Ephraim Kishon fur Manager
schon seit zwei Jahren, daß die Tätigkeit dieser Musikvereinigung einen wertvollen Beitrag für das kulturelle Leben unseres Landes leistet und -
Der Finanzminister: Sonst noch was? Wenn ich nicht irre, ist hier das Finanzministerium und kein Kulturausschuß. Die Ratgeber: Das Kammerorchester hat dem Finanzministerium bisher insgesamt sieben Subventionsansuchen unterbreitet. Der Finanzminister: Meinetwegen können sie noch ein Dutzend unterbreiten. Die scheinen uns für einen Goldesel zu halten, der sich von jeder hergelaufenen Artistentruppe... also melken kann man nicht gut sagen, aber jedenfalls läßt. Was bilden die sich eigentlich ein? Die Ratgeber: Kammermusikalische Darbietungen können erfahrungsgemäß nur mit einem begrenzten Publikum rechnen und sind auf Subventionen angewiesen.
Der Finanzminister: Meine Herren, lassen wir Zahlen sprechen. Wie oft treten die mit ihrer Kammermusik auf? Ich meine: wie viele Vorstellungen geben sie? Die Ratgeber: Ungefähr 40 im Jahr.
Der Finanzminister: Eine Schnittberechnung der in Betracht kommenden Säle ergibt 483 Sitze. Die Ratgeber: Aber es ist nicht immer ausverkauft. Der Finanzminister: Danke. So habe ich's mir vorgestellt. 40 mal 483 macht 19 320, und davon muß man noch die leeren Sitze abziehen. Für diese kläglichen Ziffern sollen wir eine Subvention flüssigmachen? Außerdem müssen wir schon für die Opersorgen. Ist dieser Herr Bretoni, oder wie er heißt, einmal auf den Gedanken gekommen, sich mit dem Institut zur Förderung von Produktionsziffem zu beraten? Die Ratgeber: Wahrscheinlich nicht. Der Finanzminister: Das dachte ich mir! Es ist ja auch viel leichter
und bequemer, zur Regierung zu rennen und eine Subvention zu veiangen, nicht wahr. Nein, meine Herren, so baut man keinen Staat auf. Dieses bankrotte Unternehmen soll gefalligst ein vernünftiges Produktionssystem einführen. Senkung der Kosten bei gleichzeitiger Steigerung des Ausstoßes. Abzüge von den Gehältern, Zuschläge zu den Eintrittskarten. Gestaffelte Provisionen. Und überhaupt. Dann werden sie konkurrenzfähig sein.
Die Ratgeber: Wir möchten darauf hinweisen, daß unser Kammerorchester von Kritikern und Sachverständigen als eines der besten seiner Art bezeichnet wird und internationales Ansehen genießt. Der Finanzminister: Internationales Ansehen! Wieviel macht das in Shekel? Und was sind das für Fachleute, die nicht wissen, daß ein mit Verlust arbeitendes Unternehmen nicht lebensfähig ist? Die Ratgeber: Aber vom künstlerischen Standpunkt - Der Finanzminister: Ich bin kein Künstler, meine Herren, ich bin Volkswirtschaftler. Bitte den nächsten Punkt! Was gibt es sonst noch? Die Ratgeber: Das Offert eines italienischen Textilfabrikanten, in Israel eine Kunststoffabrik zu errichten.
Der Finanzminister: Großartig! Die erste israelische Kunststoffabrik! Die Ratgeber: Nicht ganz die erste. Wir haben schon drei. Der Finanzminister: Dann sollte auch noch Platz für eine vierte sein. Die Ratgeber: Im vergangenen Monat haben zwei von den drei Fabriken mit einem Gesamtverlust von 4,6 Millionen den Betrieb eingestellt.
Der Finanzminister: Ich bitte Sie, meine Herren! Manche Dinge stehen über der trockenen Statistik.
Die Ratgeber: Wir müssen trotzdem noch einige Zahlen nennen. Der italienische Textilmann verlangt einen Kredit von neun Millionen, wofür er sich bereit erklärt, fünf Millionen in die Fabrik zu investieren. Der Finanzminister: Bringt er neue Maschinen? Die Ratgeber: Es ist anzunehmen. Der Finanzminister: Große, schöne Maschinen, ja? Die Ratgeber: Soviel wir wissen, sind sie eher klein. Der Finanzminister: Aber sie haben schöne, große Hebel. Sie werden unsere Industrie ankurbeln. Hebräischer Kunststoff wird den Weltmarkt erobern. Mit eingewebtem Staatswappen. Made in Israel. Was ist Kunststoff?
Die Ratgeber: Ein Stoff aus künstlichem Material. Der Finanzminister: Macht nichts. Sollen wir uns über Details den
Kopfzerbrechen, wenn vor unserem geistigen Auge ein Markstein auf unserem Weg zur wirtschaftlichen Unabhängigkeit neue Blüten treibt? Die Ratgeber: Wozu brauchen wir -
Der Finanzminister: Meine Herren, ich höre vor meinen geistigen Ohren das Summen der Maschinen, wie sie sich in den Produktionsprozeß einschalten, ich sehe Hunderte geschulter Facharbeiter, wie sie -Die Ratgeber: - zwei Fabriken zusperren
- Der Finanzminister: Und aus den Maschinen strömt in nicht enden wollendem Strom das unvergleichlich zarte Webprodukt, glitzernd und blinkend
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