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Epsilon

Epsilon

Titel: Epsilon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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vor allem, wenn der Flug ins Ausland ging.
    Die Autobahn war inzwischen in beiden Richtungen sechsspurig. Charlie verkürzte den Abstand zu Fry, so weit er es wagen konnte, bereit, ihm zu folgen, sollte er rechts die Abfahrt zum MacArthur-Boulevard nehmen. Landende und startende Flugzeuge schwebten tief über ihren Köpfen am Himmel.
    Aber Fry bog nicht ab. Stattdessen fuhr er weitere zehn Minuten lang geradeaus, wechselte dann gleich zwei Spuren und signalisierte, dass er die Autobahn verlassen wollte. Er nahm die Bristol-Road-Ausfahrt in Richtung eines Ortes, der mit »Irvine-Spectrum« ausgeschildert war.
    Dahinter verbarg sich, wie sich herausstellte, ein großes Industriegelände mit Firmengebäuden: mehrere Hektar voller Glas und Stahl, die in der späten Nachmittagssonne glitzerten und funkelten. Einige der Gebäude waren von kleinen Parkanlagen und Landschaftsgärten umgeben. Dazwischen waren Gemüsefelder angelegt, die dem Anschein nach ausgesprochen sorgfältig gepflegt wurden.
    Charlie entdeckte Schilder, die industriellen Nutzraum zwischen 800 und 3000 Quadratmetern feilboten. Er schaute sich um und schätzte, dass einige der Parzellen weitaus größer sein mussten. Viele waren nach allen Seiten hin offen, andere waren eingezäunt und sahen wie Sperrgebiete aus.
    Sie fuhren nun über weniger belebte Straßen. Charlie blieb so weit zurück, wie er es wagen konnte, ohne den Blickkontakt zum weißen Transporter zu verlieren. Einige Blocks später setzte Fry den rechten Blinker und ordnete sich in der Mitte der Straße ein. Glücklicherweise bog auch ein Pickup-Laster an dieser Stelle ab, sodass Charlie sich nicht plötzlich alleine dicht hinter Frys Stoßstange wiederfand.
    Die Straße, in die sie einbogen, war noch weniger befahren und noch schmaler. Charlie spürte, wie der Bursche auf dem Beifahrersitz ihm misstrauische Blicke zuwarf. Charlie fuhr nicht gerade wie ein Mann auf der Flucht. Bald würde dem Gekidnappten ein Licht aufgehen, und er würde erkennen, dass sie den weißen Transporter verfolgten.
    Genau in diesem Augenblick bog Fry scharf nach links ab. Charlie machte keine Anstalten, ihm zu folgen, und fuhr gelassen weiterhin geradeaus. Aus den Augenwinkeln nahm er zwischen einer langen Reihe hoch gewachsener Eukalyptus-Bäume ein großes eisernes Tor wahr. Fry war bereits von den Sicherheitsposten hindurchgewinkt worden und fuhr nun eine kurvenreiche Auffahrt hinauf.
    Charlie hielt nicht an. Er hatte vor, zwei oder drei Kilometer zwischen sich und das Gelände zu bringen, bevor er den Wagen loswerden und zu Fuß zurückkehren wollte. Als er einen leeren Rastplatz entdeckte, bog er ab. Ohne ein Wort zu verlieren, schaltete er den Motor aus, zog den Zündschlüssel ab und stieg aus. Dann lehnte er sich durch das offene Seitenfenster und wandte sich an den noch immer verängstigten Besitzer des Wagens:
    »Vergessen Sie, was geschehen ist – es sei denn, Sie wollen mich wiedersehen.«
    »Ich werd’s vergessen. Bestimmt!«
    »Denken Sie daran: Ich weiß, wo Sie und Ihre Familie wohnen.«
    Der Mann schluckte schwer und wurde noch eine Spur bleicher, als er ohnehin schon war. Charlie warf ihm die Schlüssel zu; der Mann zuckte zusammen, als handele es sich um eine Granate. Charlie drehte sich um und verschwand zwischen den nahe stehenden Bäumen. Er hörte das Quietschen von Reifen und das Aufheulen eines überdrehten Motors und warf einen Blick über die Schulter zurück. Das Auto war bereits wieder auf der Straße und fuhr mit unvernünftig hohem Tempo davon. Charlie hoffte nur, dass der Mann nicht allzu früh von einer Polizeistreife angehalten werden würde und in seiner Panik die ganze Geschichte ausplauderte.
    Um ganz sicher zu gehen, war Charlie nicht in Richtung des Firmengeländes, sondern genau in entgegengesetzte Richtung aufgebrochen. Erst als der Wagen und sein Fahrer außer Sichtweite waren, machte er auf dem Absatz kehrt und steuerte auf die Anlage zu, in der Frys Transporter verschwunden war.
27
    Charlie brauchte nicht einmal fünfzehn Minuten, um einen geschützten Platz zwischen den Bäumen zu finden, von dem aus er das Gelände einsehen konnte, auf das Fry eingebogen war. Es sah ähnlich wie die meisten anderen Grundstücke der Umgebung aus: Laboratorien, Werkhallen, Büros – alle gitterförmig angeordnet, hier und da unterbrochen von frisch angelegten Rasenstreifen und kleinen Gärten, die die strenge Symmetrie auflockerten.
    Dennoch konnte Charlie sehen, dass sich mehr hinter

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