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Epsilon

Epsilon

Titel: Epsilon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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war.«
    Charlie setzte sich wieder auf die Bettkante, beugte sich vor und fasste sich mit beiden Händen an den Kopf. »Ich glaube, ich werde verrückt.«
    »Sie sind nicht verrückt, Charlie. Sie sind nur dabei zu begreifen, wie die Welt funktioniert. Was getan werden kann, das wird auch getan. Die Menschen streiten sich darüber, was man tun sollte und was besser nicht, aber das spielt letztendlich keine Rolle. Wenn es getan werden kann, dann wird es getan.«
    Charlie schwieg eine Weile, dann sagte er: »All die Frauen um mich… Verraten Sie mir eins: Haben Sie auch das alles arrangiert?«
    Controls Kopfnicken war kurz und knapp. »Die meisten standen auf unserer Gehaltsliste. Sie wussten nichts über Sie – für sie waren Sie einfach nur ein weiterer Kunde.«
    »Die meisten?«
    Erneut huschte ein schwaches Lächeln über Controls Gesicht. »Um ehrlich zu ein, einige der Bekanntschaften gingen allein auf Ihr Konto. Sie sind ein gut aussehender Bursche, Charlie – schauen Sie in den Spiegel! Viele Männer beneiden Sie um Ihr Aussehen.«
    Über dem Waschbecken war ein kleiner, unzerbrechlicher Spiegel in die Wand eingelassen, doch Charlie warf nicht einmal einen Blick in die Richtung. Eitelkeit, was sein Aussehen betraf, verspürte er schon lange nicht mehr. Stattdessen ließ er Control nicht aus den Augen, während er angestrengt versuchte, die Scherben seines zerbrochenen Universums irgendwie wieder zusammenzusetzen.
    »Also, warum werde ich dann trotz allem, was Sie sagen, das Gefühl nicht los, dass Dr. Flemyng nicht ganz dazugehört?«
    Control sah ihn an, und seinem Gesicht war ein Interesse abzulesen, das Charlie schon früher an ihm bemerkt hatte, immer dann, wenn er, Charlie, etwas sagte, was Control nicht vorausgeahnt hatte.
    »Ist das Ihr Eindruck?«
    »Der Eindruck, dass sie das alles nur widerwillig tut? Ja, absolut.«
    »Sehr scharfsinnig von Ihnen, Charlie. Sie verstehen die Körpersprache besser als irgendjemand sonst, den ich kenne. Das ist eine der Entdeckungen, die wir bei Schimpansen gemacht haben: diese von der rechten Hirnhälfte gesteuerte Intuition.«
    »Also habe ich Recht?«
    Control seufzte und erhob sich. Charlie sah zu, wie er zur Tür ging und klopfte, damit ihm geöffnet wurde. Offensichtlich war ihr Gespräch beendet.
    »Dr. Flemyng ist eine brillante und sehr engagierte Frau«, sagte Control und drehte sich noch einmal zu Charlie um. »Sie hat ihre Gründe für das, was sie tut.«
    Und damit trat er in den Korridor hinaus. Hinter ihm fiel die Tür wieder ins Schloss.
44
    Vor Charlies Zelle befand sich ein Vorraum mit einem weiteren schweren Tor, das von einer Wache auf der anderen Seite bedient wurde. Control durchschritt die Sicherheitsschleuse und betrat einen Raum, in dem drei weitere Wachen auf bequemen Stühlen saßen, Karten spielten, Kaffee tranken und fernsahen. Auf einem eigenen Schirm war Charlies Zelle zu sehen, aufgenommen von einer Kamera in der Decke. Control blieb stehen, um einen Blick darauf zu werfen, und sah, dass Charlie völlig bewegungslos dastand und ins Nichts starrte.
    Latimer West stand in der Tür am anderen Ende des Zimmers. Er erwartete Control mit unterwürfiger Geduld, die keinen Zweifel daran ließ, wer von beiden der Ranghöhere war. Als Control sich schließlich von dem Monitor abwandte, trat West zur Seite, um ihn durch die Tür zu lassen und ihm dann zu folgen.
    »Nun, Sir«, sagte er, nachdem sie eine Zeit lang schweigend nebeneinanderher gegangen waren, »was halten Sie von der Sache?«
    »Er leidet, Latimer. Mehr, als ich jemals für möglich gehalten hätte. Seine Intelligenz ist ein echtes Problem.«
    »Ich stimme Ihnen zu. Es ist eine Frage der Feinabstimmung. Es ist schwer, das rechte Maß zu finden, obwohl wir, wenn wir es erst einmal geschafft haben, in der Lage sein werden, den Prozess beliebig oft zu wiederholen.«
    Für eine Weile schritten sie stumm weiter.
    »In diesem Gemütszustand kommt er für Einsätze nicht in Frage«, sagte Control schließlich. In seiner Stimme lag eine Spur von Ungeduld. »Wir könnten uns nicht darauf verlassen, dass er voll konzentriert ist und unseren Befehlen bedingungslos gehorcht. Und was noch schwerer wiegt: Er weiß inzwischen zu viel.«
    Control ließ den Satz so im Raum stehen, ohne auszusprechen, was er implizierte, jedoch wohl wissend, dass West ihn verstand.
    Sie erreichten einen einzelnen Fahrstuhl. West berührte einen Knopf, und die Türen öffneten sich augenblicklich. Das Innere des

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