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Epicordia

Epicordia

Titel: Epicordia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo Corzilius
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tut.«
    Sie holte Luft.
    Â»Natürlich weiß ich, was Ruben damit tut«, schimpfte
sie. »Glaub mir, ich weiß es besser, als du denkst.«
    Tom erhob sich.
    Â»Ach ja? Und warum zum Teufel?«
    Er stützte sich auf den
Tisch und machte mit seinem Gesicht nur wenige Zentimeter vor dem ihren Halt.
    Erschrocken spürte Lara
einen wärmenden Adrenalinschub durch ihre Adern schießen.
    King Kong stürzte sich mit
einem Schrei von der Deckenlampe, doch diesmal erwischte Tom ihn noch im Fall.
Er bewegte rechtzeitig seinen Arm durch die Luft und der mechanische Affe flog
mit einem schrillen Kreischen gegen die nächste Wand.
    Tom schnaubte. Verharrte einige Sekunden lang und sah
zu, wie sich der Affe wieder berappelte – offensichtlich ohne größere Schäden
davongetragen zu haben.
    Lara hatte die Luft angehalten. Dieses Aufbrausen war
das Letzte, was jemand, der Tom kannte, erwartet hätte. Ihr ansonsten stiller
Lehrmeister war immerzu die personifizierte Besonnenheit gewesen, seit sie ihn
kannte.
    Â»Entschuldige«, sagte er
schließlich etwas gefasster. Er wandte sich ab und verließ
das Haus. Beinahe hektisch wirkte es. Mit dem linken Fuß stieß er aus Versehen
einen Schemel um, doch er beachtete ihn nicht weiter.
    Ohne nachzudenken, schob Lara ihren Stuhl zurück,
stand auf und folgte ihm hinaus.
    Â»Was?«, rief sie ihm draußen auf dem Hof nach. »Was
hast du?«
    Tom war auf das Lavendelfeld hinausgestapft, schwieg
und presste die Lippen zusammen. Unschlüssig stand er dort herum, umweht von
Lavendelduft. Eine sanfte Brise lief durch seine zerzausten Haare.
    Â»Lass uns ein Stück gehen«, forderte er sie auf.
    Nicht minder erstaunt folgte sie ihm hinein in das
dichte Feld aus Lavendelblüten, zwischen denen sie einige Minuten ziellos
umherwanderten. Lara warf einen Blick zurück über die Schulter. Im Türrahmen
stand Patrick. Auch durch sein Haar wehte ein sanfter Mittagswind. Doch hinter
ihm erschien Alisha und komplimentierte ihn zurück ins Haus.
    Â»Wir können nach Lissabon gehen, wenn du magst.
Alishas Haustür können wir sicher benutzen.«
    Sie war sich nicht sicher, ob ihr Vorschlag Gehör
finden würde.
    Tom schüttelte nur den Kopf.
    Â»Das wäre unfair Patrick gegenüber. Den würden wir ja
immerhin hierlassen müssen.«
    Schließlich blieb er stehen.
    Wieder einmal versuchte Lara zu ergründen, was hinter
Tom Truskas Blicken verborgen lag. Er war ihr ein guter Freund geworden über
die Zeit, und zugleich immer ein Rätsel geblieben. Sein Blick schweifte in die
Ferne.
    Â»Ich habe Angst«, sagte er plötzlich.
    Lara erwiderte nichts. Derartige Geständnisse von
Freunden kommentierte man nicht.
    Â»Ich habe Angst, dass etwas passieren könnte.
Irgendwie … Ich weiß nicht, ich habe ein wirklich mieses Gefühl im Bauch.«
    Sie merkte, wie sehr er um Worte rang. Trotz der
prallen Mittagssonne war es auf einmal sehr kühl auf dem Feld.
    Â»So, wie damals? Damals, als die Sturmbringer uns
überlistet haben?«
    Toms Blick traf den ihren.
    Â»Ja«, nickte er. »So
ähnlich. Wir stehen vor einem Rätsel – wieder einmal. Überleg doch: Eine Armee
von Gottesanbeterinnen? Wozu soll die gut sein? Warum sind sie nicht aggressiv,
obwohl sie ganz offensichtlich als eine Art Waffe konstruiert worden sind? Ich
wette, dort, wo die herkommen, sind noch eine ganze Menge mehr. Die könnten den
Bewohnern von Epicordia unglaublich viel Ärger machen, wenn sie nur wollten.
Ich werde das Gefühl nicht los, das wir irgendetwas furchtbar Wichtiges übersehen.«
    Schweigen.
    Â»Glaubst du, Ruben war es?«, fragte Lara in die stille
Mittagshitze hinein.
    Tom zuckte mit den Schultern.
    Â»Mir fällt sonst niemand ein. Alisha würde ich mein
Leben anvertrauen und Eusebius hat alles, was er möchte: ein gutes Leben und
eine Menge Einfluss in Ravinia. Es gibt sonst
niemanden.«
    Â»Und warum sollte Ruben so etwas tun?«
    Â»Weil er völlig wahnsinnig ist? Du hast ihn doch erlebt.«
    Ja, Lara erinnerte sich nur ungern an diesen
verregneten Tag und an ein altes Herrenhaus in Böhmen. Sie war seinen
teuflischen Konstruktionen nur knapp entwischt. Der Kommissar James Cooper war
ums Leben gekommen und Geneva hatte ihr Auge eingebüßt bei dem Versuch, sie
alle rauszuboxen.
    Â»Wir wissen es also nicht sicher«, resümierte sie.
    Â»Aber

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