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EONA - Das letzte Drachenauge

EONA - Das letzte Drachenauge

Titel: EONA - Das letzte Drachenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Goodman
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verzweifelter Abwehr die Waffen hoch. Seine Klingen klirrten gegen die meinen und bei dem Aufprall fuhr eine Kaskade aus Schmerz durch meine Arme. Schon wollte er erneut zuschlagen.
    »Aufhören!«, donnerte Haddo.
    Der Mann zog sich erschrocken zurück.
    »Der Insulaner – schnappt ihn Euch«, befahl Haddo, und der Mann ging auf Ryko los.
    Am anderen Ende des Hofs sah ich, wie ein Soldat auf Vida zustürzte. Das Mädchen hatte das Pferd des Kaisers eingefangen, hielt sich hartnäckig am Zaumzeug fest und war ganz auf das unruhige Tier konzentriert. Ich wollte schon einen Warnschrei ausstoßen, da kam Solly aus einer Gasse gerannt und schlug den Mann mit einem Joch nieder.
    Haddo drehte sich zu mir um und begann langsam zu begreifen. »Wer seid Ihr?«
    Meine Antwort war eine strafende Serie Tigerstreiche, die auf seine Brust zielten. Er wehrte sie reflexartig ab und mein geborgtes Geschick ließ seine Miene hart werden. Vor mir hielt der Kaiser zwei Soldaten mit zornspühender Wildheit auf Abstand. Erneut spürte ich, wie mein Blick auf seinen Hals gelenkt wurde. Der Perle. Mit grimmiger Entschlossenheit wandte ich mich wieder Haddo zu.
    Der Leutnant hatte sich von seiner Überraschung erholt und wehrte meinen nächsten Angriff geschickt ab. Ich änderte die Taktik und griff ihn mit den weit ausholenden Schwüngen des Ziegendrachen von oben und unten an. Unsere Klingen kreuzten sich klirrend und unsere Gesichter waren nur eine Fingerlänge voneinander entfernt.
    »Gehört Ihr zum Widerstand?«, keuchte er.
    Ich konnte mich nicht mehr lange gegen sein Gewicht stemmen – gleich würde ich die Balance verlieren. Kinra flüsterte: Der Hase täuscht und schlägt einen Haken . Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen und gab in meiner zitternden Haltung gegen Haddo etwas nach. Da er plötzlich keinen Gegendruck mehr hatte, taumelte er nach vorn. Mit all meiner Kraft riss ich die Schwerter nach unten und befreite mich mit einem Sprung aus unserem Zweikampf. Ich landete unsanft auf dem Boden; einmal mehr hatte ich die neue Kraft meines geheilten Beins vergessen. Ich rappelte mich auf.
    Einige Schritte entfernt wehrten Ryko und Dela drei Soldaten ab, die sich dem von seinem Pferd abgeworfenen Kaiser genähert hatten. Obwohl ich Haddo mit gezückten Schwertern gegenüberstand, schien er wie gebannt von dem Insulaner und dem anmutigen Fechter neben ihm. Dann sah ich, wie er die Verbindung herstellte.
    »Bei den Göttern, Ihr seid die .« Er wandte sich wieder zu mir. »Ihr seid keine Frau. Ihr seid das Drachenauge!« Als er Luft holte, um Alarm zu schlagen, griff ich an.
    Mein plötzlicher Vorstoß hinderte ihn daran, loszubrüllen, doch sein Gegenangriff kam schnell und heftig. Mit einem Hagel brutaler Streiche stürmte er auf mich los und ich musste zurückweichen vor seiner Wut. Plötzlich schnitt er mir mit einem hinterhältigen Schnipsen der linken Klinge den Handrücken auf, nah bei dem am Unterarm festgebundenen Buch. Die Perlen, die es hielten, schnellten hoch wie eine zubeißende Schlange. Ich schrie auf, doch was Haddos Zorn dann mäßigte, war mein Blut; er musste mich lebend fassen, unverletzt. Also trat er einen Schritt zurück und gewährte uns einen Moment der Erholung. Die Perlen legten sich wieder fest um meinen Arm und um das Buch und stillten die Blutung. Hatten auch sie den Auftrag, die Kaiserliche Perle zu stehlen? Ich konnte keinem von Kinras Schätzen mehr trauen. Bebend holte ich Luft und wappnete mich gegen Haddos nächsten Angriff.
    Diesmal ging er mit mehr Bedacht vor – eine vorsichtige Jagd, die darauf abzielte, mich zu entwaffnen.
    »Euch muss doch klar sein, dass Ihr gefasst werdet«, sagte er und machte sich frei von meiner tief angesetzten Abwehr. »Die ganze Armee sucht nach Euch.«
    »Ihr dient einem Verräter«, entgegnete ich.
    »Er entstammt der herrschenden Familie und hat das Recht auf seiner Seite.« Haddo hieb nach mir, doch ich lenkte sein Schwert ab und konnte seine zweite Klinge im letzten Moment abfangen.
    »Prinz Kygo ist der rechtmäßige Erbe«, sagte ich und trat ein paar Schritte zurück. »Sethon behauptet, Kygo sei tot, aber das stimmt nicht – dort ist er, direkt vor Euch.«
    Haddo sah zu dem jungen Kaiser hinüber, der gerade einen Soldaten mit hastigen Hieben zurücktrieb. Die Kaiserliche Perle glänzte an seinem Hals wie ein Leuchtfeuer der Wahrheit. Kinras Ehrgeiz flackerte erneut in mir auf. Ich konzentrierte mich trotz ihrer summenden Leidenschaft.
    Haddo ließ die

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