Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
EONA - Das letzte Drachenauge

EONA - Das letzte Drachenauge

Titel: EONA - Das letzte Drachenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Goodman
Vom Netzwerk:
ein gefährliches Spiel. Ich hoffte nur, Kygo werde sich, wenn wir bei ihm waren, seiner Verbündeten Eona und nicht einer alten Verräterin gegenübersehen, die ihm die Perle vom Hals säbeln wollte.
    Kinra entdeckte die Stelle, von wo aus wir durch das Gewühl kommen konnten. Sie war rechts vom Kaiser: Ein junger Gardist hatte drei Angreifer niedergestochen, sodass die Feinde um ihn misstrauisch zögerten. Doch wir brauchten jemanden, der uns Deckung gab. Ich verbesserte mich im Stillen: Ich brauchte jemanden, der mir Deckung gab.
    »Ryko!«, schrie ich. »Zu mir!«
    Auf mein Rufen hin wandte er sich von seinem schwerfälligen Angreifer ab.
    »Los«, rief Dela ihm zu. »Ich geb dir Deckung.« Sie tat so, als würde sie Rykos Gegner angreifen, und brachte ihn dazu, sie zu attackieren. In der Nähe hatte der Hauptmann einen Soldaten gegen die Wand der Herberge gedrängt und schlitzte ihm mit dem Schwert den Bauch auf. Rasch blickte ich weg, damit ich nicht sehen musste, wie die Gedärme aus ihm herausquollen.
    »Mylady, zurück ins Haus!«, schrie Ryko, als er auf mich zukam. »Ich helfe dem Kaiser.«
    »Nein! Entwaffne ihn!« Ein anderes Bild zuckte in mir auf: Meine Hand schloss sich um den Hals eines Mannes, um die Perle. Ich nahm meine ganze Willenskraft zusammen, konzentrierte mich auf Ryko und widerstand der summenden Heimtücke der Schwerter.
    »Mylady«, flehte er, »ich kann den Kaiser nicht angreifen.«
    »Dann hilf mir, ihn aufzuhalten.«
    Wir sahen uns in die Augen. Ich spürte Rykos gewaltige Energie wie einen zweiten Herzschlag, dann verschmolz sie mit dem Rhythmus meines Herzens, als wären wir ein einziges Wesen.
    »Was ist das?«, keuchte er. »Bewirkt Ihr das?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Ein Wiehern fuhr durch das Schreien und Klirren. Das Pferd des Kaisers bäumte sich auf, und kaum waren die Vorderläufe wieder auf dem Pflaster, da bockte es und taumelte. Der Kaiser sprang ab, kam ungeschickt auf dem Boden auf und blieb liegen wie ein Haufen weißer Seide.
    »Jetzt!«, schrie ich.
    Ich rannte los und Kinras freudige Erregung trieb mich vorwärts. Aus den Augenwinkeln sah ich, wie Ryko sich bückte und ein zweites Schwert aufhob. Der Kaiser rappelte sich bereits wieder auf. Sein verstörtes Pferd trat nach den Männern, die ihm auswichen, und nach flackernden Silhouetten, während Kinra sich auf die Perle am Hals des Kaisers konzentrierte.
    Ich spürte ihre Fixierung auf das Schmuckstück, ihr Verlangen, es zu besitzen.
    Ein Soldat, der sich die Rüstung nur übergeworfen hatte, wandte sich mir mit auf klassische Weise zur Abwehr erhobenen Schwertern zu. Noch bevor ich sein Gesicht sah, wusste ich, dass es Leutnant Haddo war. Mit erstauntem Blick nahm er die Umrisse unter meinem dünnen Gewand wahr. Dann schaute er mir in die Augen und ich sah, wie sein Schreck umschlug in Wut. Er ließ die Schwerter sinken.
    »Legt die Schwerter nieder, Frau«, rief er. »Zurück mit Euch ins Haus, sonst werdet Ihr verletzt.«
    Ich zögerte. Er dachte immer noch, ich sei wehrlos. In meinem Kopf hörte ich einen Befehl: Stich ihn nieder .
    »Bleibt dicht bei mir«, fügte er hinzu. »Ich bringe Euch ins Haus.«
    Bevor ich mich besinnen konnte, stürmte Ryko an mir vorbei und zielte mit seinen Schwertern nach dem Kopf des Leutnants. Haddo wehrte den Angriff hastig ab, doch Rykos wuchtige Attacke trieb ihn wieder zu dem Pferd hin, das wegen der plötzlichen Bewegung scheute und den Leutnant mit den Hufen an der Schulter streifte. Ryko sprang zur Seite, als Haddo stolpernd zu Fall kam, sich abrollte, um den stampfenden Hufen zu entkommen, und dabei die übergeworfene Rüstung verlor, die klirrend über das Pflaster schlitterte. Als ein Soldat in der Nähe seinen Leutnant zu Boden gehen sah, stürzte er sich auf Ryko. Der Insulaner fuhr herum und lenkte den Schlag ab.
    Ich fasste die Schwerter fester und spürte, wie Kinras Kampferfahrung in mich hineinströmte. Kein Pardon , flüsterte sie mir zu. Erledige Haddo jetzt . Ich hob die Schwerter, doch er war noch immer auf allen vieren.
    »Haddo!«, schrie ich. »Steht auf!«
    Auf meinen Ruf hin hob er den Kopf, und seine Augen weiteten sich plötzlich. »Hinter Euch! Halt! Aufhören – das ist ein Befehl!«
    Ich drehte mich um. Einer seiner Männer kam herangestürmt. Entweder hatte er den Befehl seines Leutnants nicht gehört oder er scherte sich nicht darum, denn er kam weiter auf mich zu und schwang das Schwert gegen meinen Hals.
    Mit Kinras Reflexen riss ich in

Weitere Kostenlose Bücher