Epsilon
Fahrstuhls war in schlichtem Grau gehalten, ohne Spiegel oder irgendein Dekor. West berührte einen anderen Knopf, und sie glitten lautlos und ohne zu rucken nach oben.
»Die Frage stellt sich also«, fuhr Control fort, »was wir nun mit ihm anfangen.«
West zuckte in einer Geste, die alles oder nichts bedeuten konnte, mit den Schultern. »Wie Sie bereits sagten, für Einsätze ist er nicht länger von Nutzen für uns. Wissenschaftlich gesehen können wir jedoch noch eine Menge von ihm lernen.«
Control warf dem kleineren Mann einen Seitenblick zu. »Sie wollen sagen, dass Sie ihn für weitere Experimente benutzen möchten?«
»Es gibt da ein paar Dinge, die ich gerne ausprobieren möchte. Immerhin«, fügte er hinzu, als er Controls zweifelnden Gesichtsausdruck bemerkte, »sind unsere Möglichkeiten stark beschränkt. Wir können ihn nicht freilassen, also müssen wir ihn eingesperrt halten oder… ruhig stellen. Oder wir benutzen ihn im Labor. Streng genommen ist er noch immer nichts weiter als ein Versuchstier.«
Control sog tief die Luft ein, bevor er sie mit einem langen Seufzer wieder ausstieß. »Ich nehme an, Sie haben Recht. Wenn wir noch etwas lernen können, dann haben wir auch die Verpflichtung dazu, es zu lernen.«
West antwortete nicht sofort. Er versuchte abzuschätzen, wie offen er den Gedanken formulieren konnte, der ihn am meisten beschäftigte. Schließlich meinte er vorsichtig: »Dr. Flemyngs weitere Mitarbeit wäre von größter Bedeutung. Ob sich das wohl einrichten lässt? Ich fürchte nur, dass ich selbst kaum eine Chance habe, sie zu mehr zu überreden, als sie bisher zu tun bereit war.«
Control räusperte sich und bestätigte damit wortlos, dass das Problem Dr. Flemyng in der Tat äußerst prekär war. »Bis heute bedauere ich am meisten«, sagte er, »dass wir sie überhaupt so eng an das Projekt binden mussten.«
»Da kann ich Ihnen nur zustimmen, Sir«, meinte West rasch.
»Allerdings hatten wir, wie Sie richtig bemerkt haben, unter den gegebenen Umständen keine andere Wahl. Und vergessen Sie nicht, was sie vorhatte.«
Der Fahrstuhl kam langsam zum Halt. Control erwiderte nichts, sondern wartete nur stumm darauf, dass die Tür sich öffnete. Die beiden Männer betraten einen hellen Korridor, der sich über die ganze Länge eines leicht gekrümmten Gebäudes zog. Die Außenwand bestand vollständig aus getöntem Glas und bot einen spektakulären Blick über den Irvine-Spectrum-Komplex. Die Sonne stand tief im Osten; es war früher Morgen.
Nach etwa dreißig Metern blieben sie vor einer von mehreren Türen stehen. West wandte sich an seinen Vorgesetzten: »Werden Sie mit Dr. Flemyng reden, Sir? So, wie wir es besprochen haben?«
Control nickte ernst. Das war keine Aufgabe, auf die er sich freute.
West öffnete die Tür, durchschritt sie jedoch nicht. Stattdessen zeigte er Control den Weg. »Dort hinunter, so weit Sie kommen, dann links, und dann sehen Sie eine blaue Tür. Ich bin in meinem Büro, falls Sie mich brauchen. Viel Glück, Sir.«
Control nickte stumm und machte sich auf den Weg. Kurz darauf stand er vor der blauen Tür, zögerte jedoch, bevor er sie öffnete. Schließlich drehte er den Türgriff und betrat den dahinter liegenden Konferenzraum. In der Mitte stand ein langer Tisch mit Stühlen auf jeder Seite, an den Wänden hing moderne Kunst. Die gegenüberliegende Wand bestand wie der Korridor, den er gerade verlassen hatte, aus getöntem Glas. Niemand hielt sich in dem Raum auf bis auf Susan, die ihm den Rücken zugewandt hatte und die Aussicht betrachtete. Als sie die Tür hörte, drehte sie sich um.
Ihre Augen weiteten sich erstaunt, und sie stieß vor Überraschung und vor Freude hörbar den Atem aus. Sie rannte ihm entgegen und umarmte ihn, vor Erleichterung gleichzeitig lachend und weinend.
»Daddy! Gott sei Dank, du lebst! Ich dachte schon… Ich dachte, sie hätten dich…«
Amery Hyde hielt sie fest in den Armen und streichelte ihr übers Haar.
»Schon gut, mein Schatz. Beruhige dich. Alles wird gut.«
VIERTER TEIL
45
Sie saßen an einem Ende des langen Tisches und hielten sich an den Händen.
»Ich glaube nicht, dass sie jemals vorhatten, mich zu töten«, erklärte Amery Hyde. »Oder Christopher. Sie mussten nur irgendwie sicherstellen, dass du den Mund hältst, und uns beide zu bedrohen war der einzige Weg dazu.«
»Aber sie hätten dich getötet, wenn es nötig gewesen wäre. Diese Leute scheuen vor nichts zurück.«
»Vielleicht. Ich kann
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