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Epicordia

Epicordia

Titel: Epicordia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo Corzilius
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sich jedoch auch nicht so recht vorstellen,
wie man überhaupt etwas für Tom Truska empfinden konnte, um mit ihm zu flirten.
Sicher, sie selbst fand ihn liebenswert, allerdings als guten Freund. Er war
schweigsam und bisweilen mürrisch, obwohl sich das immer mehr gelegt hatte in
den letzten Jahren. Auch Toms Äußeres fand Lara zwar originell, aber ansonsten
wenig anziehend: Hochgewachsen war er, zwar nicht schlaksig, dafür allerdings
stets sehr blass. Seine rabenschwarzen Haare waren eine wild wuchernde Katastrophe und mit dem Dreitagebart übertrieb er es
meistens auch. Tom mit einer festen Freundin konnte sie sich nun wirklich beim
besten Willen nicht vorstellen.
    Ein Stückchen aus dem Boden des Turms löste sich und
wurde von einem mechanischen Arm rasant in die Höhe getragen.
    Dexter sprang von Laras Schulter und flatterte neben
ihr her, während die Bodenplatte bereits automatisch an einen anderen Arm
übergeben wurde.
    Â»Krah, da flieg ich doch lieber selbst«, schimpfte er
über die unorthodoxe Fortbewegungsmethode.
    Â»Das ist ja auch nicht für Raben gebaut worden«,
neckte Lara ihn.
    Â»Sehr witzig.«
    Dexter umkreiste Lara,
während diese sich aufrecht stehend ganz der Bewegung ihres etwas
ungewöhnlichen Aufzugs hingab
und die steile Fahrt durch das Innere des Turmes genoss.
    Schließlich hielt die Plattform vor einer Wand an, die
sich sogleich zusammenfaltete. Das Zimmer, das dahinter lag, hatte Lara bisher
genau ein einziges Mal betreten.
    Die Wand hatte sich zu einem Balkon geformt, auf dem
vier Personen standen und sich gleichzeitig zu ihr umdrehten.
    Â»Geneva«, rief Lara erfreut. Sie hatte die
Nachtwächterin mit der grünen Strähne im Haar schon seit Wochen nicht mehr
gesehen.
    Sie umarmten einander herzlich. Dann wandte Lara sich
direkt an Tom.
    Â»Wieso sollte ich herkommen? Ist irgendetwas
passiert?«
    Â»Hallo Lara«, unterbrach Eusebius Lanchester sie
allerdings sofort und reichte ihr die Hand. Sein mechanischer Finger klickerte
leise, als sich Laras Griff darum schloss. »Ja, es ist etwas passiert. Aber
keine Sorge, es ist nichts, was dich persönlich betrifft.«
    Â»Na dann«, murmelte Lara verwirrt.
    Â»Darf ich dir Myra Jones vorstellen?«, sagte der
Gildemeister und deutete auf eine Frau, die sich bisher im Hintergrund gehalten
hatte. Lara warf einen Blick auf sie. Sie mochte ungefähr so alt sein wie
Geneva oder Tom, war sehr schlank, trug einen knielangen, beigen Trenchcoat und
außerdem dünne Lederhandschuhe – eigenartig bei dem blendenden Wetter, eigentlich konnte doch niemand frieren. Die Männer
mussten ihr zu Füßen liegen, denn zu allem Überfluss hatte sie auch noch feuerrotes
langes und glänzendes Haar. Es verwehte leicht, als eine Sommerbrise von
draußen hereinhauchte. »Sexy«, wäre wohl die richtige Beschreibung, überlegte
Lara.
    Sie gaben sich die Hand.
    Â»Myra ist Kommissarin in Ravinia«, fuhr Eusebius fort.
    Aha. Das erklärte zwar den Trenchcoat, aber immer noch
nicht, warum sie ihn mitten im Sommer trug.
    Â»Angenehm«, meinte Lara.
    Â»Freut mich ebenfalls«, gab Myra zurück. Es klang
äußerst ernst gemeint. »Hermann Falter hat von dir erzählt.«
    Â»So?«, hakte Lara nach. Warum sollte Kommissar Falter
von ihr erzählen?
    Â»Keine Panik«, ein unwiderstehliches Lächeln huschte
über Myras Mundwinkel. »Ich arbeite gewöhnlich mit ihm zusammen, seit sein
ehemaliger Partner Mr Cooper – na ja, du warst ja wohl dabei. Zumindest ist
Falter anderweitig beschäftigt und meinte, ich solle in dieser Sache auf die
Mitarbeit von Tom Truska bestehen. Und er sagte außerdem, dass das wohl oder
übel deine Bekanntschaft mit sich bringen würde.
    Lara schüttelte den Kopf.
    Â»Ich verstehe nicht ganz.«
    Â»Ganz einfach«, mischte Tom sich nun ein. »Das
Kommissariat möchte meine Hilfe und ich möchte, dass du ebenfalls dabei bist.«
    Â»Aber warum?«
    Â»Weil ich dich in deinem Job für ziemlich gut halte«,
brachte Tom es auf den Punkt.
    Oha, ein derartiges Lob aus Toms Mund hieß vor allem,
dass Lara sich wohl nicht dagegen würde wehren können, selbst wenn ihr
missfallen sollte, worin diese Mithilfe eigentlich bestehen sollte.
    Â»Worum geht es denn jetzt überhaupt?«, fragte sie
dennoch.
    Eusebius setzte eine betont wichtige Miene auf.
    Â»Warum setzen wir uns

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