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EONA - Das letzte Drachenauge

EONA - Das letzte Drachenauge

Titel: EONA - Das letzte Drachenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Goodman
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zwischen Himmel und Erde.
    Durch Drachenaugen sah ich von oben Rykos schwindende Lebenskraft, und das Licht in jedem Kraftpunkt flackerte wie eine heruntergebrannte Kerze. Mit meinem Erdenkörper sah ich, wie durch meine durchscheinende Hand goldenes Hua über dem blassgrünen Herzpunkt in Rykos Brust strömte. Genau so hatte ich auch Ido berührt. Ich konzentrierte mich nur auf einen einzigen Gedanken: Gesunde!
    Nun war ich nicht mehr nur der Verbindungskanal eines Drachen.
    Wir waren Hua.
    Als ein Wesen erkannten wir die massiven Verletzungen, die zu schwerwiegend waren für seine geschwächte Lebenskraft. Wir hatten nicht mehr viel Zeit; Ryko war der Geisterwelt bereits ganz nah. Unsere Kraft suchte nach der Feinstruktur des Lebens, die sich in winzigen, hochkomplexen Varianten wiederholte. Wir sangen und erzeugten so eine ruhige Harmonie des Heilens, die goldene Energiefäden in jede Faser des verletzten Körpers sandte und die Gesundung beschleunigte. Wir zogen Kraft aus Erde und Luft, flößten sie Ryko ein und heilten verwundetes Fleisch, durchtrennte Sehnen, zertrümmerte Knochen und einen gebrochenen Geist.
    »Heilige Götter«, keuchte der Kräuterheiler aus seiner Zimmerecke. »Seht, seine Wunden schließen sich.«
    Seine Worte drangen durch unser Lied und unterbrachen meine Konzentration. Der kurze Ausrutscher erschütterte meine Verbindung mit dem Spiegeldrachen. Ich spürte, wie meine innere Schau flackerte und wie mein Gesichtsfeld auf sein normales Maß schrumpfte. Der Fluss des Hua stockte.
    Ryko war noch nicht geheilt, es gab noch viel zu tun.
    Ich tastete nach einem Halt in der Energiewelt, da der Faden des Lieds meinen ungeschickten Fingern entglitt. Da ich nur einen Drachenbefehl kannte, den zur Vereinigung, rief ich: Eona ! Schon während meines verzweifelten Schreis hörte ich ihr Lied klarer und ich merkte, wie sie mich und meine nachlassende Konzentration wieder hineinzog in die goldene Verschmelzung unseres Hua.
    Obwohl unsere Freude erneut aufklang, überschattete ein Zustrom negativer Energie unsere Vereinigung: die zehn beraubten Drachen. Wir stemmten uns gegen ihren lastenden Druck, gefangen zwischen Rykos verzweifelter Not und ihrer auf uns einhämmernden Gewalt.
    Wenn unser Lied erneut ins Stocken geriete, würde Ryko sterben.
    Wir sangen seine Heilung, doch wir konnten der wilden Energie, die an unserer Verbindung kratzte, kaum standhalten. Um uns herum wurden die zehn beraubten Drachen zu flimmernd blassen, heulenden Umrissen.
    Plötzlich bäumte sich der Rattendrache in seiner Ecke auf und an die Stelle seiner lähmenden Schmerzen war eine geschmeidige Schnelligkeit getreten. Er rammte den undurchsichtigen Büffeldrachen neben sich, setzte mit einem Sprung über uns hinweg, segelte in einem Halbkreis durch die Luft und trieb die heranrückenden Drachen zurück. Tief in uns vernahmen wir eine andere Stimme, die vor Anstrengung schrie.
    Lord Ido.
    Wir schreckten vor dem bitteren Orangengeschmack seiner Kraft zurück, doch diesmal ging es ihm nicht darum, die Kontrolle zu erlangen. Er verteidigte uns.
    Der Rattendrache bäumte sich erneut auf und warf sich der ungestümen Energie der zehn beraubten Drachen entgegen. Das Dach des Fischerhauses zerbarst, und Holzschindeln und Staub regneten ins Zimmer. Ein Balken krachte zu Boden und begrub den Flehenden unter sich. Der Silberfluss seines Hua flackerte kurz auf und verschwand.
    »Raus«, brüllte Tozay und zerrte Vida zur Tür. Der Kräuterheiler, der neben dem Toten gekniet hatte, rappelte sich auf und rannte den beiden nach.
    Dela warf sich über Ryko, um ihn vor den herabstürzenden Trümmern zu schützen. Holzstücke prasselten auf mich ein, doch ich spürte keinen Schmerz. Tozay stieß Vida in Sollys Arme.
    »Weg von den Gebäuden«, brüllte er und wandte sich wieder zu Dela.
    Jetzt, wo das Dach verschwunden war, fanden wir uns unvermutet jenseits des Zimmers in der schwindelerregenden Umarmung eines tiefdunklen Himmels wieder. Durch Drachenaugen sahen wir, wie Vida, Solly und der Kräuterheiler als helle Gestalten das Haus verließen und zur Dorfstraße eilten. Wir rollten durch die Gewitterwolken und eine brutale Kraft hämmerte auf uns ein. Mit unseren verbundenen Klauen rissen wir die Drachenleiber auf, um uns der Angreifer zu erwehren. Neben uns schirmte der Rattendrache uns gegen den Schlangendrachen ab und dieses Aufeinanderprallen des Hua ließ tief unter uns ein Stück von der Klippe ins Meer stürzen.
    Konzentrier dich!

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