haben. Ich habe es immer gewusst.«
    »Was soll das heißen?« Ich sprang auf vor Empörung. Auch Ido und Kygo erhoben sich und standen sich links und rechts von mir in schweigender Feindseligkeit gegenüber.
    »Ich habe das schwarze Buch gelesen«, sagte Ido. »Ich weiß, was die Perle ist und was sie bewirkt.« Er verschränkte die Arme. »Der Diebstahl ändert nichts daran.«
    »Er ändert alles«, widersprach ich. »Wie konntet Ihr das alles wissen und doch über die Bedürfnisse Eures Drachen hinweggehen? Über seine Hoffnungen?«
    »Zweifellos genauso wie viele Drachenaugen vor mir. Niemand gibt freiwillig seine Macht auf, wenn er dieses Problem dem nächsten Drachenauge überlassen kann.«
    »Jetzt nicht mehr, Ido. Wir sind die Letzten unserer Art. Wir müssen die Perle zurückgeben.«
    Er schüttelte den Kopf. »Ihr versteht nicht. Wenn sie sich erneuern, verlieren wir unsere Macht für immer.«
    »Ich weiß.« Für einen Moment spürte ich eine bittere Befriedigung. Er war nicht der Einzige, der die Geheimnisse der Drachenüberlieferung kannte. »Trotzdem müssen wir sie zurückgeben.«
    Er musterte mich. »Woher wisst Ihr das? Habt Ihr das Buch auch gelesen?«
    »Nein.« Ich fuhr mir mit der Zunge über die Lippen. »Ich habe mich in meinen Drachen geflüchtet. Um Sethons Folter zu entgehen.« Kygo strich mir mit den Fingern über den Arm: eine flüchtige Berührung des Trostes. »Dort habe ich die Erinnerungen einer Vorfahrin gesehen.«
    Dela bewegte sich; zweifellos hatte sie erraten, von wem ich sprach.
    Etwas huschte über Idos misstrauische Miene – ein Moment des Mitgefühls oder vielleicht war es nur die Erinnerung an seine eigenen Qualen. Er lächelte schwach. »Ich dachte, Ihr hättet gelobt, Eurem Drachen das nie anzutun. Immer wieder zieht Ihr moralische Grenzen und immer wieder überschreitet Ihr sie.« Er blickte mir in die Augen und seine Stimme wurde leise und zärtlich. »Ihr und ich – wir sind gleich, Eona. Wir überschreiten Grenzen, über die andere nicht zu gehen wagen. Überschreitet diese letzte Grenze mit mir.«
    Er wollte die Macht der Drachen. Er wollte alles. Und er wollte, dass ich mir dies alles mit ihm zusammen nahm.
    »Ich werde die Drachen nicht vernichten.«
    Er stieß mit dem Zeigefinger gegen seine Brust. »Wollt Ihr Euch für

Weitere Kostenlose Bücher