Epsilon
bugsierte ihn auf den Beifahrersitz und ließ sich hinter das Steuer sinken.
Als Fry ein paar Minuten später auf die Straße bog, hätte er – wenn er darauf geachtet hätte – einen schwarzen Toyota mit zwei Männern darin bemerken können, von denen der eine ein erholsames Schläfchen zu halten schien, während sein Begleiter den Wagen lenkte.
Fry fuhr die 405 nach Süden in Richtung San Diego hinunter. Charlie blieb drei, manchmal vier Wagen hinter ihm zurück und wechselte ab und zu die Spur, um nicht ständig in Frys Rückspiegel zu erscheinen.
Nichts an Frys Fahrverhalten ließ darauf schließen, dass er sich verfolgt fühlte: keine große Beschleunigung oder ähnliche Tricks, um die Reaktionen der nachfolgenden Wagen zu testen. Er blieb ausschließlich auf der Hauptstraße. Charlie warf einen Blick auf die Tankanzeige, unsicher, wie weit Fry zu fahren gedachte, doch der Tank war noch fast voll, also brauchte er sich vorerst keine Sorgen zu machen.
Der Mann auf dem Beifahrersitz stöhnte leise und begann sich zu rühren. Charlie warf ihm einen kurzen Blick zu, schenkte ihm aber keine weitere Beachtung. Er hatte bereits überprüft, dass er keine Waffe trug. Es befand sich auch keine in seiner Reichweite versteckt. Charlie wartete geduldig, bis der Mann wieder ganz bei Bewusstsein war und begriffen hatte, was vor sich ging. Kaum hatte er das getan, setzte er sich kerzengerade auf und rückte instinktiv so weit wie möglich von Charlie ab, presste sich gegen die Beifahrertür und tastete nach dem Türgriff.
Charlies Hand schoss vor. Er packte den Mann mit eisernem Griff am Arm, zog ihn von der Tür weg und drückte einmal warnend und äußerst schmerzhaft zu.
»Ganz ruhig, Mann! Ihnen wird nichts passieren. Haben Sie Kopfschmerzen?«
Der Mann nickte und versuchte etwas zu sagen, doch er zitterte so stark, dass er kein Wort hervorbrachte.
»Eine Dummheit nur, und der Schädel wird Ihnen noch viel mehr wehtun. Wenn Sie genau tun, was ich Ihnen sage, wird Ihnen nichts geschehen. Verstanden?«
Der Mann nickte diesmal noch heftiger. »Sie sind kein Polizist, nicht wahr?«, brachte er hervor.
»Macht das irgendeinen Unterschied?«
»Sind Sie auf der Flucht?«
»Leeren Sie Ihre Taschen.«
»Sie sind kein Serienmörder, oder?«
»Haben Sie gehört, was ich gesagt habe?«
»Okay… sicher… Schauen Sie, ich habe etwa zweihundert Dollar… Nehmen Sie sie… bitte nehmen Sie sie…«
»Das werde ich wirklich tun.« Charlie nahm das Geld und steckte es in seine Jacke. Er wollte den Mann nicht ausrauben, aber er hatte noch immer kaum Bargeld bei sich und keine Ahnung, wie viel Geld er noch brauchen würde. »Und nun leeren Sie Ihre Taschen, wie ich’s Ihnen befohlen habe.«
»Aber sonst habe ich nichts…«
»Tun Sie’s!«
Der Mann kramte in seinen Taschen und zog Rechnungen, Papiere und Umschläge hervor. »Ich habe einige Kreditkarten. Falls Sie meine Kreditkarten wollen…«
»Ich will keine Kreditkarten. Was haben Sie da in der Hand?«
»Nur persönliche Dinge, Briefe…«
Charlie wedelte ungeduldig mit der Hand. Der Mann reichte ihm die Umschläge hinüber. Einer war handbeschrieben, der andere bedruckt. Beide Male mit derselben Adresse.
Der Mann bemerkte das Aufblitzen in Charlies Augen und erkannte entsetzt, was er da gerade getan hatte.
»Bitte… meine Frau, meine Kinder… Ich werde schweigen… Ich werde niemandem von Ihnen erzählen… Bitte tun Sie meiner Frau und meinen Kindern nichts…«
Charlie steckte die Umschläge mit Unheil verkündender Miene ein. »Sie sollten in der Tat besser niemandem etwas erzählen.«
Erneut schwor der Mann bei seinem Leben, dass er kein Wort sagen würde. Danach fuhren sie eine Weile schweigend weiter. Charlie war sich ziemlich sicher, dass der Bursche noch immer nicht mitbekommen hatte, dass sie dem weißen Transporter folgten. Er glaubte, Charlie wäre auf der Flucht, was Charlie letztlich ganz gelegen kam. Je weniger Leute wussten, was er vorhatte, umso besser.
Sie fuhren an Wegweisern Richtung Long Beach, Seal Beach und Huntington Beach vorbei; an Einkaufszentren, Büros und Autohändlern; dazwischen lagen immer wieder überraschend Blumenkohl- und Kartoffelfelder. Sie ließen die riesige South-Coast-Shopping-Plaza hinter sich, und kurz darauf kamen sie an den ersten Schildern vorbei, die den John-Wayne-Airport ankündigten. Einen Augenblick lang befürchtete Charlie, dass Fry ein Flugzeug nehmen würde, was eine Verfolgung erschweren würde,
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