Ephraim Kishon fur Manager
widersprechen. »Sie haben doch selbst in Ihrem > Kommunistischen Manifest das Verschwinden aller nationalen Gegensätze als eines der Endziele der gesellschaftlichen Entwicklung bezeichnet.« »Ich? Das hätte ich gesagt?«
»Jawohl, Sie. Ganz deutlich. Das Endziel der gesellschaftlichen Entwicklung ist -« »Eben. Das Endziel. Aber die Entwicklung steht ja erst am Anfang. Zuerst muß man die Kapitalisten mit allen Mitteln bekämpfen und vernichten.«
»Und was ist mit der friedlichen Koexistenz?« »Gibt's nicht. Von friedlicher Koexistenz habe ich niemals gesprochen, das weiß ich zufällig ganz genau. Muß eine Erfindung der Kreml-Banditen sein. Die wollen den Kapitalismus dadurch überwinden, daß sie mehr Fernsehapparate erzeugen. Mao hat ganz recht. In Moskau weiß man nicht mehr, was Marxismus ist.« »Und das Moskauer Marx-LeninInstitut?« »Ein Schwindel. Dort lesen sie Gedichte über die Schönheit von Mütterchen Rußland. Als ein Student einmal fragte, wie der Sturz des kapitalistischen Systems schließlich zustande kommen würde, antwortete ihm der Instruktor: durch die Einkommensteuer!« »Vielleicht ist das gar nicht so falsch.«
»Und der Klassenkampf? Und die Diktatur des Proletariats? Warum ist man von alledem abgekommen? Es ist eine Schande.« »Trotzdem wurden einige Ihrer Ideen verwirklicht«, versuchte ich den alten Herrn zu trösten. »Die Menschheit macht Fortschritte.«
»Darauf kommt es nicht an! Das ist purer Revisionismus! Nur die Chinesen wissen, um was es geht. Die werden der Welt den Kommunismus schon beibringen. Die werden Proletarier aus euch machen, daß euch eure eigenen Mütter nicht mehr erkennen.« »Das wird noch einige Zeit dauern.«
»Die haben Zeit genug. Zeit und eine Milliarde Menschen. Eine Milliarde Marxisten. Eine Milliarde Beweise für meine im > Dialektischen Materialismus< aufgestellte These, daß der Umschlag der Quantität in Qualität... einerseits durch den ideologischen Überbau... andererseits durch den ökonomischen Unterbau ... regulative Funktion... offengestanden: mir ist niemals klargeworden, was ich da sagen wollte. Aber die Chinesen haben die Atombombe. Das ist die Hauptsache, oder?«
Er erhob sich ein wenig mühsam und wandte sich zum Gehen. »Ich muß zu meinem Kibbuz zurück. Man hat mir dort eine leichte Arbeit in der Hühnerfarm zugewiesen. Sie benehmen sich überhaupt ganz anständig. Ja, ja. Das ist alles, was von mir übriggeblieben ist: die Chinesen und der Kibbuz. Gut Schabbes!«
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Opfer der Inflation
»Also, Sie wollen mit Ihrem Unternehmen Konkurs anmelden, ist das richtig?«
»Ja, Herr Konkursverwalter, wir haben keine andere Wahl.« »Was für ein Unternehmen war das, sagten Sie?« »Falschgeld.«
»Israelisches Geld, nehme ich an.«
»Ja. Wir waren spezialisiert auf die schöne Hundertshekelnote mit dem Kopf unseres Staatsgründers Theodor Herzi darauf.« »Warum haben Sie nicht klein angefangen?« »Haben wir ja. Zuerst stellten wir kleinere Noten her. Aber es hat sich nicht mehr gelohnt.« »Inflation, was?«
»Natürlich. Es trifft eben immer zuerst den kleinen Fälscher von der Straße. Wissen Sie, wir haben grundsolide angefangen - sozusagen in Heimarbeit. Ein kleiner Keller, eine einfache Druckerpresse, nichts Großes, nichts Luxuriöses. Meine Frau half hin und wieder aus beim Farbenmischen und anderem. Damals, was glauben Sie, da habe ich noch leicht meine tausend Shekel am Tag gemacht.« »Nicht übel.« »Danke. Leider hat man mir letztes Jahr eingeredet, ich müßte unbedingt den Betrieb umstellen auf Fotodruck mit einer riesigen Offsetmaschine, um meine Produktion erhöhen zu können. Ich bestellte also eine moderne Druckereianlage aus den USA, die mich glatte 150 000 Dollar gekostet hat.« »Und dann kam die Geldentwertung, stimmt's?« »Genau! Meine Frau und ich, wir haben Tag und Nacht geschuftet, wir haben Überstunden gemacht, um den Wertausgleich für den sinkenden Shekel zu schaffen. Bis es nicht mehr anders ging und ich gezwungen war, mir Leute vom Arbeitsamt zu holen und denen auch noch blödsinnige Löhne zu zahlen.« »Was bekommt denn so einer heutzutage?« »Ein erstklassiger Fälscher bringt seine 6000 Shekel jeden Monat nach Hause, drunter ist heute nichts mehr zu machen. Noch dazu weigern sich die meisten, in betriebseigener Ware bezahlt zu werden. Und
dann dürfen Sie nicht vergessen, daß man unterdessen wieder einmal die Beiträge für die Sozialversicherung
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