Ephraim Kishon fur Manager
ihn nicht mehr verkaufen kann, sobald keine Aussicht besteht, daß sein Preis steigen wird.«
Ich hatte das Gefühl, daß man meine lichtvollen Ausführungen nicht ganz verstand. Die Runde zerstreute sich. Zu Hause berichtete ich meiner Frau über das Elefantenproblem. »Kaufen wir einen«, sagte sie. »Nur um sicherzugehen.« Ich suchte Lubliners Tierhandlung auf und verlangte einen Elefanten. »Ausverkauft«, antwortete Lubliner, ohne mit der Wimper zu zucken. Ich ließ mich nicht so leicht abweisen und hielt unauffällig Nachschau. Richtig: In einer dunklen Ecke, hinter einem Papageienkäfig, stand ein Elefant.
»Und was ist das?« fragte ich anzüglich. Lubliner errötete und versuchte sich darauf auszureden, daß es zu seinen Geschäftsprinzipien gehöre, immer mindestens ein Exemplar von jeder Gattung verfügbar zu haben. »Wenn ich heute verkaufe - wer weiß, was ich morgen für die Nachlieferung zahlen muß. Zwei Elefanten warten auf mich unter Zollverschluß, und ich kann sie nicht herausbekommen. Die Regierung verlangt einen Zollzuschlag, weil der Elefantenpreis in die Höhe gehen wird, wenn sie einen Zollzuschlag verlangt.« Ich verließ Lubliner mit leeren Händen. Offen gestanden: Es tat mir nicht besonders leid. Ich habe bisher ohne einen Elefanten gelebt und werde auch weiter ohne einen Elefanten leben können. Und was sehe ich plötzlich in einer Seitenstraße des Rothschild-Boulevards? Wer kommt mir da entgegen? Ziegler mit einem Elefanten an der Leine. Ich trete auf ihn zu.
»Woher hast du den Elefanten?« frage ich. »Welchen Elefanten?« fragt Ziegler. »Den hinter dir.«
»Ach den.« Ziegler beginnt zu stottern. »Der gehört nicht mir. Mein Cousin ist auf Waffenübung und hat mich gebeten, das arme Tier spazierenzuführen.«
Das klang höchst unglaubwürdig. Seit wann führt man einen Elefanten spazieren?
Ein Elefant ist ja kein Hund. Die beste Ehefrau von allen war der gleichen Ansicht, als ich ihr davon erzählte. »Auch bei uns im Haus stimmt etwas nicht«, fügte sie hinzu. »Seit gestern höre ich aus der Wohnung der Kalaniots ein merkwürdiges Geräusch. Klingt wie Trompeten. Die haben sicherlich in der Zeitung gelesen, daß die Einfuhrgebühr für Elefanten erhöht werden soll.«
Ich nickte betreten und betrübt. Es ist nicht angenehm zu wissen, daß jedermann im Umkreis etwas unternimmt, und nur man selbst steht da und läßt sich von der Entwicklung überrennen.
In der Nacht hörten wir gedämpftes Trampeln im Treppenhaus. Wir lugten durch den Gucker. Erna Seelig und ihr Mann stiegen auf Zehenspitzen zu ihrer Wohnung hinauf, zwei Elefanten im Schlepptau. Als wir am nächsten Morgen die Zeitung öffneten, wurde uns alles klar: »Regierung untersucht Preiskartellbildung für Elefantenstoßzähne«, lautete eine balkendicke Überschrift. Das also war's. Die beste Ehefrau von allen nahm sich erst gar nicht die Mühe, ihren Zorn zu verhehlen.
»Geh und mach was!« rief sie mir zu. »Und daß du mir ja nicht ohne einen Elefanten nach Hause kommst! Jeder Idiot weiß, was er zu tun hat, nur du nicht...«
Gegen Abend gelang es mir tatsächlich, einen preisgünstigen Elefanten zu erstehen. Ich kaufte ihn einem Neueinwanderer ab, der noch Steuerfreiheit genoß.
Der Elefant konnte sich nur mit Mühe durch das Haustor zwängen, das in den letzten Tagen merklich niedriger geworden war. Vermutlich lag das an den Elefanten. Fast jedes Stockwerk hatte mindestens einen aufzuweisen, und alle zusammen drückten das Mauerwerk nach unten. Im übrigen mußten wir sehr behutsam vorgehen, um den Verkäufer nicht noch nachträglich zu gefährden. Neueinwanderer dürfen ihre Elefanten frühestens nach Ablauf eines Jahres verkaufen. Wir gingen zu Bett, fröhlich wie noch nie seit der Abwertung der israelischen Währung.
Am nächsten Morgen stürzte das Haus ein. Aus den Trümmern arbeiteten sich elf Elefanten hervor und rasten in wildem Galopp durch die Straßen. Die Experten behaupten, dies hätte sich vermeiden lassen, wenn die Elefanten an den Index gebunden wären. Alles auf der Welt hat seinen Preis. Auch die wirtschaftliche Unabhängigkeit eines Landes.
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Wirtschaftskunst
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