Epsilon
inaktiv.«
Nichtsdestotrotz wollte Charlie das Ding lieber los sein – sicher war sicher. Er konnte auf eine Wiederholung jener plötzlichen Blackouts gut verzichten, und solange das Implantat in seiner Brust saß, war ihm, als bestünde ein Restrisiko, wie gering auch immer es sein mochte. Außerdem hatte Susan ihn daran erinnert, dass das Komitee, das vom Kongress eingesetzt worden war, um die ganze Affäre zu untersuchen, das Gerät als Beweismittel benötigte.
Wo war Susan? Sie hätte schon da sein müssen. Sie wusste, wie nervös er wegen der Vollnarkose war; die Aussicht, das Bewusstsein zu verlieren, aus welchem Grund auch immer, beunruhigte ihn nach wie vor, und das würde möglicherweise sein ganzes Leben lang so bleiben. Also hatte sie es so eingerichtet, dass sie während der gesamten Operation anwesend sein konnte als medizinisch qualifizierte Beobachterin. Der Gedanke, dass sie die ganze Zeit bei ihm sein würde, beruhigte Charlie ungemein.
Plötzlich sah er sie, wie sie durch den Gang auf ihn zugelaufen kam, bereits in grünem Chirurgenkittel und Kappe. Sie zog den Mundschutz bis zum Kinn hinunter und beugte sich über die fahrbare Krankenbahre, auf der er lag.
»Ich dachte schon, du hättest mich vergessen«, begrüßte er sie mit schwacher Stimme und einem Lächeln auf den Lippen, das vermutlich ziemlich dümmlich aussah, so, wie sein Kopf sich nach der letzten Injektion anfühlte.
»Natürlich habe ich dich nicht vergessen«, antwortete sie und drückte ihm ermutigend die Hand. »Ich habe mit deinem Anwalt telefoniert. Es ist zwar noch nicht offiziell, aber er meint, der Präsident wird dich mit einiger Sicherheit straffrei ausgehen lassen. Ich dachte mir, dass du das vielleicht noch vor der Operation wissen wolltest.«
»Das ist großartig«, sagte Charlie und sah, wie ihr Gesicht sich vor Freude aufhellte angesichts der Erleichterung, die ihm diese Nachricht bereitete.
Die Krankenbahre wurde angeschoben. Susan ging neben ihr her und hielt noch immer seine Hand, bis sie scharf nach rechts abbogen und durch die beiden Schwingtüren den Operationssaal betraten. Dort ließ sie ihn los und zog sich den Mundschutz wieder übers Gesicht, wie all die anderen Anwesenden es bereits getan hatten. Nur an den Augen konnte Charlie sie noch voneinander unterscheiden. Sein Chirurg – er erkannte ihn. Die Anästhesistin, eine nette Frau, die er kurz kennen gelernt hatte. Die Krankenschwester… ja, er erinnerte sich an sie.
Und dann war da Susan, die die Augen unverwandt auf ihn gerichtet hatte. Ein Blick, der ihn beruhigte und ihm Mut machte… es würde keine Probleme geben… alles würde gut werden…
Er wollte gerade den Mund öffnen, als er einen weiteren kleinen Stich im Arm spürte. Was immer er hatte sagen wollen, entschwand aus seinem Gedächtnis, als er fast augenblicklich in einen tiefen, lang anhaltenden Schlaf des Vergessens sank…
Charlie erwachte mit dem Gefühl, dass keine Sekunde verstrichen war. Natürlich war das Unsinn; es mussten mindestens einige Stunden vergangen sein. Er war alleine und starrte an eine weiße Decke. Wenn er nach links und rechts blickte, konnte er weiße Wände sehen, deren untere Hälften gekachelt waren (ebenfalls weiß und ein wenig altmodisch wirkend). Fenster gab es offensichtlich keine.
Es war ein großzügig bemessener Raum mit viel Platz zu beiden Seiten seines Bettes, zwischen Fußende und der gegenüberliegenden Wand. Aber er war vollkommen kahl. Außer dem Bett gab es kein einziges Möbelstück. Wenn er den Kopf so weit wie möglich nach links drehte, konnte er ein weißes Waschbecken erkennen, das unter einem Spiegel an der Wand angebracht war. Ob etwas – oder jemand – hinter dem Kopfende seines Bettes stand, konnte er nicht sehen. Dazu musste er sich erst aufrichten.
Charlie versuchte es, stellte aber fest, dass es ausgesprochen mühsam war. Nicht dass Schmerzen oder eine bestimmte Steifheit ihn behindert hätten, es war vielmehr, als wären seine Bewegungen durch irgendetwas eingeschränkt. Er versuchte herauszufinden, was los war. Seine Beine ließen sich ein klein wenig bewegen, doch mit den Armen gelang ihm das nicht. In der Tat fühlte sich sein gesamter Oberkörper wie paralysiert an.
War etwas bei der Operation schief gelaufen? Warum war niemand da, der ihm erklärte, was geschehen war? Wo war Susan?
Einen Augenblick lang überkam ihn Panik. Wie war es möglich, dass er gelähmt war? Er hatte den Eindruck, dass seine Arme sehr wohl
Weitere Kostenlose Bücher