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Epsilon

Epsilon

Titel: Epsilon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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und Mund offen.«
    »Aber… wie lange sitze ich denn schon hier im Taxi?«
    Charlie sah im Rückspiegel, wie der Fahrer die Stirn in Falten legte.
    »Sind Sie sicher, dass Sie okay sind, Mister?«
    »Sagen Sie mir nur, wie lange ich schon in diesem verdammten Taxi sitze!«
    »Zwei, drei Minuten, höchstens.«
    Was zum Teufel war geschehen? War er ohnmächtig geworden? Oder hatte Marihuana-Hemd irgendeine Waffe gegen ihn benutzt? Wenn ja, welche?
    Charlies Gedanken wurden durch das Klingeln des Handys in seiner Jackentasche unterbrochen. Er nahm den Anruf an.
    »Ja?«
    »Was glauben Sie, was Sie da machen, Charlie?«
    Es war die Stimme von Control. Charlie spürte ein ungewohntes Gefühl der Panik in sich aufsteigen.
    »Antworten Sie mir, Charlie!«
    Charlie wusste nicht, was er sagen sollte. Er war zu sehr damit beschäftigt, die Tatsache zu verdauen, dass Control wohl hinter allem steckte, was ihm gerade widerfahren war. Control war es, der ihn verfolgen ließ, weil er wusste – oder zumindest den Verdacht hegte –, dass Charlie ihn bezüglich Kathy angelogen hatte. Das war die einzig logische Erklärung.
    »Charlie!«
    Charlie folgte einem Impuls und unterbrach die Verbindung. Das Handy klingelte fast augenblicklich wieder. Diesmal antwortete Charlie nicht, sondern öffnete bloß die Klappe auf der Rückseite und entfernte die Batterie. Natürlich bedeutete das nicht, dass man das Handy nun nicht mehr dazu benutzen konnte, ihn ausfindig zu machen. Vielleicht war ein kleiner Sender eingebaut. Charlie kramte auch seinen Piepser hervor und verstaute ihn zusammen mit dem Telefon in einem Hohlraum unter dem Sitz.
    »Fahren Sie an der nächsten Ecke rechts ran«, trug er dem Fahrer auf. »Ich steige hier aus.«
    »Sie wollten zum Yachthafen. Das ist eine Dreißig-Dollar-Fahrt!« Die Stimme des Mannes hörte sich entrüstet an.
    Charlie sah, dass das Taxameter erst sechs Dollar und ein paar Cent anzeigte. »Hier sind zwanzig«, sagte er, zog seine Brieftasche hervor und reichte dem Mann ein Bündel Geldscheine. »Und jetzt fahren Sie ran.«
    Der Taxifahrer tat, wie ihm geheißen. Charlie stieg aus und beobachtete, wie das Fahrzeug im Gewühl des Straßenverkehrs verschwand. Dann blickte er sich aufmerksam um. Er war sich ziemlich sicher, dass ihm niemand gefolgt war. Schließlich setzte er sich in Bewegung.
    Bin ich verrückt geworden? Er begann an sich selbst zu zweifeln. Control auf diese Weise herauszufordern und sich dermaßen in die Scheiße zu reiten? Und wofür? Für jemanden, den er über fünfzehn Jahre lang nicht gesehen hatte? Und der, allem Anschein nach, weitaus weniger über das Wiedersehen erfreut gewesen war als er selbst?
    Okay, vielleicht war er tatsächlich verrückt – auf jeden Fall verrückt genug, um die Sache jetzt, da er sie begonnen hatte, auch zu Ende zu führen. Wenn Kathy wirklich in Schwierigkeiten war, so sah es immer mehr danach aus, als steckten Leute aus Charlies eigenen Reihen dahinter und nicht der namenlose »Feind« da draußen, den Charlie stets als feste Größe akzeptiert hatte. Dieser Gedanke beunruhigte ihn. Er beschloss, herauszufinden, welches Spiel hier gespielt wurde. Und wer es spielte. Während er durch die Straßen wanderte, ging er in Gedanken seine Möglichkeiten durch. Als er den Taxifahrer bezahlte, hatte er gesehen, dass er nicht viel Bargeld bei sich hatte. Seine Kreditkarten konnte er nicht benutzen, ohne eine deutliche Spur zu hinterlassen. Mehrere Lösungen boten sich an, Diebstahl war eine davon. Dann bemerkte er, dass er an einer Kunstgalerie vorbeiging, und dachte an Virgil Fry. Fry schuldete ihm noch das Geld für seine letzten Gemälde. Wenn er zu Fry gelangen könnte, würde er Bargeld fordern, statt die Summe auf sein Konto überweisen zu lassen. Charlie wusste, dass er den wieselgesichtigen Mann problemlos würde überzeugen können, ihm diesen kleinen Gefallen zu tun.
    Glücklicherweise erinnerte Charlie sich an Frys Adresse von der spärlichen Korrespondenz her, die er mit ihm geführt hatte. Er wohnte in Pasadena. Ein erneuter Blick in seine Brieftasche zeigte Charlie, dass er gerade genug Geld hatte, um dorthin zu gelangen. Er machte einen weiteren Taxistand ausfindig, und zwanzig Minuten später stieg er ein paar Blocks von Frys Adresse entfernt aus.
    Hätte Charlie nicht nach Hausnummern Ausschau gehalten, dann wäre er glatt an Frys Laden vorbeimarschiert, ohne diesen eines zweiten Blickes zu würdigen. Er sah in Charlies Augen nicht gerade wie

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