Ephraim Kishon fur Manager
aushändigen.«
Die Interventionsmacht, auf die wir uns einigten, war Frankreich. Durch Vermittlung eines aus Algier stammenden Teppichhändlers erhielt ich am folgenden Tag die beglaubigte Unterschrift des französischen Botschafters.
Nun bedurfte es nur noch einer Kleinigkeit. Ich hatte mich nämlich verpflichtet, im Zentrum von Tel Aviv eine standesgemäße Drei-Zimmer-Wohnung zu kaufen und sie als Sicherheit für die von Herrn Bar-
Goldfisch gemietete Wohnung dem Rechtsanwalt Dr. Wichtig für die Dauer eines Jahres zur Verfügung zu stellen. Ferner mußte ich ein Formular unterzeichnen, wonach eine Kammerjägerfirma beauftragt wurde, die von mir gemietete Wohnung genau ein Jahr nach Vertragsabschluß mit Zyan-Gas auszuräuchern, um meinen zeitgerechten Auszug zu gewährleisten. Dann kam es endlich zum Vertragsabschluß zwischen mir einerseits und Herrn Bar-Goldfisch andererseits. Das 128 Seiten starke Aktenwerk legte fest, daß besagte Wohnung dem »Eindringling« lediglich für die Dauer eines einzigen Jahres (bestehend aus maximal 365 Tagen) überlassen werde. Die Transaktion sei als Wohltätigkeit seitens Herrn Bar-Goldfischs zu werten, im Folgenden »Der Wohltäter« genannt, wofür der »Eindringling« je Monatsersten 10000 Shekel bei sonstiger Exekution zu begleichen hätte. Ich hatte zwei Tage lang Zeit, den Vertrag zu studieren, und als ich auf Seite 72 angelangt war, kam der große Moment, da wir beide zu gleichen Teilen und zu treuen Händen die Urkunde unterzeichnen durften.
Bar-Goldfisch stand kurz von seiner Bahre auf und übergab mir leise fluchend mit zitternden Händen die Wohnungsschlüssel. Dann sank er wortlos zu Boden.
Meine erste Vermutung war, daß er vor Angst, seine Wohnung nie wieder betreten zu dürfen, gestorben wäre. Doch der schnell herbeigeholte Notarzt stellte nur einen Schlaganfall mit zerebralen Lähmungserscheinungen fest.
Und so kam ich zu einer Wohnung im Zentrum von Tel Aviv. Bedauerlich ist nur, daß ich nicht berechtigt bin, in diese Wohnung einzuziehen. Der Artikel 397 unseres Vertrages besagt nämlich in aller Klarheit: »Der Eindringling verpflichtet sich hiermit unwiderruflich, während der Mietdauer unter keinen Umständen in besagte Wohnung einzuziehen.«
Dr. Wichtig erklärte mir auf Befragen, daß dieser Paragraph nur eine reine Formalität wäre, die mir überdies das kostspielige Ein- und Ausziehen ersparen würde. Vielleicht hat er recht. Mich stört nur, daß ich nach wie vor bei jedem Kinobesuch stundenlang einen Parkplatz für meinen Wagen suchen muß. Anscheinend hatten die alten Türken keine Parkprobleme.
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Sozialpolitik
Für die Nachwelt muß festgehalten werden, daß der Stadtverwaltung von Tel Afib die Palme gebührt. Sie war unbestritten die erste Behörde des Landes, der esgelang, die finanziellen Belastungen der ärmeren Teile der Bevölkerung auf revolutionärem Wege zu erleichtern.
»Meine Herren«, sprach der Bürgermeister zum versammelten Gemeinderat, »ich finde, der Zeitpunkt ist gekommen, irgend etwas höchst Soziales zu unternehmen. Es ist mir nämlich zu Ohren gekommen, daß die begriffsstutzigen Bewohner unserer geliebten Stadt uns die 26 verschiedenen Gemeindesteuern übelnehmen. Ich beantrage daher eine demonstrative sozialpolitische Gegenmaßnahme, wie zum Beispiel die Abgabe einer Gratisbanane an jedes Kind, das noch nicht das achte Lebensjahr überschritten hat.«
Der Vorschlag wurde mit allgemeinem Applaus angenommen. Die Gemeinderäte umarmten einander und drückten anhaltend des Bürgermeisters Hand. Aus einer entsprechenden Rundfrage ging nämlich hervor, daß jedes Elternhaus mindestens fünfzig Shekel monatlich allein für Bananen ausgab.
Die Stadtverwaltung ging sofort daran, den Entschluß in die Tat um!usetzen. Bereits nach sechs Monaten hatte eine Volkszählung sämtliche Kinder unter acht Jahren erfaßt. Ganz Tel Afib war überzeugt davon, daß das Unternehmen »Sozialbanane« als revolutionäre Idee in Sachen Kinderfürsorge in die Geschichte des Nahen Ostens eingehen würde.
Die Vorbereitungen standen kurz vor dem Abschluß, als plötzlich jemand einen Punkt zur Sprache brachte, der im Trubel der allgemeinen Begeisterung irgendwie übersehen worden war. Nämlich: Woher sollte das Geld für diese bedeutende soziale Aktion kommen? Der Gemeinderat trat umgehend zur üblichen Notstandssitzung zusammen. Große Worte wurden gesprochen, aber letzten Endes waren sich alle einig, daß die
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