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Epsilon

Epsilon

Titel: Epsilon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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eine Galerie aus, eher wie ein Trödelladen. Einige Bilder waren zum Verkauf angeboten, aber keines davon stammte von Charlie. Und sie standen neben einem Paar uralter Schaukelstühle, einem Messingbettgestell und einem Kachelherd.
    Charlie blieb an der Einmündung einer Gasse auf der gegenüberliegenden Straßenseite stehen und hielt nach einem Lebenszeichen Ausschau. Wenige Augenblicke später sah er Fry im dunklen Innern des Ladens herumwandern. Charlie wollte sich schon in Bewegung setzen und die Straße überqueren, als ihm etwas auffiel, das ihn blitzschnell in den Schatten der Gasse zurücktreten und sich flach an die Hauswand pressen ließ.
    Es war der schmutzige blaue Sedan mit Marihuana-Hemd am Steuer. Er hielt vor Frys Tür, Marihuana-Hemd stieg aus und ging geradewegs in den Laden.
26
    Charlie beobachtete die Männer durch das Schaufenster. Offensichtlich kannten sich die beiden, obwohl es unmöglich war zu sagen, wie gut sie sich kannten. Sie sprachen mehrere Minuten lang eindringlich miteinander. Marihuana-Hemd schien Fry von etwas äußerst Wichtigem überzeugen zu wollen, und Fry nickte zustimmend. Schließlich verließ Marihuana-Hemd den Laden wieder und fuhr so abrupt davon, wie er gekommen war. Fry machte sich daraufhin methodisch an die Arbeit: Er schloss das Geschäft, ließ die Läden herunter und verschloss die Tür. Er schien alleine zu sein, ohne die beiden Assistenten, die manchmal mit ihm kamen, um die Bilder aus Charlies Apartment zu holen.
    Charlie schlüpfte aus seinem Versteck, schlich vorsichtig ein Stück die Straße hoch und überquerte sie dann so schnell wie möglich. Er fand eine weitere enge Gasse, ähnlich der, in der er sich bis eben versteckt hatte. Sie sah aus, als könne sie zur Rückseite von Frys Laden führen. Er bog hinein und stellte nach einigen Metern fest, dass er mit seiner Vermutung Recht hatte. Ein weißer Transporter parkte vor einer Garage, deren Rolltor zu drei Vierteln offen stand. Fry duckte sich immer wieder darunter hindurch und lud Gegenstände in den Wagen. Es waren Charlies Bilder – einschließlich einiger seiner letzten, die er an der Ostküste gemalt und dort gelassen hatte, in der Erwartung, sie nie wieder zu sehen. Wer hatte sie hierher gebracht? Und warum? Und wohin brachte Virgil Fry sie jetzt?
    Charlie beobachtete, wie Fry das Garagentor schließlich ganz herunterließ und zusperrte, die Kofferraumtür des Transporters schloss und sich hinters Steuer setzte. Charlie musste schnell einen Wagen auftreiben, wenn er ihm folgen wollte. Er hatte natürlich gelernt, Autos zu knacken, und wusste genug über moderne Alarmsysteme und Schaltungstechnik, um sich darüber klar zu sein, dass der Job ausgesprochenes Geschick verlangte und im Grunde genommen eine Wissenschaft für sich war. Das Sicherste war, ein Auto zu kapern. Der Lehrgang zu diesem Thema war bedeutend einfacher gewesen.
    Charlie zog seine Platin-American-Express-Karte aus der Brieftasche und lief die fünfzig Meter zum nächsten Stoppschild. Es war keine viel befahrene Kreuzung, doch sie war nicht sehr gut einsehbar, und so hielt sich jeder an die Vorschriften und blieb stehen. Ein schwarzer Toyota fuhr gerade an das Stoppschild heran, als Charlie dort ankam. Charlie hielt seine Kreditkarte hoch, jedoch so, dass die Finger die Schrift bedeckten, und schrie:
    »Polizei!«
    Der Fahrer, ein freundlich aussehender Mann mit Hut und randloser Brille, blickte erschrocken auf. Sein erster Impuls war, nach der Türsicherung zu greifen, die zu seiner sichtlichen Erleichterung jedoch bereits heruntergedrückt war. Charlie bestätigte das, indem er den Türgriff mehrmals ohne Erfolg betätigte.
    »Polizei!«, wiederholte er. »Ich brauche Ihr Auto!«
    »Zeigen Sie mir noch einmal Ihren Ausweis«, sagte der Mann hinter dem Steuer mit zitternder Stimme, aber laut genug, dass man ihn durch das geschlossene Seitenfenster hören konnte.
    Charlies Hand fuhr wie ein Vorschlaghammer nach unten. Er gebrauchte die Handkante, die besonders abgehärtet war, nicht nur durch intensives Training, sondern auch durch gezielte Injektionen. Im richtigen Winkel angesetzt, wirkte sie wie eine Stahlkante. Mit einer einzigen fließenden Bewegung zerschmetterte Charlie die Scheibe hinter dem Fahrersitz und griff nach vorne, um die Türsicherung zu lösen. Mit der anderen Hand riss er die Fahrertür auf. Der Mann hatte nicht einmal Zeit, aufzuschreien, bevor ein Nackenschlag ihn bewusstlos zur Seite kippen ließ. Charlie

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