Ephraim Kishon fur Manager
Sie es bitte nicht als Mißtrauen gegen Ihre Person auf, wenn ich darauf bestehe, die Bankgarantie bei mir in Bargeld zu hinterlegen.« »Bitte.«
»Weiters muß ich darauf bestehen, die vereinbarte Summe ein ganzes Jahr nach Ihrem fristgerechten Auszug bei mir zu behalten, als Sicherheit dafür, daß Sie keinesfalls beabsichtigen, sich eine Rückkehr in dieWohnung zu erschleichen.« »Selbstverständlich.« »Sobald diese Kleinigkeiten geregelt sind, werde ich veranlassen, daß
die Wohnungsschlüssel Ihnen, mein Herr, zu treuen Händen ausgtfolgt werden.«
Wie erwähnt, war es niemals meine Gepflogenheit, Probleme auf lange Bänke zu schieben. Ich verkaufte anderntags meine Villa und ging schnurstracks zum Anwalt. Als ich ihm den Koffer voller Geldscheine übergab, entfuhr meinem eingeschüchterten Freund Bummi ein markerschütternder Schrei, worauf er kollabierte und unterm Schreibtisch des Dr. Wichtig verschwand.
»Die Bankgarantie scheint in Ordnung«, sagte der Rechtsgelehrte, nachdem er mit Unterstützung zweier Schreibkräfte mein Geld gezählt hatte, »aber da wäre noch ein Punkt, welcher der Klärung bedarf. Was geschieht, wenn die Inflation in diesem Lande weiterhin anhält und wenn nach Ablauf der vereinbarten Zeit Ihr Geld nicht einmal mehr den Wert einer Streichholzschachtel haben sollte?« »Dann schwöre ich hier vor Zeugen, daß ich die Wohnung dennoch räumen werde.«
»Bei Wohnungsangelegenheiten werden Schwüre nicht anerkannt«, verkündete der Fachmann. »Daher muß ich Sie, mein Herr, höflichst ersuchen, uns Ihre Genehmigung für gewisse Vorsichtsmaßnahmen zu erteilen.« »Sehr gem.« »Zunächst einmal müssen Sie Herrn Bar-Goldfisch als Sohn adoptieren. Sodann werden Sie, Zug um Zug, ein neues Testament bei mir deponieren, aus dem hervorgeht, daß Sie Herrn Bar-Goldfisch Ihr gesamtes bewegliches und unbewegliches Vermögen hinterlassen, einschließlich und insbesondere der Nutzungsrechte der von Herrn Bar-Goldfisch Ihnen überlassenen Wohnung, und zwar rückwirkend zum Tag des Vertragsabschlusses.« »Ich hab auch schon daran gedacht.«
»Sie verstehen vollkommen richtig, es handelt sich natürlich nur um eine Formsache mit juristischen Folgen.« Nachdem diese kleinen, aber nötigen Formalitäten erledigt waren, ersuchte mich Dr. Wichtig, die Erbschaftssteuer im voraus zu hinterlegen, worauf ich ihm den Familienschmuck übergab, den ich sicheiheitshalber gleich mitgebracht hatte. Es folgte ein kurzes Zeremoniell, danach wurde mir bedeutet, daß ich am folgenden Tag die Wohnungsschlüssel erhalten sollte. Mein Adoptivsohn saß indessen nägelbeißend in der Ecke des Anwaltsbüros und wandte nicht eine Sekunde seinen haßerfüllten Blick von mir.
Der nächste Tag kam und ging vorbei, ohne daß ich die Wohnungsschlüssel bekommen sollte.
Dr. Wichtig erklärte in freundlichem Ton, es könnte ja auch der Fall eintreten, daß sein Klient sterbe, und dann würden die Erben von Herrn Bar-Goldfisch durch die unverantwortlichen Transaktionen ihres Erblassers einen Verlust erleiden. Daher müßte ich mir auch noch einige moralische Bürden freiwillig auferlegen, etwa das Ober-Rabbinat darum bitten, einen schweren Bann gegen mich auszurufen, für den Fall, daß ich nach einem Jahr noch immer in der bewußten Wohnung anzutreffen wäre.
Widerspruchslos unterzeichnete ich das Formular den Bann betreffend, während mein Freund Bummi einen schweren Nervenzusammenbruch erlitt.
Er begann um sich zu schlagen und brüllte, daß Dr. Wichtig viel zu leichtfertig mit fiemdem Eigentum umgehe, daß ich nicht orthodox wäre, jederzeit auf den rabbinischen Bann pfeifen würde, und überhaupt fühle er es in seinem tiefsten Innern, daß ich nie im Leben seine Wohnung aufgeben würde, schon gar nicht nach einem Jahr. Dann fiel er zu Boden. Aus seinem Mund quoll gelblicher Schaum hervor.
Dr. Wichtig versank in tiefes Brüten. Dann teilte er mir folgendes mit:
»Bei allem Respekt vor Ihrer Integrität, mein Herr, kann ich mich nicht dazu bringen, die gerechten Befürchtungen meines Mandanten zu übergehen. Ich sehe mich daher leider gezwungen, zusätzlich eine Garantie von einer ausländischen Großmacht zu verlangen, die sich verpflichtet, sogleich den Krieg zu erklären, wenn Sie, mein Herr, im Folgenden >Der Eindringling< genannt, nach Ablauf eines Jahres nicht dazu bereit sein sollten, die Wohnung zu verlassen. Sobald Sie diese unwiderrufliche Garantie vorlegen, wird man Ihnen die Schlüssel unverzüglich
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