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Epsilon

Epsilon

Titel: Epsilon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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entfernt wohnte und das Haus selbst nie betrat. Soweit Charlie es überblicken konnte, betrat nie jemand das Haus. Es sah ganz wie das Ferienhaus einer reichen Familie aus, die dort ein paar Wochenenden oder einen Monat im Sommer verbringt und es ansonsten vermietet. Mit Sicherheit wohnte jedoch im Moment niemand dort.
    Man hatte Charlie gesagt, dass jemand das Haus beziehen würde. Man hatte ihm nicht gesagt, wer es sein würde oder was er oder sie dort tun würden, nicht einmal, wie viele es sein würden. Auf jeden Fall sollte er jeden Neuankömmling sofort an eine bestimmte Telefonnummer weitermelden.
    Was sein Privatleben betraf, so hatte er mit Control einen Kompromiss ausgehandelt. Charlie durfte jede seiner Freundinnen aus Kalifornien einladen, wann immer er wollte. Für den Fall, dass er sie nicht bei sich wohnen lassen wollte, stellte man ihm ein zweites kleines Haus in etwa einem Kilometer Entfernung zur Verfügung.
    Savannah und Jane kamen für ein paar Tage vorbei. Charlie brachte sie in der zweiten Hütte unter, da er seine Abgeschiedenheit schätzte. Das Arrangement funktionierte ausgezeichnet. Als die beiden wieder abfuhren, wurden sie durch Carol ersetzt (er hatte sich vergewissert, dass sie sich ohne »e« schrieb).
    Es war ein Mittwoch morgen gegen elf Uhr. Charlie hatte seine Staffelei wie gewöhnlich so am Strand aufgestellt, dass er das Haus aus der Entfernung beobachten konnte. Ab und zu griff er zum Fernglas und sah nach, ob sich dort etwas rührte, wobei er sich stets den Anschein gab, als suche er den gesamten Horizont nach etwas Interessantem ab. Es war ihm aufgefallen, dass er den Klang des Meeres und der kreisenden Möwen am Himmel mochte. Die ganze Atmosphäre war entspannend und wirkte irgendwie reinigend.
    Doch er verlor dabei seinen siebten Sinn für Gefahr nicht und spürte sofort, dass sich jemand von hinten vorsichtig über den Sandstrand näherte, jemand, der unbemerkt bleiben wollte.
    Charlie drehte sich wie beiläufig um, jedoch auf alles gefasst. Die Frau, die er erblickte, war etwa in seinem Alter. Sie hatte dunkles, dichtes Haar, relativ kurz geschnitten, das ganz natürlich ihr Gesicht umrahmte.
    Es war ein starkes Gesicht: nicht klassisch schön – dafür hatte es zu viele Eigenheiten, aber schön war es trotzdem. Dunkle Augen, beinahe so dunkel wie ihr Haar, und ein Blick, der sowohl Verständnis und Intelligenz verriet als auch die Fähigkeit zu überraschen. Eine zierliche Nase saß über einem vollen Mund mit leicht geöffneten Lippen, als habe sie gerade etwas sagen wollen, als Charlie sie ertappte.
    Er kannte diesen Blick. Er kannte das Gesicht – vielleicht besser als jedes andere. Doch es dauerte lange, bis er fähig war, den Namen der Frau auszusprechen, die da vor ihm stand.
    »Kathy?«, fragte er schließlich, und seine Kehle war mit einem Mal wie zugeschnürt.
22
    Sie sah ihn mit einem seltsam starren Blick an. Es musste die Überraschung sein. Ihre Augen suchten die seinen, als forschten sie nach einem Hinweis darauf, wieso dieser Fremde ihren Namen kannte. Doch bald würde sie ihn erkennen. Sie würde – sie musste sich einfach an ihn erinnern.
    »Kathy«, wiederholte er, »ich bin es. Charlie, Charlie Monk.«
    Sie starrte ihn weiterhin mit diesem seltsamen Blick an.
    »Charlie Monk?« Es klang wie ein Echo.
    »Mein Gott, Kathy, ich kann es nicht glauben… ich habe so oft an dich gedacht, mich gefragt, wo du bist, was aus dir geworden ist…«
    Er stand ungewohnt schwerfällig auf und warf dabei den kleinen Segeltuchstuhl um, auf dem er gesessen hatte. Sie wich instinktiv einen Schritt zurück, obwohl seine Bewegungen nichts Bedrohliches an sich hatten. In der einen Hand hielt Charlie noch immer den Pinsel, doch dann bemerkte er zu seinem eigenen Erstaunen, dass er die andere ausgestreckt hatte, als wolle er Kathy berühren. Schnell zog er sie zurück.
    »Kathy, keine Angst. Ich bin es, Charlie. Erinnerst du dich denn nicht an mich?«
    Er bemerkte, dass er noch einen Schritt auf sie zu gemacht hatte und sie einen weiteren zurückgewichen war. Plötzlich spürte er Panik in sich aufsteigen. Er konnte sich doch nicht irren, oder? Nein, das war Kathy, ohne Zweifel. Aber warum fürchtete sie sich vor ihm?
    »Sieh mal«, sagte er, »es ist lange her. Ich verstehe, dass du überrascht bist, vielleicht sogar ein bisschen erschrocken. Ich bin es ja auch. Mein Gott, wenn ich heute Morgen eine Liste mit den zehn unwahrscheinlichsten Dingen, die mir heute passieren,

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