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Epicordia

Epicordia

Titel: Epicordia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo Corzilius
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auf den Boden und gab ein ungeduldiges Grummeln von sich.
    Â»Also, meine Herrschaften«, begann
er freundlich, um gleich darauf die Stimme zu heben und sie richtiggehend
anzublaffen. »Was soll dieser verfluchte Mist, den Sie beide da verzapft haben?
Hat Ihnen jemand Ihre jugendlichen Gehirne püriert oder wie zum Donnerwetter
kommen Sie auf die Idee, hiereinzubrechen ?«
    Â»Wir hatten gehört, dass die Dismas-Anstalt
absolut ausbruchssicher sein soll«, antwortete Patrick wie aus der Pistole
geschossen. »Aber dass sie auch einbruchssicher ist, wussten wir nicht.«
    Völlig ohne Vorwarnung schlug
Falter mit einer solchen Wucht auf den Tisch, dass dieser in sich zusammenklappte.
    Patrick zuckte zusammen. Und Liza
musste unwillkürlich schmunzeln.
    Â»Sie brauchen nicht cool zu sein«,
bohrte Falter seine Worte wie Dolche in den jungen Schreiber. »Es könnte
andernfalls passieren, dass ich aus Versehen den einzigen Schlüssel zu ihrer
Zelle verliere … oder ihn ungeschickterweise abbreche. Finden Sie nicht auch,
dass es Verschwendung wäre, einen jungen Mann, der noch alles vor sich hat, an
irgendeinem Ende der Welt vierzig Jahre lang verrotten zu lassen? Überlegen Sie
doch mal, Davenport: Das erste eigene Geld, das Sie sich verdienen würden,
würde Ihre Rente sein. Wobei man dann von verdienen im
engeren Sinne eigentlich gar nicht sprechen könnte.«
    Also schwieg Patrick. Die Spielchen
waren zu Ende gespielt.
    Â»Sie haben«, fuhr Falter in
gemäßigtem Tonfall fort, »zwei Nachtwächter mehr oder weniger kurzzeitig
ausgeschaltet. Das ist eine respektable Leistung. Eine Nachtwächterin wurde von
Efeuranken gefesselt aufgefunden und ihr Kollege leidet immer noch unter
optischen Halluzinationen, auch wenn man uns von Seiten des Hospitals
versichert hat, dass das vorbeigehen wird. Was zum Teufel haben Sie sich dabei
gedacht? Ich meine, Ihnen müsste doch klar gewesen sein, dass in einer direkten
physischen Auseinandersetzung niemand eine Chance gegen eine ganze
Wachmannschaft aus Ravinia haben kann?«
    Diesmal war es Liza, die sich zu
Wort meldete, offenbar etwas aufgetaut durch Falters heftige Art.
    Â»Es geht um die Geschwister
Skinner«, versuchte sie eine Erklärung.
    Â»Ja?«, hakte Falter nach, da sie
nicht weiterredete.
    Â»Wir wissen, dass sie nur benutzt
wurden, dass sie ohne eigenes Verschulden in ihre Situation hineingeraten
sind.«
    Â»Ach ja? Immerhin waren sie an den
Entführungen von einem halben Dutzend Menschen beteiligt.«
    Â»Das stimmt so nicht ganz«,
korrigierte Liza ihn. »Sie wurden benutzt. Öffentliche Aufführungen locken
Menschen an.«
    Falter nickte.
    Â»Ja«, meinte er. »Das tun sie.
Dummerweise wurden aber lediglich im Umfeld der Geschwister Skinner Leute
entführt.«
    Â»Und das finden Sie nicht merkwürdig?«
    Â»Natürlich, deshalb haben wir sie
ja auch erst einmal in Gewahrsam genommen.«
    Â»Und was, wenn sie nur benutzt
wurden? Wenn man genau den Eindruck erwecken wollte, den Sie im Augenblick
haben? Wenn man die Schuld auf die Skinners abwälzen wollte?«
    Â»Haben Sie dafür Beweise?«
    Â»Keine, die wir belegen könnten«,
gab Liza kleinlaut zu. »Doch die Skinners könnten Informationen besitzen, die
wichtig sind. Die Zukunft von Ravinia könnte davon abhängen. Und wir wollten
sie befragen.«

    Der Temple District im Zentrum Londons war
Lara nie ein Begriff gewesen. Bis heute Nacht.
    Es war ein ganz und gar phantastischer Ort, irgendwie
urig, der wirkte, als wäre er von der Zeit vollkommen vergessen worden.
    Es ging lediglich unter
einem engen Torbogen hindurch und schon stand man
mittendrin. Die Häuser, teils aus altem Fachwerk, teils mit geschwungenen
Steinornamenten, Bögen und Säulen versehen, beschworen ein Stadtbild herauf, in
dem die vergangenen anderthalb Jahrhunderte nicht stattgefunden zu haben
schienen.
    And this is not the time to wonder.
And this is not the time to cry. And this is not the time to sleep while we
fight.
    Die Zeilen von Fury in the
Slaughterhouse stahlen sich in Laras Ohren und holten sie auf den Boden
der Tatsachen zurück.
    Â»Warum haben Sie mich mitgenommen?«, fragte Lara nun
zum wiederholten Male, während sie hinter Lord Hester und seiner omnipräsenten
Wolke aus Raben hertrottete, den Blick nicht von den wunderschönen alten
Gebäuden lassend.
    Â»Du bist eine

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